45-Jähriger kann Bayreuth nur bis 19 Uhr genießen – Danach kommt er nicht mehr in den Zug Rollstuhlfahrer kriegt keinen Zug

Von Susanne Will
Dieter Oehler musste Bayreuth sehr früh verlassen. Nach 19 Uhr hätte ihn niemand mehr mit dem Hubwagen in den Zugwagon heben können. Foto: privat Foto: red

Dieter Oehler ist 45 Jahre alt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Er kommt aus Altdorf im Nürnberger Land und wollte Bayreuth besuchen. Mit der Bahn, was ihm gelungen ist. Allerdings: Rollstuhlfahrer können die Stadt nur bis 19 Uhr genießen. Denn später kommen sie nicht mehr ins Zugabteil.

 
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Dieter Oehler macht seit über 30 Jahren Ausflüge mit der Bahn, an seiner Seite stehen dann noch andere Behinderte und Betreuer. Heuer sollte es nach Bayreuth gehen. „Wir dachten uns: Die Stadt ist mit den Festspielen und der Landesgartenschau auf Behinderte eingerichtet.“

Im Tourismusbüro erkundigt er sich, welche Führungen es für Rollifahrer wie ihn gibt, nicht nur auf der Landesgartenschau. Im Tourismusbüro verwies man ihn an den Behindertenbeauftragten. „Aber der war im Urlaub.“ Später erhielt er die Antwort vom Behindertenbeauftragten: Es sei doch das Tourismusbüro zuständig.

Darüber ärgerte sich Oehler nur ein wenig. Die Gruppe entschied sich für die Genussführung, „mit Bayreuther Spezialitäten und Bier“. „Wir sollten spätestens zwei Wochen vor dem Ausflug anrufen, was ich getan habe. Doch dann hieß es plötzlich: Die Touren zu diesem Zeitpunkt seien längst ausgebucht.“

Gut, dachte sich Oehler, dann eben auf eigene Faust. „Doch dann kam die Krönung“, erzählt der 45-Jährige. „Im Bayreuther Bahnhof benötigen Rollstuhlfahrer, um in den Interregio einzusteigen, einen Hubwagen. Deshalb mussten wir unsere Reise bei der Bahn anmelden.“ Und hier erfuhr Oehler, dass es mit einem gemütlichen, abendlichen Ausklang in Bayreuth nichts wird. Gegen 20.30 Uhr wollte die Gruppe eigentlich zurückfahren, sie musste jedoch viel früher die Heimreise antreten. Denn: „Wir erhielten die Antwort, dass wir spätestens um 18.30 Uhr zurückfahren müssen, weil ab 19 Uhr kein Mobilitätsservice am Bayreuther Bahnhof mehr zur Verfügung stehe.“

Das habe Dieter Oehler nicht für möglich gehalten, sagt er. „Bayreuth, das ist die Landesgartenschau, die Festspiele, die Eremitage – und dann soll das für uns nur bis 18.30 Uhr möglich sein?“

So ist es aber, bestätigt eine Sprecherin der Bahn. „Wir bieten in Bayreuth ein Zeitfenster von 7 bis 19 Uhr an. Davor und danach nicht.“ Ihre Begründung: „In Bayreuth haben wir keine Nachfrage“ und deshalb gebe es auch „keinen Bedarf“. Sie sagt auch, dass sie noch keine derartigen Beschwerden gehört habe. „Wenn sich bei uns niemand meldet, dann erfahren wir davon auch nicht.“ Im Tourismusbüro Bayreuth ist Gabriele Dörfler betreten. „Selbstverständlich sind wir für diese Führungen zuständig. Ich kann mir das nur so erklären, dass an diesem Tag wohl sehr viele Menschen zur Landesgartenschau wollten.“ Sie hat sich Oehlers Kontaktdaten geben lassen. „Wir schauen jetzt, dass wir den Herrschaften entgegenkommen können.“

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