Anzeichen für Insolvenz häuften sich in den vergangenen Tagen Mitarbeiter von Max Bahr haben Angst

Von Ulrike Sommerer
 Foto: red

40 Mitarbeiter von Max Bahr sind in Bayreuth von der Insolvenz des Baumarktes betroffen. Von der Pleite des Unternehmens haben sie aus den Medien erfahren. Jetzt haben sie Angst vor der Zukunft. Dass es soweit kommen könnte, haben sie jedoch schon geahnt. In den vergangenen Wochen häuften sich die Anzeichen für eine Insolvenz.

 
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Angst? Der Blick der Frau geht ins Leere. Es dauert einige Augenblicke, bis sie antwortet. Ja, sie habe Angst. Angst, ihren Job zu verlieren. Angst, vor dem Nichts zu stehen. Angst, wie es jetzt weitergehen soll. Dann fängt sie sich. „Abwarten“, sagt sie nur. Sie und ihre Kollegen bei Max Bahr haben von der Insolvenz des Baumarktes aus den Medien erfahren. 40 Angestellte sind in Bayreuth davon betroffen. Und wie es weitergehen soll, weiß niemand.

Mitarbeiter wollen nicht sprechen

Wobei – geahnt, dass es soweit kommt, habe man es schon. In der vergangenen Woche war, nach der Pleite des Praktiker-Baumarktes, auch bei Max Bahr Ware abgedeckt worden. Lastwagen sind wieder vom Hof gefahren, ohne die Lieferung in Bayreuth zu lassen. „Da weiß man doch schon, was läuft.“ Trotzdem herrscht jetzt eine gewisse Ratlosigkeit und Furcht vor der Zukunft. Darüber reden wollen die Mitarbeiter nicht. Die stellvertretende Filialleitung verweist an die Pressestelle in Hamburg. Auch untereinander sprechen die Mitarbeiter nicht über das, was da gerade geschieht. „Was sollen wir schon sagen?“ Und: „Was sollen wir jetzt auch schon tun?“ Außer aufs Arbeitsamt zu gehen, sich nach neuen Jobs umzuhören. Irgendwie werde es wohl weitergehen. Muss ja.

An der Tür und an der Information weist ein unscheinbarer Zettel darauf hin, was die Insolvenz für die Kunden bedeutet: Rücknahme von originalverpackten Waren nur gegen andere Ware, keine Barauszahlung. Aufträge können nicht storniert werden, Gutscheine können nicht angenommen werden.

Matthias Distler aus Pottenstein beschert die Insolvenz gerade ein Windrad. Er wollte ein Starkstromkabel, das er vergangene Woche gekauft hatte, zurückgeben, es passte nicht. Sein Geld bekam er nicht zurück, durfte sich aber andere Ware im Wert des Kabels aussuchen. Er lädt Kies und Holzkohle auf seinen Einkaufswagen – in der Summe etwas zu wenig. Distler nahm noch ein Windrad mit, zahlte ein paar Cent drauf. „Jetzt bin ich aus Pottenstein nach Bayreuth gefahren, nur um Sachen mitzunehmen, die ich nicht unbedingt brauche.“

Ein anderer Kunde will einen Gutschein einlösen, der ihm vergangene Woche geschenkt worden war. Gestern wäre er noch 80 Euro wert gewesen. Heute nichts mehr. Auch Anzahlungen für Ware, die Kunden bestellt haben, sind in der Insolvenzmasse verschwunden. Wer die bestellte Ware dennoch möchte, muss sie noch einmal komplett bezahlen.

Von der Insolvenz betroffen sind nicht nur die Mitarbeiter von Max Bahr. Auch der Imbissbetrieb Widmann, dessen Verkaufswagen auf dem Parkplatz steht, und die Geseeser Landbäckerei. Die Bäckerei hat einen Verkaufsstand im Eingangsbereich des Marktes. „Wir stehen genauso vor einem großen schwarzen Loch, wie die Mitarbeiter von Max Bahr“; sagt Inhaberin Silvia Schatz-Seidel. An ihren Vertrag mit dem Baumarkt gebunden, könne sie nun nicht einfach gehen. „Ob wir drinbleiben dürfen oder nicht, steht jetzt alles in den Sternen.“ Zwei Frauen teilen sich die Arbeit hinter dem Tresen der Bäckerei. Auch sie wissen nicht, wie es weitergeht.

Foto (Archiv): Harbach

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