109 Friseursalons - trotzdem machen sich junge Meister selbstständig Innung: Zu viele Friseure in Bayreuth

Von Tobias Köpplinger
Serdar Herek (30) in seinem Friseursalon in Bayreuth. Foto: Köpplinger Foto: red

Bayreuth hat zu viele Friseure. Aktuell gibt es 109 Salons, 60 wären gesund für die Stadt. Das sagt der Innungsobermeister Volker Bomblies. Trotzdem kommen immer neue Läden dazu. Einer der Neuen: Serdar Herek. Er hat 150 000 Euro investiert und ist überzeugt von seiner Idee.

 
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Serdar Herek (30) sagt: „Die Selbstständigkeit war meine letzte Chance. Es gab keinen anderen Weg.“ Er trägt ein weißes Hemd und feine Schuhe. Herek schneidet gerade den letzten Kunden des Tages. Er pinselt ihm Haarreste aus der Stirn und steck die Schere zurück in den Halter. Passt sagt der Kunde, ein Handschlag, zwei drei Worte, Grinsen. Feierabend. Ein Stammkunde, sagt Herek. Einer von vielleicht 500. Nur so gehe es sagt er. „Ich hatte meinen Kundenstamm, den habe ich mitgenommen.“ Seit März hat Serdar HErek seinen eigenen Laden in der Eysserhauspassage. Bis Dezember hatte er einen Stuhl bei Stefan Vogel in der Haargalerie, auch schon selbstständig, dann hörte der auf. „Ich musste etwas tun, schließlich habe ich eine Familie zu ernähren. Angestellt als Hauptverdiener geht das nicht“, sagt er.

Volker Bomblies, der Innungsobermeister  der Bayreuther Friseure sagt: Bayreuth ist übersättigt mit Friseuren. Es gibt Straßen, da liege ein Friseursalon neben dem anderen: In der Richard-Wagner-Straße. Oder in der Carl-Schüller-Straße. Das sei zu viel. Jetzt kommt der Mindestlohn von 8,50 Euro dazu. „Der Markt wird sich bereinigen“, sagt Bomblies.  Und: „Mir ist es ein Rätsel, wie man das nicht mitbekommen kann.“ Er meint die Jungen. Die, die mit unter 20 schon Meister werden. Den braucht, wer sich selbstständig machen will. Geschäfte machen auf. Geschäfte schließen wieder. „Ein bisschen mehr Realismus wäre gut. Schon als Selbstschutz“, sagt Bomblies.

Serdar Herek ist keiner dieser Jungen mehr. Er hat 1999 angefangen, erst Praktikum, dann Lehre, dann Meister, dann eigener Laden. „Ich habe mir einen Namen gemacht“, sagt er. Sein Geschäft nennt er: „Zum goldenen Schnitt.“ Weil der goldene Schnitt das natürlich Schöne sei. Junge Friseurmeister könnten sich bei ihm einen Stuhl mieten. Das ist seine Geschäftsidee. Für etwa 600 Euro Miete den eigenen Friseursalon im Friseursalon. Serdar Herek will das auf andere Städte übertragen, ein Investor sei schon neugierig. Für ihn sei das die Zukunft. Ohne Risiko den Schritt in die Selbstständigkeit machen. Herek ist von seinem Konzept überzeugt. Und junge Friseure gebe es schließlich genug.

Das bestätigt Benedikt Helldörfer aus der Pressestelle der Handwerkskammer: „Friseur ist einer der beliebtesten Ausbildungsberufe.“ Platz vier in der Statistik. Vorher kommen nur Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker und Anlagenmechaniker. Oberfrankenweit gibt es mehr als 300 Auszubildende in 1456 Frisörbetrieben. Allein in Bayreuth lassen sich 51 Lehrlinge zu Friseuren ausbilden.

Innungsobermeister Bomlies sagt, früher gab es einmal eine Faustregel. Auf 1000 Einwohner ein Friseur. Aber das funktioniert heute nicht mehr. „Die Leute sparen am Friseur.“ Bayreuth hat knapp über 70000 Einwohner und 109 Friseure. Fünf Betriebe gaben 2013 auf. Sieben kamen neu dazu.

60 wären gut, sagt der Innungsobermeister. „Für jeden einzelnen bleibt so nicht viel übrig“

Bomblies sagt, er verbringe mit dem Kunden zwischen 20 Minuten und einer halben Stunde. Der Kontakt sei wichtig. Und nur so könne er vernünftige Arbeit abliefern. Und: die Stmmkunden kommen wieder, auch wenn der Preis um einen Euro steigt. So ähnlich klingt das auch bei Serdar Herek. „Ich nehme mir die Zeit, ich will den Stress nicht haben.“ Das scheint zu funktionieren.

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