15 Cent Preisunterschied in Pegnitz und Auerbach Stark schwankender Dieselpreis

Von Thomas Knauber
Die Dieselpreise zwischen Pegnitz (unser Bild) und Auerbach schwanken extrem. Foto: Münch Foto: red

Ein altes Thema sorgt wieder für Diskussionen: Der unterschiedliche Dieselpreis an heimischen Tankstellen. Denn wer am Freitag um 19 Uhr von Pegnitz nach Auerbach fuhr, sah an den Shell-Tankstellen hier und dort eine Preisdifferenz von 15 Cent. Am Sonntag um 17 Uhr waren es immer noch sechs Cent. Wie kann am Freitag der Literpreis von Pegnitz – 121,9 Cent – nur 15 Kilometer weiter bei 106,9 Cent liegen? Am Sonntag waren es hier bei Auto-Kotzbauer 115,9 Cent und in Auerbach bei Peter Dornisch 106,9 Cent.

 
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Kotzbauer vermutet, dass jener Leser, dem dies auffiel, genau in jener halben Stunde die Tankstellen passierte, als Shell in Hamburg die Preise umstellte. Generell sei Pegnitz inzwischen in einem Preismonitor des Konzerns, der auch Auerbach und Creußen berücksichtigt. Ein Lichtblick sei, dass bei ihm der Literpreis am Samstag Nachmittag auch einmal ziemlich weit unten war, nämlich bei 109,9 Cent. Ansonsten habe Shell inzwischen die Strategie, abends ab 19 Uhr mit den Preisen hochzugehen, bis 8 Uhr morgens. Aber dann fällt alles wieder centweise um 8, 11 und 15 Uhr. „Was dahinter steckt, das ist schwer zu verstehen.“

Die Pressesprecherin von Shell, Cornelia Wolber, kann es aber erklären: Abends habe man momentan ein so niedriges Preisniveau erreicht, dass es nicht mehr wirtschaftlich ist. „Wir drücken dann die Reset-Taste, wenn Sie so wollen.“ Diesen nächtlichen Preisanstieg gebe es seit einiger Zeit. Aber es sei nicht so, dass es für immer dabei bleibt.

Peter Dornisch von der Auerbacher Tankstelle kennt „dieses Preisspiel mit abends unten und ab 20 Uhr oben“. Er hat auch noch die billigen 106,9 Cent vom Freitag im Kopf. Am Besten sei es, zwischen 17 und 18 Uhr zu tanken. „Denn der Tiefstpunkt ist am späten Nachmittag.“ Dornisch erklärt sich die Preisdifferenz zu Pegnitz damit, dass zu seinem Preisumfeld die Tankstellen in Neuhaus, Sulzbach-Rosenberg und Kirchenthumbach gehören, was die Auerbacher Preise nach unten treibt. Ergründen könne man das Schema aber nicht, weil die Pricing-Abteilung von Shell telefonisch bewusst nicht zu erreichen ist – „sonst würden da dauernd Leute anrufen“. Man lande meist im Frontoffice.

Antworten auf der Homepage

Um neugierige Autofahrer trotzdem zufriedenzustellen, hat Shell in seiner Homepage die wesentlichen Fragen schriftlich beantwortet. Dort ist zum Beispiel zu lesen, dass Shell in Deutschland 2180 Tankstellen hat, die im überhaupt intensivsten Wettbewerb stehen, den Europa zu bieten hat. Denn es gibt in Deutschland insgesamt 14 900 Tankstellen von 1500 Unternehmen.

Preisabsprachen sind kartellrechtlich verboten, aber für Preisschwankungen sorgen Brasilien, Indien und China (es sind erwachende Märkte mit einer neuen Nachfrage), das Euro/Dollar-Verhältnis (beim starken Euro wird es billiger) und der Einstieg von Investoren und Hedgefonds in die Warenterminbörsen und den Spotmarkt von Rotterdam. Dort wird für sofortige Lieferungen verhandelt. Einen steigenden Dieselpreis löst auch immer die Nachfrage der Haushalte im Herbst nach Heizöl aus.

Shell listet auf seiner Homepage auch die Dieselpreise verschiedener Jahre auf. So gab es 2012 in sechs Monaten einen Durchschnittspreis pro Liter, der über 150 Cent lag. Im Jahr 2013 lag der Literpreis immer über 140 Cent (zum Beispiel im Januar: 145,77; Dezember: 142). Und voriges Jahr kam es zur Talfahrt: Im Januar lag der Preis bei 137,29, im Juni bei 139,4 und im Dezember nur noch bei 120,57 Cent.

Cornelia Wolber nennt zwei hauptsächliche Faktoren für solche Unterschiede: Einmal den Preis pro Tonne bei Diesel oder Super („nicht den Rohölpreis“), dann den lokalen Wettbewerb. Der gehe sogar so weit, dass eine Tankstelle mit Waschstraße die Preise noch mehr drücken kann – „weil sie ihren Gewinn über die Waschstraße macht und darum den Diesel fast zum Einkaufspreis abgibt“. Ansonsten stelle Shell die Preise meist mit einer Viertelstunde Abstand zur nächsten Tankstelle um. Es könne also sein, dass jemand, der einen Billigpreis sah und nicht so schnell halten konnte, beim Umkehren 15 Minuten später schon vor teuren Zahlen steht.