Man hört die Baustelle. Aber von der Kulmbacher Straße aus muss man erst das Gelände einer Autowerkstatt überqueren, um Genaueres zu sehen. Und von der Carl-Thiesen-Straße aus versperren Häuser den Blick. Nur eine kleine Stichstraße führt von dort zu dem Gelände, auf dem bis zum Frühjahr 2015 ein Wohnheim für 24 Menschen mit Behinderung entstehen soll.

Dort, im Herzen des Wohngebiets, wollte die Diakonie Neuendettelsau das Gebäude haben. „Wir legen Wert auf eine lebendige Nachbarschaft, so dass man auch mal über den Gartenzaun hinweg ins Gespräch kommen kann“, sagt Thomas Schaller, Pressesprecher der Diakonie. Menschen mit Behinderung sollen so stärker am alltäglichen Leben teilnehmen.

Viele Bürger freuen sich auf das Wohnheim

Das Wohnheim in Bad Berneck ist das zweite in einer ganzen Serie. Denn langfristig sollen alle 158 Bewohner der Himmelkroner Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in kleinere Wohneinheiten umziehen. Weil sie dort näher dran sind am Leben. Und weil das Schloss Himmelkron nicht barrierefrei umgebaut werden kann. Knapp drei Millionen Euro wird die Diakonie deshalb in das Gebäude in Bad Berneck investieren, rund acht Prozent der Kosten übernimmt die Aktion Mensch.

Doch auch Einheimische seien herzlich eingeladen: „Wenn Leute, die aus Bad Berneck stammen, auch dort wohnen würden, wäre das toll“, sagt Schaller. Und auch von Bernecker Seite kommt viel Positives: „Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass sich auch behinderte Menschen bei uns in der Stadt wohlfühlen“, sagt Bürgermeister Jürgen Zinnert (SPD). „Wir alle waren dafür“, sagt Stadtrat Klaus Sowada (CSU). „Ein weiterer Schritt zur Inklusion, das ist einfach schön“, sagt Stadtrat Joachim Beth (FWG).

Auch die Anwohner stehen dem Projekt mehrheitlich positiv gegenüber. „Die stören überhaupt nicht“, sagt Marianne Kurz aus der Carl-Thiesen-Straße. „Die brauchen ja auch irgendwo eine Unterkunft“, sagt eine alte Dame einige Häuser weiter.

Allerdings: Sachliche Kritik haben die Anwohner durchaus. „Schon ich muss meine Mülleimer so weit bis an die Straße schieben, bei denen wird es noch viel schlimmer“, sagt Marianne Kurz. Sie wohnt am Ende der schmalen Stichstraße, die später einmal die Hauptzufahrt bilden soll. Und die Pressesprecher Schaller keinesfalls zu lang fürs Mülleimerschieben findet: „Nach unserer Einschätzung ist das durchaus machbar.“

Schwerer wiegt die Kritik von Britta Wittmann: „Für uns als Anwohner ist es schade, wenn eine Fläche zugepflastert wird, während anderswo Gebäude leer stehen. Zumal es hier schwierig ist mit den Geschäften und dem pulsierenden Leben.“ Wenn sie aus dem Fenster schaut, blickt sie genau auf die Breitseite des Y-förmigen Gebäudes. „Dabei war da hinten immer ein schönes ruhiges Eck.“

Fairerweise müsse sie aber auch sagen, dass die Diakonie ihnen sehr weit entgegengekommen sei. Nun müsse man eben schauen, wie es sich entwickle. Währenddessen schwärmt Zinnert schon von „finanzieller Wertschöpfung“ für ansässige Handwerker und Einzelhändler. Und Joachim Beth träumt von einem Musical mit den neuen Heimbewohnern. Im Frühjahr 2015 sollen sie einziehen.

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