Skaterplatz Kulmbach Weiße Flächen statt bunter Bilder

Weiß, so weit das Auge reicht. Dass die bislang bunten legalen Gaffiti-Wände am Kulmbacher Skaterpark ohne Absprache plötzlich überstrichen wurden, ist nicht nur bei den jungen Leuten schlecht angekommen. Auch Bürgermeister Frank Wilzok hat sich geärgert. Foto: /Gabriele Fölsche

Alle Kunstwerke, die junge Sprayer am Skaterplatz in Kulmbach abgebracht haben, wurden überpinselt. Das hat für einige Verärgerung gesorgt.

 
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Kulmbach - Sonst sind es die bunten aufgesprühten Bilder, die Menschen wütend machen. An den Stelen am Rand der Kulmbacher Skaterbahn ist es genau umgekehrt. Dort strahlen alle Wände, die junge Leute ganz legal in vielen Stunden Arbeit bunt besprüht hatten, jetzt in kühlem Weiß. Ohne jede Absprache mit den jungen Künstlern wurden die Werke vom Bauhof überpinselt. Der Grund: Jutta Lange wollte im Rahmen der von ihr organisierten Sommerkunstwochen einen Graffiti-Workshop anbieten. Da war guter Rat teuer, wo denn das Sprühen zumindest vorübergehender Kunstwerke möglich wäre. Der Entschluss fiel auf kurzem Weg und ohne Absprache. Die Stelen aus Beton nahe der Berliner Brücke sollten es sein, wurde im Rathaus beschlossen. Das hat nicht nur die jungen Leute auf die Palme gebracht, sondern auch Kulmbachs 2. Bürgermeister Frank Wilzok. Er hatte sich für das Projekt stark gemacht, das auch dazu beitragen soll, „wilde“ und somit unerwünschte Graffitis zu verhindern. Vergangenen November war der Start. Doch nach kurzem Ärger wurde nun, wie es scheint, eine Lösung gefunden, die doch noch allen zugute kommt und die Wogen vielleicht auch wieder glättet.

Als er am Donnerstagmorgen die weißen Betonwände entdeckte, sei er erst einmal sprachlos gewesen, sagt Wilzok. Auch die jungen Leute empfinden ihre Werke als Kunst. Die einfach ungefragt zu überstreichen fand Wilzok, wie er sagt, schlichtweg unglücklich. „Ich kenne das von den Graffiti-Leuten schon so, dass sie Wert auf ihre Kunst legen.“ Auch untereinander habe es immer Absprachen gegeben, welches Werk übersprüht werden darf. „Da gibt es einen Ehrenkodex.“

Die Stelen seien für die jungen Leute aufgestellt und von denen gut angenommen worden. „Wir versuchen, mit dieser Graffiti-Wand den jungen Leuten zu erklären, dass es Sinn macht, auf die dafür vorgesehenen Flächen zu sprühen. Da bin ich am Donnerstag schon zusammengezuckt, als ich gesehen habe, dass alles übermal wurde.“

Wilzok hat umgehend reagiert und in der Stadtverwaltung nachgehakt. „Ich habe mich für die jungen Leute geärgert, als ich gesehen habe, dass ihre ganze Kunst einfach weg war.“

Die Anlage sei, weil sie gut angenommen wird, am Donnerstag sogar erweitert worden Hanns Popp von der Firma Popp habe am Donnerstag nochmals zwei weitere Elemente gestiftet und aufgestellt, um die Wände auf gleiche Höhe zu bringen und nochmals mehr Fläche für die jungen Künstler zu schaffen.

Aus der Stadtverwaltung kommt der Hintergrund für die Aktion:Im November 2020 habe Jutta Lange bezüglich eines Graffiti-Workshops in beziehungsweise an einem öffentlichen Gebäude angefragt. Daraufhin habe die Kulturverwaltung auf die Graffiti-Wände am Parkplatz Schwedensteg verwiesen und eine mögliche Gemeinschaftsaktion mit dem Steetworker, damals Lukas Lauterbach, angeregt. Der habe daraufhin einen Workshop mit Jugendlichen und den Initiatoren der Sommerkunstwochen angeregt, der dann leider nicht in die Tat umgesetzt worden sei, berichtet der städtische Pressesprecher Jonas Gleich.

„Nachdem die Gemeinschaftsaktion nicht zustande kam und durch den Wechsel der Streetworker auch kein Austausch mehr erfolgte, gab unsere Kulturverwaltung den Verantwortlichen der Sommerkunstwochen grünes Licht, diesen Workshop eigenständig dort durchzuführen“, sagt Gleich und räumt ein, dass bei dieser Sache nicht alles ganz optimal gelaufen sei. In diesem Zuge sei nämlich auch gleich der Bauhof angewiesen worden, die Flächen weiß zu streichen, damit sie als Grundlage für den Workshop genutzt werden können. Das alles, ohne mit den jungen Leuten zu reden, die sonst dort ihre Spraykunst verwirklichen. Doch es gibt eine Lösung:„Wir standen inzwischen mit der neuen Streetworkerin Miriam Keis in Kontakt. Jetzt wird es am kommenden Montag, 24. Mai, um 10 Uhr einen gemeinschaftlichen Graffiti-Workshop am Skaterplatz geben“, kündigt Gleich an. Die Streetworkerin werde über die sozialen Medien alle Jugendlichen einladen, sich an dem Workshop zu beteiligen. „Als Leiter konnte sogar der bekannte Kulmbacher Künstler Beka Gigauri gewonnen werden, der die Teilnehmer in die Kunst des Sprayens einführen wird“, verspricht man im Rathaus.

Das Fazit: „So kann am Skaterplatz doch noch eine tolle Gemeinschaftsaktion mit Künstlern und Jugendlichen stattfinden, und alle kommen auf ihre Kosten. Zudem werden außerdem die Spraydosen und die weitere Ausstattung aus dem Budget der Sommerkunstwochen finanziert.“

Miriam Keis, die neue Streetworkerin hat ebenfalls umgehend reagiert. In den Sozialen Medien, wo sich diese Art der Jugendarbeit unter „Streetwork Kulmbach“ präsentiert, schreibt sie über den Vorfall an der sogenannten „Legal-Wall“:: „Leider gab es ein Missverständnis, und es wurde einfach über all eure Graffiti grau gemalert. Ist uncool!!! Als Wiedergutmachung für die Missachtung des Ehrenkodex der Stadt dürft ihr nun kostenlos an dem Workshop teilnehmen.“ Miriam Keis stellt darüber hinaus noch einen weiteren Workshop zum Thema Graffiti eigens für die jungen Sprayer in Aussicht. Der soll sobald wie möglich stattfinden, kündigt die neue Kulmbacher Streetworkerin den jungen Leuten, die sie betreut, an.

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