Abriss des Schwarzen Rosses nicht einfach durchgewunken Stadträte schauen sich das erst einmal an

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Die Gaststätte Schwarzes Ross in der Lindenstraße soll abgerissen werden. Foto: Ralf Münch Foto: red

Mit dem Schwarzen Ross in der Schlossstraße bricht jetzt eine der letzten Bastionen der Pegnitzer Wirtshauskultur weg. Das Gebäude wird abgerissen, stattdessen sollen hier Wohnungen entstehen. Der Stadtrat stimmte diesem Vorhaben jedoch nicht einfach so zu.

 
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Nicht, dass es in Pegnitz keine Gastronomie gäbe. Die gibt es. Was hier aber schon längst buchstäblich gegessen ist, ist das oft zitierte Wirtshaussterben. Das setzte hier schon vor vielen Jahren ein. Das Sterben jener Lokale also, in denen sich die Stammtischler auf ein paar Bier und zum Karteln trafen.

"Schon schade"

„Das ist schon schade“, sagt Kirchenmusikdirektor a.D. Roland Weiss. Er wohnt in der Sammet-Villa, ist damit unmittelbarer Nachbar des Schwarzen Rosses, das zum Jahresende dichtmachen soll, wie Hauseigentümer Dieter Eckert im Kurier-Gespräch sagte. Das „Ross“ war nicht nur Anlaufpunkt für die Anlieger aus der direkten Umgebung. „Die Gäste kamen auch vom Zipserberg, aus der Siedlung hierher“, so Weiss, der hier selbst recht regelmäßig anzutreffen ist.

Die Sache mit dem Raucherclub

Das Schwarze Ross war etwas Besonderes, etwas, das man mit dem Begriff Tradition verbindet. Ein echtes Wirtshaus eben, in dem Pächterin Rosa Kunter ihre Gäste mit viel Herzblut betreut. Ein Wirtshaus, das sich auch durch das Rauchverbot in gastronomischen Einrichtungen nicht aus der Linie bringen ließ. Da gründete man eben einen Raucherclub auf Vereinsbasis. Was hieß, dass hier nicht jeder einfach reinspazieren konnte, Mitglied musste man schon werden.

Nur noch der Schlapp'n-Wirt übrig

Von der ehemaligen Pegnitzer Wirtshausherrlichkeit im eigentlichen Wirtshaus-Sinn ist jetzt nur noch die Gaststätte Ponfick am Schweinemarkt übrig – der legendäre Schlapp’n-Wirt. Auch hier ist Roland Weiss oft zu Gast. Wirtin Waltraud Meyer hatte vor geraumer Zeit im Kurier-Gespräch bekundet, sie mache so lange weiter, wie es geht. Das ist auch der Kenntnisstand von Roland Weiss. Und er fügt hinzu: „Ich hoffe, dass das noch lange der Fall ist.“

Vetterl fehlen die Worte

Was jetzt im Stadtrat behandelt wurde, war ein ganz normaler Bauantrag. Inhaber Dieter Eckert will die Gaststätte Schwarzes Ross in der Lindenstraße abreißen und dort fünf barrierefreie Appartements errichten. Doch es kam anders. Es regte sich Widerstand. Nachdem Bauamtsleiter Manfred Kohl die Pläne für das dreistöckige Gebäude mit Flachdach erläutert hatte, fehlten CSU-Fraktionssprecher Manfred Vetter erst einmal die Worte, „Ich weiß nicht, wie ich das kommentieren soll“, sagte er.

Passt das in die Lindenstraße?

Jedenfalls frage er sich, wie solch eine Architektur „ohne geneigtes Dach“ in die Baulandschaft der Lindenstraße passen soll. Und: „Gibt es da überhaupt einen Bebauungsplan dafür?“ Nein, so Kohl, es handle sich um ein im Prinzip genehmigungsfreies Bauvorhaben, „das nach der Umgebung beurteilt wird“. Und um einen Ersatz-, nicht um einen Neubau.

Eventuell ein bisschen höher

Nachdem auch Sandra Huber (Grüne) Vetterls Meinung teilte, kam Bürgermeister Uwe Raab zu dem Schluss: „Ich sehe, es gibt Bedenken gegen dieses Vorhaben.“ Jetzt meldete sich Christina Wellhöfer (Pegnitzer Gemeinschaft) zu Wort. Sie wollte wissen, ob sich denn die Höhe des geplanten Wohngebäudes nicht deutlich von der des jetzigen Wirtshauses unterscheide. Nun, ein wenig höher könne es schon werden, sagte dazu Kohl. Wobei man beim Thema Dach natürlich unterschiedlicher Meinung sein könne.

Landratsamt hat nichts dagegen

Das ändere aber nichts daran, dass das Landratsamt sowohl mit Blick auf die Größenordnung wie auch auf die bauliche Umgebung keine Einwände geäußert habe. Was Sandra Huber – „gibt es für das Haus keinen Denkmalschutz?“ – und Manfred Vetterl – „ich bin ein Verfechter der Baufreiheit, aber das kann ich nicht so ganz nachvollziehen“ – nur bedingt akzeptieren wollten. FWG-Sprecher Thomas Schmidt widersprach dieser Kritik nicht – aber er erinnerte an vergleichbare Beispiele. Wie die in Modulbauweise errichteten Seniorenwohnungen in der Lohesiedlung: „Zu diesen Containern, und etwas anderes ist es ja nicht, hat der Stadtrat auch ja gesagt.“ Wie wolle er dann einem Bauherrn in diesem Fall ein Nein erklären?

Jetzt ein Ortstermin

Das wiederum rief SPD-Sprecher Jürgen Prinzewoski auf den Plan: „Das Landratsamt hat das wirklich so abgesegnet?“ Ja, betonte Manfred Kohl erneut. Doch das Grummeln der Räte blieb. Und so griff Bürgermeister Raab die Anregung von CSU-Mann Vetterl auf, doch einen Ortstermin in der Lindenstraße anzuberaumen. Damit sich der Stadtrat selbst ein Bild machen könne von dem, was dort entstehen soll. Nur Wolfgang Nierhoff (PEG) und Elisabeth Habscheid-Knorre (SPD) stimmten dagegen.

Reicht nicht eine Fotomontage?

Wobei Karl-Heinz Rödl (FWG) zuvor noch angeregt hatte, statt einer Ortsbegehung den Stadträten doch lieber eine Fotomontage an die Hand zu geben als Entscheidungshilfe – „dann weiß jeder, wie das ausschauen könnte“. Die Verwaltung werde diesen Gedanken gerne aufgreifen, ob er umsetzbar ist, werde sich zeigen, sagte Bürgermeister Raab dazu.

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