Ärztestreik in Bayreuth Klinikum: Notversorgung läuft

Warnstreiks der Gewerkschaft Marburger Bund: Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Kliniken streiken am Dienstag in mehreren Bundesländern für bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Foto: picture alliance/dpa/Christophe Gateau

Auch Oberfrankens Krankenhausärzte fordern mehr Gehalt und einen Inflationsausgleich. Am Klinikum Bayreuth arbeitet trotz des Streiks ein Teil der Ärzteschaft.

 
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Wie Frank Schmälzle, Leiter der Unternehmenskommunikation, auf Anfrage mitteilte, wird in der Klinikum Bayreuth GmbH eine Notdienstversorgung aufrecht erhalten. Das entspreche in etwa der ärztlichen Betreuung, wie sie an den Wochenenden üblich sei. „Niemand bleibt unbehandelt“, versichert Schmälzle und weist darauf hin, dass der Maximalversorger sogar etwas besser aufgestellt sei, als es die Notdienstverordnung vorsehe.

Von sieben Operationssälen am Klinikum in der Preuschwitzer Straße könnten sechs betrieben werden. Ursprünglich sei wegen des Streiks von weniger, nämlich von vier, ausgegangen worden. „Nur fünf Operationen fallen heute aus.“Am Standort Hohe Warte würde in zwei von vier Operationssälen gearbeitet. Die Notaufnahme am Klinikum, der Kreißsaal, die Strahlentherapie und die Intensivstation seien ebenfalls in Betrieb.

Wie viele Ärzte und Ärztinnen am Streik teilnehmen, konnte Schmälzle noch nicht beziffern. „Wir haben da noch keinen Überblick.“ Ursprünglich sollten sich alle, die teilnehmen, bei der Personalabteilung melden. Eine Streikaktion auf dem Klinik-Gelände gebe es nicht. Doch es sei davon auszugehen, dass einige der streikenden Mediziner an einer zentral organisierten Kundgebung teilnehmen würden.

In den Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken (Gebo) mit mehreren Klinikstandorten wird in der Ärzteschaft nicht gestreikt, wie eine Nachfrage ergab.

Laut Marburger Bund ist jeder Arbeitnehmer streikberechtigt, der vom Geltungsbereich des Tarifvertrages erfasst werde. Jeder Tarifangestellte Mediziner dürfe streiken, der vom Ergebnis der Tarifverhandlungen profitieren würde. Das betreffe auch Oberärzte und leitende Oberärzte. Auch Oberärzte mit sogenannten AT-Verträgen dürften am Streik teilnehmen. Nicht streiken könnten Chefärzte und Sektionsleiter. Verbeamtete Ärztinnen und Ärzte könnten sich am Warnstreik nicht beteiligen. Nur in ihrer Freizeit könnten sie Aktionen unterstützen.

Für den 9. Mai hatte der Marburger Bund seine Mitglieder zur ganztägigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Es beteiligten sich zahlreiche Ärztinnen und Ärzte der Kliniken Bamberg, Bayreuth, Forchheim und Coburg. Die zentrale Warnstreik-Kundgebung fand in Frankfurt am Main statt.

Der Marburger Bund spricht von einer Beteiligung mehrerer tausend Ärztinnen und Ärzten allein in Bayern, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Ein Großteil der Kliniken war deshalb am Dienstag nur notbesetzt. Um die medizinische Versorgung der Patienten zu gewährleisten, hatte der Marburger Bund den Krankenhausträgern den Abschluss einer Notdienstvereinbarung auf Grundlage einer Wochenendbesetzung angeboten.

Der bayerische Landesvorsitzende des Marburger Bund Bayern, Dr. Andreas Botzlar, warnte die Arbeitgeber davor, die Streikbereitschaft der Ärztinnen und Ärzte in den kommunalen Kliniken zu unterschätzen: "Unsere Mitglieder sind bereit, ihren Forderungen sehr wirksam Nachdruck zu verleihen, solange dies nötig ist. Allein die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) kann jetzt den Druck aus dem Kessel nehmen", sagt Botzlar.

In der seit Monaten andauernden Tarifauseinandersetzung fordert der Marburger Bund für die Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Kliniken einen Ausgleich der seit der letzten Entgelterhöhung im Oktober 2021 aufgelaufenen Preissteigerungen und ergänzend eine lineare Erhöhung der Gehälter um 2,5 Prozent. 

In Bayern sind mehrere Tausend Marburger-Bund-Mitglieder von den Tarifverhandlungen betroffen. Die Tarifverträge gelten für bundesweit rund 55.000 angestellte Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern.

Der Marburger Bund ist der Verband aller angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte. Mit rund 135.000 Mitgliedern ist er der größte deutsche Ärzteverband mit freiwilliger Mitgliedschaft und Deutschlands einzige Ärztegewerkschaft.

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