Annika und Svenja erzählen Demenz ist, wenn der Opa nichts mehr weiß

Von Ulrike Sommerer
Annikas und Svenjas Opa leidet an der Krankheit Alzheimer. Wenn man diese Krankheit hat, vergisst man alles. Der Opa hat auch vergessen, dass Annika und Svenja seine Enkelinnen sind. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Früher hat der Opa noch mit Annika gemalt. Das konnte er gut. Ob er es jetzt noch kann? Annika weiß es nicht. Opa malt nicht mehr. Wahrscheinlich hat er vergessen, was Malen ist.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Annikas und Svenjas Opa hat Alzheimer. „Das ist eine Krankheit, da vergisst man mehrere Sachen und irgendwann weiß man gar nichts mehr“, erklärt Svenja. Sie ist neun Jahre alt und kann sich gar nicht erinnern, wie der Opa so war, vor der Krankheit. Ihre Schwester Annika ist zwölf Jahre. Sie kann sich an ihren Opa erinnern, wie er früher war. Seit acht Jahren ist er anders.

Es kam langsam. Der Opa hat Sachen vergessen. Hat behauptet, seine Freunde würden ihn nicht mehr fragen, ob er etwas mit ihnen unternehmen möchte. Dabei hatte er nur vergessen, dass sie längst etwas ausgemacht hatten. Mit jeder Woche, jedem Monat, jedem Jahr vergaß der Opa mehr. Heute weiß er nicht einmal mehr, dass die Frau, die bei ihm lebt, seine Frau ist. „Ich stelle mich ihm jedes Mal wieder vor, wenn ich in sein Zimmer komme“, sagt die Oma. Und auch Svenja und Annika sagen, wer sie sind, wenn sie an sein Bett treten. „Wir gehen hin, sagen Hallo Opa, dann lacht er und Papa erklärt, wer ihn gerade besucht.“

Wie bekommt man Alzheimer?

Alzheimer ist eine Form von Demenz. Man sagt, Menschen werden dement, wenn sie vergesslich werden. Svenjas und Annikas Opa wird bald 81 Jahre alt. Die Krankheit hat etwas mit dem Altwerden zu tun. Denn dann lagert sich Kalk im Gehirn ab. Diese Krankheit kann aber auch durch einen Unfall entstehen, wenn zum Beispiel dadurch das Gehirn verletzt wurde. Demenz ist nicht heilbar.

Manchmal werden demente Menschen in einem Pflegeheim betreut und versorgt. Svenjas und Annikas Opa lebt Zuhause bei seiner Frau. Die Oma hat, als sie jung war, Krankenschwester gelernt. Deshalb weiß sie, wie Menschen gepflegt werden. Dieses Wissen hilft ihr jetzt, ihren Mann zu pflegen. Svenja findet gut, dass ihre Oma das tut. „So kann er wenigstens bei ihr sein.“ Die Oma ist den ganzen Tag damit beschäftigt, sich um den Opa zu kümmern. Denn alles dauert auch länger. Etwa eine Stunde braucht sie morgens, bis der Opa angezogen und gewaschen ist und seine Medikamente genommen hat. Die Oma hat extra einen Kurs gemacht. Dort ging es um die spezielle Pflege von dementen Menschen. Denn hier müsse manchmal auch mit Tricks gearbeitet werden. Zum Beispiel passiert es, dass demente Menschen weglaufen. Sie können sich ja nicht daran erinnern, dass sie in diesem Haus, in dem sie sind, daheim sind. Svenja und Annikas Oma hat jetzt alle Fenster und Türen mit Vorhängen und Tüchern verhängt. Das hält den Opa vom Weglaufen ab.

Manchmal sitzt der Opa in einem Stuhl im Wohnzimmer. Svenja und Annika spielen dann vor ihm auf dem Boden. Sie bauen Dominosteine auf, lassen sie umfallen. „Da lacht der Opa immer“, sagt Annika. „Manchmal sagt Opa etwas, das nicht zum Thema passt. Aber meistens hört er besser zu, als andere.“ Für die Mädchen ist das ganz normal, dass Opa ist, wie er ist. „Ich bin froh, wenn ich meinen Opa sehe. Ich bin doch froh, dass er noch da ist“, sagt Annika.

Buchtipp: „Demenz, ist das ein Tier wie Krebs? Mit Kindern über Demenz reden“ ist ein Buch, das eigentlich für Erwachsene gedacht ist. Ein Teil des Buches richtet sich aber auch an Kinder. Dort findet ihr eine Geschichte zum Thema und Antworten auf Fragen zum Thema. Das Buch ist im Verlag modernes lernen erschienen und kostet knapp 20 Euro.

Bilder