Der 1. FC Köln hatte einen solchen Antrag angekündigt und in einem Schreiben an die DFL seine Beweggründe erörtert. "Auf keinen Fall sollten die derzeitigen Fanproteste längerfristig andauern oder sogar zunehmen", zitierte die "Frankfurter Rundschau" am Montag aus dem Brief. Mit einer neuerlichen Debatte aller Clubs mit den eigenen Mitgliedern und Fans sowie einer Neuabstimmung würde "der deutsche Profifußball über diesen Schulterschluss mit seiner Basis Respekt und Größe" dokumentieren.
Die DFL will für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren. Bei der Abstimmung der 36 Proficlubs über den Deal war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Aufgrund der umstrittenen Rolle von Hannover-Geschäftsführer Kind steht der Verdacht im Raum, dass bei dem Votum ein Verstoß gegen die 50+1-Regel vorgelegen haben könnte.
Kind selbst äußert sich nicht zu seinem Votum
Hannovers Vereinsführung hatte Kind angewiesen, gegen den Investoren-Einstieg zu stimmen. Das Abstimmungsergebnis und die öffentlichen Bekenntnisse von Antragsgegnern lassen jedoch darauf schließen, dass der 79-Jährige mit Ja gestimmt und dem DFL-Plan damit zur nötigen Mehrheit verholfen hat. Kind selbst äußert sich nicht zu seinem Votum. "Wie ich gestimmt habe, das weiß nur ich. Das weiß keiner, alles andere ist Spekulation, und deshalb lehne ich eine Diskussion um dieses Thema ab", beharrte er bei NDR Info.
Den Vereinen geht es bei ihrer Forderung nach einer Neuabstimmung vornehmlich um eine rechtliche Absicherung des Prozesses. "Diese Verdachtsmomente müssen vollständig ausgeräumt werden", hatte Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller am Sonntag erneut bekräftigt. Es gehe in erster Linie darum, "für Rechtssicherheit und Akzeptanz zu sorgen."
Die Fans hoffen dagegen auf ein endgültiges Aus der Investoren-Pläne, die im vergangenen Mai schon einmal gescheitert waren. Sollten die massiven Proteste und Störungen in den Bundesligastadien letztlich zu diesem Ergebnis führen, rechnet Kind mit einem Schaden für den deutschen Profi-Fußball. "Es hat nach meiner Befürchtung auch Auswirkungen auf die Verhandlungen der Fernsehverträge der Zukunft. Und auf Sponsoren", sagte der Mehrheitsgesellschafter des Zweitligisten. Scheitere der Einstieg eines Investors, sei dies eine Stagnation, sagte Kind. "Und Stagnation bedeutet auch immer Rückschritt."