Wassermassen Unwetter wütet über Oberfranken

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Heftige Gewitter gehen in der Nacht über die Region nieder. Vor allem im Bereich Bad Berneck und Gefrees im Landkreis Bayreuth tobt das Unwetter.

 
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Die einen hatten große Sorge vor dem, was da angekündigt war am Donnerstagabend, die anderen hat es richtig stark erwischt: Die Unwetterfront, die am Abend ab etwa 20 Uhr von Südwesten über den Hummelgau und Bayreuth Richtung Fichtelgebirge gezogen ist, hat sich in Bayreuth selbst nur durch stundenlanges Donnergrollen, unzählige Blitze und riesige Regenmengen ausgetobt. Anders als bei anderen Unwettern   melden die Rettungskräfte fürs Stadtgebiet Fehlanzeige. „Ein Einsatz“ heißt es von der Bayreuther Feuerwehr. Und Stadtbrandrat Ralph Herrmann konkretisiert: Es habe lediglich ein umgefallener Baum beseitigt werden müssen. 

„Glimpflich davongekommen“ 

Joachim Oppold, der Pressesprecher der Stadt, hat auf Nachfrage unserer Zeitung beim Stadtbauhof und beim Stadtgartenamt nachgefragt, die in der Regel als Erste ausrücken müssen, um Schäden zu beseitigen – etwa wegen Ausspülungen oder umgestürzter Bäume: „Beide haben mir bestätigt, dass am vergangenen Abend und in der vergangenen Nacht keine außergewöhnlichen Einsätze aufgrund der Gewitterfront erforderlich waren, die über die Stadt gezogen ist. Bayreuth ist da glimpflich davongekommen.“

Die schweren Unwetter in der Nacht von Donnerstag auf Freitag haben vor allem die Fichtelgebirgsstadt Bad Berneck massiv getroffen. „Ab 21.45 Uhr, als in der Blumenau die Meldung einging, dass zwei Personen in einem Auto eingeklemmt seien“ – was sich wenig später als glimpflich herausstellen sollte – „ging es in der folgenden Stunde Schlag auf Schlag, Einsatz um Einsatz kam rein“, sagt Stephanie Bleuse, die Pressesprecherin der Feuerwehren im Landkreis, am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung.

Es waren rund 160 Einsätze, die im Landkreis mit Schwerpunkt Bad Berneck und Gefrees abzuarbeiten waren ab dem späten Abend. „In Bad Berneck allerdings war es am heftigsten“, sagt Bleuse, die von „einer großen Herausforderung“   durch die großen Wassermassen und die Vielzahl an Einsätzen spricht. „Das Wasser kam vom Berg und hat sich unten in der Stadt gesammelt. Die Böden sind einfach zu trocken, um große Mengen aufnehmen zu können, das kam mehr oder weniger eins zu eins unten an. Zusammen mit einer ungewöhnlich großen Menge an Geröll.“

100 Tonnen Geröll auf der Straße

Ein Berg von rund 100 Tonnen Gestein hatte sich nach Bleuses Worten auf der Kreuzung der B 303 angesammelt, das habe das Staatliche Bauamt geschätzt. „Die Kreuzung ist am Freitag ab 8.45 Uhr wieder frei befahrbar gewesen, obwohl man natürlich immer noch Spuren gesehen hat.“ 

Die Schäden, die zu beklagen seien, betreffen „vor allem vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume“. Von einem der umstürzenden Bäume sei das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Benk gestreift und beschädigt worden, wie der Bindlacher Bürgermeister Christian Brunner und Bleuse bestätigen. „Zum Glück ist niemand verletzt worden“, sagt Brunner. Die Windschutzscheibe sei gesprungen, am Dach habe es ein Blaulicht erwischt, auch die A-Säule des Fahrzeugs habe eine Drücker wegbekommen. Deshalb sei es bis zur Reparatur auch außer Dienst gestellt, wie Brunner sagt.

In den Feuerwehrhäusern Bindlach, Gefrees und Bad Berneck habe man kleine Einsatzzentralen eingerichtet, „um die Integrierte Leitstelle entlasten zu können, wenn parallel lebensbedrohliche medizinische Notfälle eingehen sollten“, wie es Bleuse schreibt. Die Feuerwehren hätten die Einsätze direkt weitergeleitet bekommen und jeweils an die umliegenden Ortswehren koordiniert. 

