Die EU-Staaten sollen zudem Ausnahmen von Umweltanforderungen erlassen können, wenn "im Falle unvorhergesehener klimatischer Bedingungen" Landwirte die Regeln nicht einhalten können. Zudem ist vorgesehen, kleine Betriebe mit einer Fläche von weniger als zehn Hektar von Kontrollen und Strafen zu befreien.
Lakner sieht diese Änderungen als Rückschritt. Brachen seien für die Biodiversität wichtig, Empfehlungen aus der Wissenschaft seien ignoriert worden. Auch der Verzicht auf Kontrollen sei problematisch, dadurch könne man nicht damit rechnen, dass Umweltregeln eingehalten würden. "Mit diesen Änderungen verliert die EU-Kommission jede umweltpolitische Glaubwürdigkeit", sagte Lakner.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) teilte mit, dass Landwirte auch unabhängig von der EU-Agrarpolitik zu einer umweltverträglichen Landwirtschaft stünden. Der Verband dringt darauf, dass Deutschland seine nationalen Regeln ändert, damit sich umweltfreundliche Maßnahmen von Landwirten - dazu zählen etwa Blühstreifen für Bienen und andere Tiere - mehr lohnen. Auch die FDP-Agrarpolitikerin Carina Konrad pocht auf bessere Anreize für Landwirte. "Effiziente Umweltpolitik funktioniert nicht durch pauschale Flächenstilllegung", sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Die Bundesregierung hatte den Lockerungen auf EU-Ebene wegen Bedenken mit Blick auf den Umweltschutz nicht zugestimmt. "Nach der regierungsinternen Diskussion, hat sich Deutschland letztlich enthalten, weil die Vorschläge der EU-Kommission eine pauschale Absenkung der Schutzstandards bedeuten", teilte das von den Grünen geführte Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Die Umweltorganisation WWF sprach mit Blick auf bestimmte Änderungen von mit Steuergeldern subventioniertem Politikversagen.
Bauernvertreter: Dringend benötigte Erleichterung
"Für die landwirtschaftlichen Betriebe bedeuten die beschlossenen Änderungen in erster Linie eine dringend erforderliche erste Erleichterung", teilte DBV-Präsident Joachim Ruckwied mit. Die Bundesregierung sei nun gefordert, den EU-Vorschlag eins zu eins umzusetzen. Weitere Entlastungen müssten von einer neuen EU-Kommission jedoch konsequent fortgesetzt werden. Im Sommer wird nach der EU-Wahl auch die EU-Kommission neu besetzt. Konrad spricht von einem "direkten ökonomischen Vorteil", den Betriebe hätten, wenn sie künftig weniger Flächen brach liegen lassen müssten.
Lakner rechnet mit geringfügigen Erleichterungen für Betriebe. "An den Hauptursachen von Bürokratie in der Landwirtschaft, nämlich den Melde- und Dokumentationspflichten in der Tierhaltung, ändert sich dagegen nichts", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Umweltprobleme verschwänden durch die Erleichterungen nicht, sodass damit zu rechnen sei, dass ähnliche oder strengere Umweltregeln kurz- oder mittelfristig zurückkommen würden.