Lindner hat keine Patienten, sondern Klienten oder zu Betreuende. So auch die 57-Jährige irgendwo aus dem südlichen Landkreis, bei der er zweimal in der Woche ist. Sie will nicht erkannt werden, hat Angst vor der Reaktion ihrer Familie. „Ich bin mit meinem Alltag nicht mehr zurecht gekommen, hatte Angstzustände, eine akute Krise“, erklärt sie. Das Ganze kam im Erwachsenenalter, nach der Scheidung. Vorher hat sie eine Lehre gemacht, dann sich ausschließlich um die Familie, die Kinder gekümmert. „Es war eine schleichende Entwicklung“, sagt sie. Irgendwann konnte sie nichts mehr machen. „Ich saß nur noch auf dem Sofa“, sagt sie, jedes Wort abwägend. Keiner soll sie erkennen. Eines Nachts sind die Angstzustände zu groß, eine Nachbarin bekommt das mit und holt den Notarzt, sie kommt ins Bezirkskrankenhaus. Dort schlägt man ihr vor, ambulant betreutes Wohnen in Anspruch zu nehmen. Nach kurzer Überlegung und einem ersten Kennenlernen von Lindner willigt sie ein. Sie will in ihrer Wohnung bleiben und alleine ist das derzeit nicht zu schaffen.