Wie erklärt die Philosophin den Erfolg von Google und Facebook? Eine Vielzahl von Menschen gibt ihre Daten offenbar bedenkenlos an Unternehmen, beim Staat sind sie misstrauisch – warum?
Gehring: Eine schwierige Frage. Offenbar ist das Systemvertrauen enorm, und ich werde den Verdacht nicht los, dass es letztlich auf kindliche Weise die Politik unserer Politiker ist, der wir da vertrauen. Eine Art Glaube an das Gute im Rechtsstaat: Da diese Dienste nicht verboten sind, können sie nicht wirklich gefährlich sein. Das ist der Schluss den wir ziehen – zumal ja alle Leute diese Dienste nutzen. Und sie sehen ja auch aus wie fröhliche Spielzeuge, bis hin zum Layout. Ich vermute, in einem totalitären Regime geht man auch mit Google und Facebook sehr viel vorsichtiger um. Nicht nur aus Angst vor politischer Verfolgung. Sondern weil man auch nicht so daran gewöhnt ist, der eigene Staat könne und werde einen vor den üblen Absichten und Marktinteressen von Unternehmen schützen.