Afrika-Filmfest Ein anderer Blick auf einen unbekannten Kontinent

Szene aus dem Film „Mami Wata“ (2023). Foto:  

Sechs Nächte, acht Filme: Zum 15. Mal sind beim afrikanischen Filmfestival in Bayreuth filmische Erzählungen zu erleben, die sonst nicht im Kino zu sehen sind.

 
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Das Filmfestival Cinema Africa startet am 21. Januar und dauert bis 26. Januar. Afrika-Liebhaber, Filmfreunde und ja auch Weltenbummler könnten sich von den Filmen aus und über Afrika angesprochen fühlen. Die Geschichten nehmen den Zuschauer mit auf eine Reise durch Afrika und erzählen vom Alltag der Menschen.

Ute Fendler, Professorin für Romanische Literaturwissenschaft und Komparatistik an der Universität Bayreuth, rief das Festival einst ins Leben. Dabei sei wichtig, dass Afrikaner selbst von ihrem Alltag erzählten. Aus europäischer Sicht werde der Fokus nur allzu oft auf Kriege, Naturkatastrophen und Hungersnöte gelegt. „Im Alltag haben die Menschen alle dieselben Sorgen“, sagt Fendler im Gespräch mit der Redaktion. Familien stünden vor ähnlichen Problemen. Überall lauerten Gefahren von außen, die das Leben schwer machten. Und vielleicht hätten die Menschen sogar hier wie da dieselben Wünsche und Träume.

Differenziertes Afrika-Bild

Fendler möchte ein differenziertes Afrika-Bild vermitteln. „Wir haben verschiedene Länder und Sprachen, aber Afrika wird wie ein Block behandelt.“ 51 Länder und 2000 Sprachen, ergänzt Sabine Greiner, Mitarbeiterin im Africa Multiple Exzellenzcluster, der das Festival präsentiert. Das vielfältige und weite Spektrum des afrikanischen Films soll während Cinema Africa aufgezeigt werden. So werden fünf Filme im Cineplex gezeigt sowie drei weitere im Kulturhaus Neuneinhalb.

Seit der Bewegung „Black Lives Matter“ sei die Nachfrage nach afrikanischen Filmen weltweit gestiegen, sagt Fendler. „Sie kommen in Distributionsketten, die sie vorher nie hatten und laufen auch auf Netflix.“ Was früher reine Festivalfilme gewesen seien, erreiche heute ein viel größeres Publikum. Einer der bald in Bayreuth gezeigten Filme, „Omen/Augure“, sei in diesem Jahr auch bei den Oscars eingereicht worden. Fendler, die selbst in Burkina Faso lebte, scheint ein gutes cineastisches Gespür zu haben: Viele der gezeigten Filme auf der Bayreuther Auswahlliste sind später mehrfach ausgezeichnet worden. Einstige Newcomer-Regisseure erlangten immer mehr Bekanntheit.

Allerdings bedauert Fendler als Sprecherin des Clusters, dass sie in diesem Jahr voraussichtlich keine Filmschaffenden in Bayreuth begrüßen kann. „Die Gäste aus Afrika müssen zu lange auf ein Visum warten“, bedauert sie. Zwölf bis 15 Monate Wartezeit auf einen Termin in der Botschaft seien keine Seltenheit. In Nigeria könne es sogar über zwei Jahre dauern. Damit verliere Deutschland als Wissenschaftsstandort an Ansehen, findet die Professorin. „Wir werben um unsere internationalen Studiengänge, aber die Leute können nicht kommen, weil sie kein Visum erhalten.“

Filmische Reise

Die Filmvorführungen finden natürlich trotzdem statt und werden von erfahrenen Afrika-Experten begleitet. Der Eintritt ist frei, im Anschluss wird ein Filmgespräch angeboten. Die filmische Reise führt über Tunesien nach Lesotho, über Burkina Faso, Nigeria und die Demokratische Republik Kongo. Die Ästhetik eines jeden Films sei eine andere, die Erzählweisen außergewöhnlich, verspricht die Organisatorin. „Seit dem ersten Tag ist es uns wichtig, dem Bayreuther Publikum die beeindruckende Bandbreite afrikanischer Filme zu zeigen und vielleicht dazu beizutragen, unserem Publikum neue cineastische Horizonte zu eröffnen.“

Der erste der acht Filme wird am Sonntag, 21. Januar, um 20 Uhr im Cineplex gezeigt. Wie „This is not a burial! It is a resurrection“ (Dies ist keine Beerdigung! Es ist eine Auferstehung) werden die Filme im Original mit Untertiteln gezeigt. In diesem Fall ist es ein Film mit deutschen Untertiteln, der die Geschichte einer alten Frau in Lesotho erzählt, die gegen einen Staudamm kämpft. „Harka“, am Montag, 22. Januar, 18 Uhr, im Cineplex berichtet von einem jungen Mann in Tunesien, der nach dem Tod des Vaters Verantwortung für die Familie übernehmen muss. Jeder Tag ist ein unendlicher Kampf. Der Filme gebe eine Ahnung davon, warum so viele Menschen über das Mittelmeer fliehen. „Omen“, am 22. Januar um 20 Uhr zu sehen, beleuchtet das Leben von Außenseitern, denen Hexerei vorgeworfen wird. Ausgrenzung kann vielerlei Gründe haben.

Der nigerianische Schwarz-Weiß-Film „Mami Wata“ handelt von einer Meeresgottheit, einer mythischen Figur, einer Heilerin und den Erschütterungen in einem Dorf, das mit der Moderne konfrontiert wird. „Sira“, Mittwoch, 24. Januar, 20 Uhr, berichtet von einem Mädchen aus der Sahelzone, das entführt und vergewaltigt wird. Dennoch versucht sie, zu überleben.

Die drei weiteren Filme im Kulturhaus Neuneinhalb werden zur Reihe Afrikakaleidoskop gezählt. Sie entstanden in Kamerun und Burkina Faso und setzen sich mit dem kolonialen Erbe einer Plantage, der Krankheit Alzheimer und dem Anführer einer bewaffneten Gruppe auseinander. „Bilder eines Kontinents, den viele noch nicht bereist haben“, sagt Greiner, die einlädt, den bereichernden Filmen offen und mit Neugierde zu begegnen. „Die Welt ist so klein geworden und wir wissen immer noch so wenig über Afrika.“

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