Um den Bad Bernecker Wehrleuten etwas Freiraum zu verschaffen, seien nach Bleuses Worten gegen 5.30 Uhr die Feuerwehren aus Nemmersdorf und Bischofsgrün nachalarmiert worden, „so konnten wir die Bad Bernecker komplett rauslösen, die bislang bei sich das ganze Einsatzgeschehen betreut hatten“. 

Der Bad Bernecker Bürgermeister Jürgen Zinnert sagt am Freitagmorgen am Telefon, dass es „sicher einige Tage dauern wird, bis wir mit unserem Bauhof die Schäden beseitigt haben werden“. Zinnert spricht hier insbesondere von „Bankett-Ausschwemmungen und Abbrüchen, aber auch umgestürzten Bäumen“. Dazu kommen die individuell betroffenen Anwohner, die sich mit überschwemmten Kellern „in unterschiedlicher Dimension“ konfrontiert gesehen hätten. Während er bei seiner Rundfahrt durch die Stadt festgestellt habe, dass „im Kurpark keine Schäden zu verzeichnen“ gewesen seien, habe sich „Dreck, Steine, Kies in der Ortsdurchfahrt und den angrenzenden Straßen“ breit gemacht.

Sturzbach von der Autobahn

„Viele haben gesagt, sie hätten so ein Unwetter noch nicht erlebt hier“, sagt Zinnert, erinnert aber „an das letzte große Unwetter, das uns 2006 die komplette Blumenau überschwemmt hat“. Seitdem war an dem Hochwasserschutzkonzept für den Main gearbeitet worden – das im Juli von Umweltminister Thorsten Glauber eingeweiht werden soll. Vor einigen Jahren habe es zudem, erinnert sich Zinnert, einen Starkregen über Stunden gegeben, der ebenfalls große Massen Geröll ins Tal gespült hatte, „diesmal lag es ja hüfthoch auf der Kreuzung“, sagt Zinnert, der „Schäden im ganzen Stadtgebiet und auf den Dörfern in unterschiedlicher Intensität“ verzeichnet.

In Bindlach, unter anderem vor drei Jahren im Juni das Zentrum eines Unwetters mit schweren Folgen, sei es diesmal deutlich glimpflicher ausgegangen, schildern Bürgermeister Brunner und Marco Neugebauer, der Kommandant der Bindlacher Wehr, auf Anfrage unserer Zeitung. „Rund 20 Einsätze im Hauptort“, sagt Brunner, die sich nach Bleuses Worten auf rund 30 im gesamten Gemeindebereich summiert hätten. Auch in Bindlach hätten sich die Einsätze auf vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume beschränkt.

Außergewöhnlich sei ein Sturzbach gewesen, der sich vom Bindlacher Berg die Autobahn herab bei Eckershof in die Unterführung und drum herum ergossen habe. „Dort stand das Wasser rund 40 Zentimeter hoch auf der Straße“, sagt Brunner. Auf Nachfrage sagt Brunner, dass das nach dem letzten Hochwasser angeschaffte Boxwall-System im Ortsteil Gemein „vorsorglich aufgebaut“ worden sei. Es habe aber diesmal keine Wassermassen umleiten müssen. „Im Vergleich zu dem, was in Bad Berneck passiert ist, war es bei uns eher unspektakulär“, sagt Brunner.

Wie Thomas Janovsky, Pressesprechers BRK-Kreisverbands Bayreuth, im Gespräch mit unserer Zeitung berichtete, wurde im Bereich von Bad Berneck in der Nacht ein Notarzt-Fahrzeug vom Wasser von der Straße geschwemmt. Verletzt wurde dabei niemand.

Hang rutscht auf A9 - Feuer auf Bauernhof im Hofer Land

Umgefallene Bäume und vollgelaufene Keller. Deshalb mussten die Einsatzkräfte am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag in ganz Oberfranken am häufigsten ausrücken, wie ein Sprecher der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Oberfranken am Freitagmorgen im Gespräch mit unserer Zeitung mitteilte.

Auf der Autobahn 9, München-Berlin, in Fahrtrichtung Berlin kam es infolge des extremen Unwetters zu einem Geröllrutsch der im Bereich der Schiefen Ebene, zwischen den Abschlussstellen Bad Berneck / Himmelkron und der Anschlussstelle Marktschorgast alle drei Fahrspuren unter sich begrub.

Die Richtungsfahrbahn Berlin war auf einer Länge von mehreren 100 Metern bis zum 10 Zentimeter hoch mit Schlamm und Schotter bedeckt. Das Passieren für den Fahrzeugverkehr war unmöglich, so die Polizei.

