Ein erster Verdächtiger wird freigesprochen
Die Polizei präsentiert einen vermeintlich Schuldigen. Ein paar Wochen nach der Tat verhaftet die Kripo einen 31 Jahre alten Nachbarn. Der Arbeiter streitet alles ab. Eine einzelne Faser, die an der Kleidung des Verdächtigen gefunden wird, soll von der Jacke stammen, die Melanie an dem Abend ihrer Ermordung getragen hat. In einem Indizienprozess spricht das Landgericht Bayreuth den Angeklagten frei.
Melanies Eltern wollen sich damit nicht abfinden. Für sie ist der Nachbar der Mörder. Sie fordern Gerechtigkeit. Der Mann, der mit seiner irren Tat die Familie auseinandergerissen hat, ist immer noch auf freiem Fuß. Die Eltern ziehen aus Kulmbach weg, weil sie es nicht mehr ertragen können.
Zweite Bluttat - das Opfer identifiziert den Mörder
2004 kommt es schließlich zu einer zweiten Bluttat. Gut elf Jahre nach der Tötung von Melanie ereignet sich auf einem Feldweg in der Nähe von Untersteinach ein Mord, der einige Parallelen zu dem Fall in Kulmbach aufweist. Die 14 Jahre alte Julia H. wird erstochen.
Kurz vor ihrem Tod kann sie Leuten, die zu Hilfe eilen, den Namen ihres Mörders mitteilen. Es ist Stephan K., ihr eigener Onkel. Zum Tatzeitpunkt ist er 28 Jahre alt. Er arbeitet als Krankenpfleger, hat eine Frau und ein Kind. Die Polizei nimmt ihn kurze Zeit später fest.
Ein überraschendes Geständnis
Er gesteht den Mord an seiner Nichte. Er wollte sie vergewaltigen. Sie hat sich gewehrt, ist aus dem Auto des Onkels geflohen, wurde von ihm eingeholt und niedergestochen. Sechs Mal rammte er ihr das Butterflymesser in den Rücken.
Im Gefängnis macht K. ein überraschendes zweites Geständnis: Elf Jahre zuvor hat er auf dem Nachhauseweg von der Kneipe Melanie P. ebenfalls vergewaltigen wollen. Er sei der gesuchte Mörder. Die Bayreuther Schwurgerichtskammer verurteilt ihn für die beiden Bluttaten zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.
Eine kleine Tafel erinnert an Melanie
Am Tatort in Kulmbach steht viele Jahre lang ein kleines hölzernes Kreuz mit dem Namen der Ermordeten und erinnert an das Verbrechen. Auch Blumen und Grablichter sind dort zu finden. Heute ist nur noch eine Gedenktafel aufgestellt.
Sie stammt von der damaligen Klasse 9b der Max-Hundt-Schule. Einen Steinwurf entfernt ist Melanie zur Schule gegangen. Wer den kleinen Weg unmittelbar neben der vielbefahrenen B 85 geht, den beschleicht immer noch ein mulmiges Gefühl. Der Mord bleibt unbegreiflich.