Den unbezahlten Überstunden den Kampf angesagt
Die IG Metall will die Arbeitszeit zum zentralen Tarif- und Mobilisierungsthema der kommenden Jahre machen. In einem ersten Schritt hat IG-Metall-Chef Jörg Hofmann den unbezahlten Überstunden den Kampf angesagt. Die IG Metall stützt sich bei diesem Thema auf die weit höheren Zahlen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das für 2015 von fast einer Milliarde Stunden unbezahlter Überstunden ausgeht. Das Statistische Bundesamt kommt auf der Grundlage von Selbstangaben der Befragten (Mikrozensus) mit rund 494 Millionen unbezahlten Überstunden nur auf die Hälfte des Volumens.
Angesichts der überlangen Arbeitszeiten vieler Beschäftigter verlangt die Linke eine gerechte Arbeitsverteilung und erklärt, dass „knapp 400 000 Arbeitslose sofort eine Vollzeitstelle antreten könnten“. Überstunden müssten begrenzt werden. Die Beschäftigten hätten ein Recht auf klar geregelte Ruhezeiten, definierte Obergrenzen für die tägliche Arbeitszeit sowie eine Anti-Stressverordnung, sagt die Linken-Sozialexpertin Jutta Krellmann.
Die Linke fordert eine Anti-Stress-Verordnung
Sie kritisiert Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD): „Anstatt die Ausbreitung atypischer Arbeitszeiten und den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken einen Riegel vorzuschieben, will Bundesarbeitsministerin Nahles das Arbeitszeitgesetz noch weiter aufweichen.“ Dies sei ein „schlechter Witz“. Krellmann ruft Nahles auf, sich ausweitende Arbeitszeiten per Gesetz zu stoppen. Eckardt vom DGB-Oberfranken in Bamberg erklärt, außergewöhnlich viele unbezahlte Überstunden leisteten Führungskräfte sowie Mitarbeiter in Leitungsfunktionen. Er nennt als bundesweite Durchschnittswerte für Führungskräfte monatlich 14,6 unbezahlte Überstunden und für Mitarbeiter in Leitungsfunktionen, eine Hierarchiestufe darunter, monatlich 7,3 unbezahlte Überstunden. Dabei seien die Zeiten ständiger Erreichbarkeit noch gar nicht berücksichtigt.
Beamte im höheren Dienst leisteten mit durchschnittlich 9,6 Stunden im Monat ebenfalls viele unbezahlte Überstunden. Bei Handwerksmeistern sowie Werkmeistern in der Industrie seien es durchschnittlich 3,6 unbezahlte Überstunden monatlich sowie sieben bezahlte Überstunden, die aber auch durch Freizeitausgleich abgegolten werden könnten. Für Oberfranken hat Eckardt keinen Überstunden-Überblick, doch sei der Bezirk genauso betroffen wie alle anderen Regionen Deutschlands.
Mit Material von afp, dpa