Dadurch gehören Endergebnisse wie 14:10 der Vergangenheit an, das sind heute Zwischenergebnisse zur Pause. „Damit einhergehend ist die Fitnessanforderung an Schiedsrichter deutlich gestiegen, ich hatte einmal ein Spiel, das endete 43:37. Da war ich beim Notieren acht Tore zurück“, erinnert sich Wagner. In den höheren Ligen werden die Tore mittlerweile nicht mehr vom Schiedsrichter mitgeschrieben, das erfolgt beim Kampfgericht.
Die immer athletischer werdende Sportart hat auch zu einigen Regelanpassungen zum Schutz der Spieler geführt, was während der drei Länderspiele sehr gut zu beobachten war. „Speziell die Außenangreifer müssen besser geschützt werden. Ein Schritt des Abwehrspielers nach außen führte oftmals zu üblen Verletzungen. Heute wird so etwas mit einem Siebenmeter geahndet, bei starker Behinderung sogar mit einer Roten Karte“, erklärt Wagner die zahlreichen Strafwürfe im modernen, höherklassigeren Handball.
„Ein Schiedsrichter steht in einem Spiel 60 Minuten unter Strom“, beschreibt Wagner seine eigenen Erfahrungen, „da kann er nicht lange über Kommentare von Außen nachdenken, da bereits die nächste Entscheidung ansteht.“ Im Leistungsbereich ab der Landesliga muss ein Referee nach Wagners Worten rund 400 Entscheidungen treffen, wobei auch ein Nicht-Pfiff eine Entscheidung ist. Nachwuchsschiedsrichter haben mit Kommentaren und Zwischenrufen sehr oft große Probleme. Ihnen rät der erfahrene Lehrwart, solche Sachen nicht persönlich zu nehmen, die Rufe auszublenden – und nicht aufzugeben.
„Sie können danach mit dem Lehrwart oder Schiedsrichterkollegen über solche Situationen reden. Leider verlieren wir durch unqualifizierte Zwischenrufe viele junge und auch talentierte Schiedsrichter, die nach Beleidigungen aufhören. Das ist nicht nur für den Verband bedauerlich, sondern auch für die jungen Leute selbst, denn als Schiedsrichter lernt man, schnelle Entscheidungen zu treffen und auch dazu zu stehen.“
Wie geht es mit dem Amateurhandball nach der Corona-Pandemie weiter? „Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn es alle Vereine gut überstehen, auch in Bezug auf die Gesundheit der Spieler. Ich befürchte aber, dass es Probleme geben wird, da Spieler abgesprungen sind“, so Peter Wagner.
Richtig verärgert wird er beim Thema Alfred Gislason. Der Handball-Bundestrainer erhielt als „ausländischer“ Coach kürzlich einen fremdenfeindlichen Drohbrief. „Dafür kenne ich keinen passenden Ausdruck. Gislason ist ein honoriger Mensch, der eine tolle Truppe aufs Feld gestellt hat. Auch bei der WM in Ägypten fehlten nur Nuancen.“