Aus diesem Grund musste die Fahrbahn vorübergehend gesperrt und die zuständige Autobahnmeisterei mit der Reinigung des Streckenabschnittes beauftragt werden. Aufgrund der Sperrung bildete sich zügig ein Rückstau bis über die Anschlussstelle Bindlacher Berg hinaus. Im Stau kam es zu mehreren kleinen Auffahrunfällen und seitlichen Berührung zwischen Verkehrsteilnehmern die durch die zuständige Verkehrspolizeiinspektion Bayreuth abgearbeitet wurden.

Kurz vor 23 Uhr fing am Donnerstag ein Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses im Rehauer Ortsteil Wurlitz Feuer, ausgelöst durch einen Blitzschlag in den Kamin. Das teilte die Rehauer Polizei am Freitag mit. Die Feuerwehr brachte den Brand schnell unter Kontrolle. Der Strom jedoch blieb wegen verschmorter Elektroteile über Nacht ausgeschaltet. Der Schaden dort: etwa 40.000 Euro. Verletzt wurde niemand.

In der Regnitzlosauer Straße brach etwa eine Stunde später in einer Laube eines Tierzuchtvereins ein Feuer aus. Verursacht wurde dieses durch einen Lichtblitz, nachdem ein Baum auf die Stromleitung gekracht war. Weder Mensch noch Tier wurden verletzt. Der Schaden beträgt 500 Euro.

Kuhstall im Kulmbacher Land unter Wasser

Auch im Landkreis Kulmbach gab es Einsätze wegen des Unwetters: Zunächst blockierten mehrere Bäume bei Wartenfels die Fahrbahn. Kurze Zeit später war die Fahrbahn bei Lanzendorf durch umfallende Bäume blockiert und das Dach eines Wohnhauses teilweise abgedeckt. Weiter ging es in Marktschorgast, dort war die Fahrbahn aufgrund des Regens überflutet. Zudem stand ein Kuhstall unter Wasser. Die Tiere konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Im weiteren Verlauf der Nacht blockierten bei Kieselhof mehrere umgefallene Bäume die Fahrbahn. In Rosengarten stand ein Keller unter Wasser. Es blieb bei Sachschäden, wie die Polizei Stadtsteinach am Freitagmorgen weiter berichtete.

Baum fällt auf Haus und Carport

Das für Donnerstagabend angekündigte Unwetter hat aus Sicht der Polizei Kronach einen nach eigenen Angaben eher glimpflichen Verlauf genommen. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei mussten im südlichen Landkreis nur zu wenigen Einsätzen ausrücken. Am Abend lag auf der B173 zwischen Küps und Johannisthal ein größerer Ast. Um 21.25 Uhr meldeten Bürger einen Baum, der die Kreuzbergstraße in Unterrodach blockierte. Auch dieses Hindernis war kurz darauf beseitigt. In der Weinbergstraße in Küps drückte der Wind gegen 21.37 Uhr einen Anhänger in den Gartenzaun eines Anwohners. Auch dabei entstand ein vergleichsweise geringer Schaden.

Einen etwas größeren Schaden verursachte eine umgestürzte Trauerweide in Fischbach. Der Baum fiel auf das Haus und das Carport eines Nachbarn und beschädigte das darunter geparkte Auto. Der Gesamtschaden bei diesem Einsatz liegt bei etwa 11.500 Euro. Schließlich führte gegen 22.14 Uhr ein umgestürzter Baum in der Hauptstraße in Unterrodach zu einer kurzzeitigen Verkehrsstörung. Die Feuerwehr war auch in diesem Fall rasch zur Stelle, wie es abschließend im Bericht der Kronacher Polizei vom späten Freitagvormittag hieß.

Kein einziger Einsatz im Coburger Land

Am Coburger Land ist das Unwetter weitgehend vorbeigezogen. Zwar kam es in der Nacht zum Freitag zu einem Temperatursturz von über 30 auf unter 20 Grad. Hier und da gab es auch ein paar Schauer. Allerdings gab es „keinen einzigen Einsatz“, wie Kreisbrandrat Stefan Püls auf Anfrage der Neuen Presse sagte. „Wir haben wirklich großes Glück gehabt“, so Püls. Der Katastrophenschutz stand natürlich trotzdem mit dem Deutschen Wetterdienst ständig in Verbindung. „Da wurden alle Kanäle genutzt“. Über 2900 Feuerwehrleute waren vorsichtshalber in Alarmbereitschaft.

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