Das galt zuletzt vor allem bei seiner Kritik am FC Bayern München und der Kontroverse mit Trainer Thomas Tuchel. Matthäus bringe „die Autorität mit, auch kritische Themen offen anzusprechen“, sagte von Thien. Der Rekord-Nationalspieler selber sagte dazu der Deutschen Presse-Agentur: „Experten haben das Recht, ihre Meinung kundzutun. Deswegen sind sie da.“
Gerade nach dem Bayern-Sieg gegen Dortmund wurde sichtbar, was der Kölner Medienwissenschaftler Christoph Bertling so beschreibt: „Hier wird die sachliche Analyse in ein höchst emotionales Umfeld verlegt. Die Analyse ist dann ein Emotions- und Spannungserhitzer.“
„Meinungsstark und auch rhetorisch immer besser“
Tuchel hatte Tage zuvor bereits ironisch angemerkt, er erkenne bei Matthäus - und bei dem ebenfalls für Sky tätigen Dietmar Hamann - keine „Weiterentwicklung“. Zumindest bei Matthäus stimmt eher das Gegenteil. „Er hat eine unglaubliche Entwicklung gemacht“, lobte etwa Sky-Chefredakteur Rösner. „Er hat sehr viel über Fernsehen und Medien gelernt, ist meinungsstark und auch rhetorisch immer besser geworden.“ Das passt zu Matthäus’ eigener Einschätzung: „Thomas Tuchel ist nicht der Meinung, dass ich mich verbessert habe, aber vielleicht sind es andere.“
Matthäus hat sich dafür auch schulen lassen. Der frühere Spieler und Trainer hat nach seiner Fußball-Karriere praktisch einen neuen Job gelernt. Zu seiner eigenen Entwicklung sagte der 62-Jährige: „Wenn ich auf die letzten zehn Jahre zurückschaue, kann jeder sagen, dass ich mit bestimmten Dingen kritisch umgehe. Ich spreche die Sachen an, die ich sehe, und spreche nichts an, was ich nicht sehe oder fühle.“ Seine Arbeit sei „nicht weit auseinander von der eines Journalisten“, erklärte Matthäus. „Im Endeffekt beurteilen wir das, was wir sehen. Und dass wir nicht alles gleich sehen, ist ja auch völlig normal.“
„Ich versuche, so natürlich wie möglich zu sein“
Seine Jobs bei RTL und Sky sieht der inzwischen begehrte TV-Experte durchaus differenziert. Das seien „unterschiedliche Richtungen“, sagte Matthäus: RTL sei mehr Unterhaltungsprogramm, „da sind mehr Pausen, weil mehr Werbung geschaltet wird. Da muss man sich drauf einstellen.“ Bei Sky habe er „die Zeit, tiefer reinzugehen und dem Zuschauer etwas zu erklären. Bei RTL stehst du unter Strom, weil du Zeitdruck hast. Dann stehst du in der Halbzeit, hast nur zwei Minuten und musst fünf Tore erklären.“ So oder so gelte für ihn aber: „Ich versuche, so natürlich wie möglich zu sein und den Leuten das so einfach wie möglich zu erklären.“