Denn die Schule hat sie gut vorbereitet auf den Tag. Es sei wichtig, die Erinnerung immer wieder neu mit Leben zu füllen, sagt Schulleiter Sven Kubick. Die Schülerinnen und Schüler müssten lernen, an wen erinnert werde und warum. "Für uns ist dieser Tag kein Tag wie jeder andere", sagt Kubick. Im Jahr nach dem Amoklauf wechselte er an die Winnender Schule nordöstlich von Stuttgart. Seither hat er miterlebt, wie sich die Erinnerung verändert. Immer öfter stellten Schülerinnen und Schüler Fragen, weil sie sich wegen ihres Alters nicht an den Tag erinnern könnten.
"Diese Tat hat das Leben in der Stadt geprägt"
In der Eingangshalle ihrer Realschule geben Dutzende von gefalteten bunten Stoffblüten einen geschwungenen Weg vor, durch den Flur, die Treppe hinauf, die damals auch der Täter hochkam, bis vor den Gedenkraum der Schule, dem Raum 1.10. Hier, in diesem ehemaligen Klassenzimmer, starben damals sechs junge Menschen durch die Hand des geübten Sportschützen. 15 graue, kniehohe Gedenkpulte stehen in diesem Raum, eines für jedes Opfer. Ein großes Foto auf jedem Pult, eine Gedenkkerze, persönliche Erinnerungen, Stofftiere, hier oder dort eine frische Blume, eine kleine albanische Fahne.
Nicht nur ehemalige Schülerinnen und Schüler sind an diesem Tag hier willkommen, die Schule ist offen für jeden. Das Interesse hat sicher abgenommen, es sind viele neue Menschen nach Winnenden gezogen, andere nicht mehr dort. "Aber diese Tat hat das Leben in der Stadt geprägt", sagt OB Holzwarth. "Der Gedenktag gibt uns die Gelegenheit zum Erinnern. Und die Möglichkeit zur Reflexion." Wie lange die Feier dazu noch im Winnender Kalender steht, das entscheiden vor allem die Angehörigen der Opfer. Es habe in diesem Jahr das deutliche Interesse gegeben, erneut zusammenzukommen, sagt der CDU-Kommunalpolitiker.