14.500 Kilometer im Sattel Ludwigschorgast: Sebastian Haas fährt mit dem Fahrrad nach Vietnam

Von Werner Reißaus
14500 Kilometer in sieben Monaten legte der Ludwigschorgaster Sebastian Haas mit dem Fahrrad zurück. Unser Bild zeigt ihn beim Zelten in der chinesischen Wüste. Foto: red Foto: red

In sieben Monaten absolvierte der Ludwigschorgaster Sebastian Haas 14.500 Kilometer: Mit seiner Radreise von Deutschland über China nach Vietnam erfüllte sich der Biologe einen langgehegten Wunsch.

 
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Als Fußballer war Sebastian Haas ein ausgesprochener Teamplayer. Anders bei seinem außergewöhnlichen Trip nach China inclusive Abstecher nach Vietnam: hier war er über weite Strecken als Einzelkämpfer unterwegs. Der Abenteurer aus Ludwigschorgast ist mit dem Fahrrad von seinem Heimatort bis nach Hanoi, der Hauptstadt Vietnams, gefahren und hat 14 500 Kilometer zurückgelegt.

Kurz vor Ostern – am 10. April – ging die Reise los, die am 20. Oktober in der Millionenmetropole Hanoi endete. Von dort ging es am 12. November mit dem Flugzeug zurück nach München. Jetzt wartet die nächste Herausforderung auf Sebastian Haas: Der studierte Biologe will seine Doktorarbeit schreiben.

Er hätte sich schon lange mit dem Gedanken getragen, nach China zu radeln, sagt Haas. Nach dem Abschluss seines Studiums in Bayreuth und Bremen hätte er etwas Außergewöhnliches unternehmen wollen. Für die erste Etappe von Ludwigschorgast nach Istanbul benötigte er vier Wochen. Anfang Mai erreichte er die Grenze zur Türkei: „Es war Frühjahr und ich erwischte relativ viel Regen, es war auch viel Kälte dabei. Mein Tagespensum lag im Schnitt bei 100 Kilometern. Es kam aber immer auf die Bedingungen an. Wo die Berge höher wurden, waren es dann nur noch 70 bis 80 Kilometer.“ Sein Mountainbike hatte Haas mit mehreren Gepäckträgern und normalen Straßenreifen ausgestattet, um die Reibung zu verringern. Die erste Etappe mit einer Länge von 2500 Kilometern zählte mit den schwierigsten: „Ich musste mich erst an den täglichen Ablauf gewöhnen und auch das tägliche Zelten bedurfte einer gewissen Gewöhnungsphase.“ In der Regel war Haas allein auf sich gestellt. Erst in Zentralasien waren dann mehr Radfahrer unterwegs. „Das lag auch daran, dass es da mehr oder weniger nur einen Weg gibt, den jeder nehmen musste. Im Iran dagegen hatte ich mehrere Optionen, um mit dem Rad durch das Land zu kommen. Da traf man andere Radfahrer nicht so oft wie in Zentralasien, wo sich alles wie ein Trichter konzentrierte. Da habe ich dann auch Leute getroffen, mit denen ich ein paar Tage unterwegs war.“

Nach der zweiten Etappe, die 1500 Kilometer durch die Türkei und Anatolien führte, folgte die islamische Republik Iran. In der Hauptstadt Teheran war dann ein längerer Aufenthalt notwendig, weil Sebastian Haas sehr viel Visa beantragen musste, unter anderem für China. Die Verständigung in den Botschaften erfolgte in englischer Sprache. Diese dritte Etappe mit rund 2000 Kilometer endete in Maschhad, der Hauptstadt des iranischen Bundesstaates Razavi-Chorasan. Die Stadt liegt ganz im Osten Irans und ist die zweitgrößte Stadt Irans. Von hier aus erfolgte die Einreise nach Turkmenistan: „Hier war dann das Problem, dass man nur ein Visum für fünf Tage bekommt. Die Regierung lehnt Touristen allgemein ab, sie will keine demokratischen Einflüsse. Es regiert dort ein diktatorischer Präsident, der sein Land abzuschirmen versucht.“ Dennoch kam Haas mit einer Gruppe von Turkmenen ins Gespräch. „Ich musste nach dem Weg fragen. Sie waren auch ganz nett, haben mir auch geholfen und dann wollten sie auch ein Foto mit mir machen. Das ist mir sehr oft passiert, dass mich die Leute fotografieren wollten. Es kam dann aber ein Polizeiauto vorbei und die Beamten haben mich weggeschickt. Sie wollten nicht, dass ich mit ihnen rede. In nur fünf Tagen musste ich dann durch das Land kommen. Bei nur 500 Kilometer ist das eigentlich kein Problem, aber die Straßen waren richtig rumpelig.“

Weiter ging es nach Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan am Kaspischen Meer. In Tadschikistan kam Haas am Pamir-Gebirge vorbei, das nur dünn besiedelt ist. „Die Leute haben nicht viel zum Leben. Da geht auch wenig mit Landwirtschaft, weil in dem hohen Gebirge fast nichts wächst. Als Reisender hat man hier nicht das beste Essen bekommen, weil es auch keine Supermärkte gibt. Man musste nehmen, was man bekommen hat. Ein typisches Essen ist hier altes Brot mit Joghurt.“ Auch wenn es mitunter auf den einsamen Radstrecken langweilig wurde und ihn auch der eine oder andere Durchhänger ereilte: Abbrechen kam für Haas nie infrage. „Ich wollte unbedingt die tibetische Region von China sehen und wusste ja auch, dass die Höhepunkte für mich noch bevorstehen.“ Dazu zählte ohne Zweifel auch die kulturelle Vielfalt Chinas. Vor allem von der tibetischen Kultur war der Ludwigschorgaster fasziniert. „Für mich überraschend, wie intakt die noch ist.“ Und was ihn ebenfalls überraschte, das war die Gastfreundschaft in den muslimischen Ländern.

Allein durch die Volksrepublik China galt es 5600 Kilometer zu bewältigen, bevor Haas im Süden Chinas Vietnam erreichte.

Was ihn besonders beeindruckt hat auf seiner langen Reise: „Dass man mit dem Rad in Regionen kommt, wo die Leute noch völlig unbeeindruckt vom Tourismus sind."

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