Amokschütze kommt in Psychiatrie

Nach dem Amoklauf: Polizeibeamte untersuchen im Juli 2015 in Tiefenthal, einem Ortsteil der Gemeinde Leutershausen im Landkreis Ansbach den Tatort. Foto: Daniel Karmann/dpa Foto: red

Zwei Menschen tötete er auf seiner Amokfahrt durch Mittelfranken im vergangenen Sommer: Der 48-Jährige sah in ihnen Werwölfe und Vampire. Nun kommt er auf unbestimmte Zeit in die Psychiatrie.

 
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Der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Neuhof sagte in seinem Schlussvortrag, der 48-Jährige habe die Taten aufgrund einer paranoiden Schizophrenie begangen. Aufgrund seiner Krankheit sei er schuldunfähig.

Vom Vorwurf des zweifachen Mordes rückte der Ankläger in dem Sicherungsverfahren ab, denn das Mordmerkmal der Heimtücke sei wegen der psychischen Krankheit des Mannes nicht erfüllt. Der Verteidiger des 48-Jährigen, Benjamin Schmitt, schloss sich den Ausführungen des Anklägers weitgehend an.

Im Juli 2015 soll der 48-Jährige in zwei Ortsteilen von Leutershausen bei Ansbach zuerst eine 82 Jahre alte Frau und danach einen 72 Jahre alten Radfahrer erschossen haben. Danach fuhr er laut Anklage weiter und schoss auf eine Autofahrerin und später auf einen Traktorfahrer. In diesen beiden Fällen plädierten Anklage und Verteidigung jeweils auf versuchten Totschlag, im Fall des Traktorfahrers in Verbindung mit gefährlicher Körperverletzung. Der Mann erlitt leichte Schnittverletzungen durch umherfliegende Glassplitter. An einer Tankstelle in Bad Windsheim konnten Mitarbeiter den Mann schließlich überwältigen und festhalten, bis die Polizei eintraf. Rund eineinhalb Stunden lang hatte die Amokfahrt bis dahin gedauert.

Der Ankläger sagte, der Beschuldigte habe aufgrund seiner Krankheit und seines langjährigen Cannabis-Konsums «jeden Bezug zur Realität verloren». Es habe keinerlei Hinweise gegeben, dass die Taten in irgendeiner Weise geplant waren. Die Rentnerin und der Radfahrer seien Zufallsopfer gewesen.

Die Unterbringung im Krankenhaus solle zeitlich unbefristet sein, werde aber jährlich überprüft. Würde der Mann nicht eingewiesen, bestehe eine «sehr hohe Wahrscheinlichkeit für weitere ähnliche Taten», sagte Neuhof.

Im Gegensatz zum Staatsanwalt sahen Vertreter der Nebenklage in den Angriffen auf die Autofahrerin und den Traktorfahrer sehr wohl versuchten Mord. Außerdem forderten zwei Nebenklage-Vertreterinnen den Gesetzgeber zu strengeren Kontrollen von Waffenbesitzern auf psychische Krankheiten sowie Drogen- und Alkoholabhängigkeit auf. Eine der Anwältinen kritisierte zudem, dass Sportschützen wie der 48-Jährige Waffen und Munition bei sich zu Hause aufbewahren dürfen.

dpa

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