Angriff: Kein islamistischer Hintergrund

Nach dem Angriff ist der Bahnhof abgesperrt, Polizei und Spurensicherung sind vor Ort. Foto: Andreas Gebert/dpa Foto: red

Er stach wie wild zu. Vier Männer wurden am Dienstagmorgen in Grafing nahe München Opfer einer blindwütigen Tat. Ein 56-Jähriger stirbt. Nach Angaben von Innenminister Joachim Herrmann hatte der Angreifer, der bei seiner Festnahme barfuß war, psychische Probleme.

 
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Der Täter sticht ohne Vorwarnung zu. Er betritt an diesem Dienstag am Bahnhof im oberbayerischen Grafing (Landkreis Ebersberg) gegen 4.50 Uhr die erste nach München fahrende S-Bahn und greift einen Fahrgast mit dem Messer an. Danach sticht er am Bahnsteig auf einen weiteren Mann ein, ehe er zum Bahnhofsvorplatz geht und dort zwei Radfahrer niedersticht. Eines der Opfer, ein 56 Jahre alter Mann aus der Region, erliegt wenig später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Die drei anderen Männer im Alter von 58, 43 und 55 Jahren werden schwer verletzt.

Noch sind die Hintergründe der schrecklichen Bluttat nicht vollständig aufgeklärt. Nur so viel steht fest: Der kurz nach der Tat festgenommene mutmaßliche Täter ist deutscher Staatsangehöriger - und war bei seiner Festnahme barfuß. «Der Täter machte Äußerungen bei der Tat, die auf eine politische Motivation schließen lassen», teilen Staatsanwaltschaft und Bayerisches Landeskriminalamt (LKA) zunächst mit. Die Tatwaffe wurde sichergestellt.

Was genau er rief, wollen die Ermittler zunächst nicht sagen, auch nicht, dass er angeblich den Namens Allahs rief. Zeugen wollen es gehört haben. Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer berichtet lediglich von Aussagen, wonach der Täter von ungläubigen Menschen sprach, die er töten wolle.

Doch echte Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund gibt es nicht. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) berichtet am Mittag, der aus Hessen stammende Mann sei zuletzt wegen psychischer Auffälligkeiten und wegen Drogenkonsums in Erscheinung getreten. Der Angreifer habe seine Tat bereits eingeräumt. Das LKA und die Staatsanwaltschaft wollten am Nachmittag (15.00 Uhr) in München auf einer Pressekonferenz über weitere Details der Tat informieren.

Stunden nach der Tat sind Beamte in weißen Kapuzenanzügen am Bahnsteig mit der Spurensicherung beschäftigt. Ein Spurensicherer spricht seine Beobachtungen in ein Diktiergerät. Blutspuren am Bahnsteig deuten daraufhin, dass der Täter wie wild auf seine Opfer einstach. Der Zug, in dem er einen der Männer angriff, ist nach wie vor sichergestellt. Auch dort sichern Beamte Spuren. Der rund 30 Kilometer östlich von München gelegene Bahnhof ist teils mit rot-weißen Flatterbändern abgesperrt.

Auf der Treppe zum Bahnsteig hat Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr ein Blumengesteck niedergelegt. Obermayr zeigt sich geschockt: «Wir sind ein absolut friedliches oberbayerisches Kleinstädtchen im Münchner Umfeld», sagt sie dem Sender n-tv. «So was ist absolut neu und erschüttert hier die Menschen wirklich zutiefst, die so was halt nur aus dem Fernsehen kennen. Aber dass das hier vor Ort passiert, das ist absolut unfassbar.»

Noch während am Morgen die Ermittlungen am Tatort anlaufen, wird der Zugbetrieb wieder freigegeben. Nur die rote S-Bahn, in der der Täter zustach, und Gleis 1 samt Bahnsteig sind noch gesperrt.

dpa

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