107. Bayreuther Volksfest eröffnet - Veranstalter erwarten 250.000 Besucher - Maß kostet 8,20 Euro Zwei Schläge: "Ozapft is"

Von Frank Schmälzle

Zwei Schläge: Dann hat Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe am Freitagabend das erste Fass Festbier angestochen. Einem voll besetzten Festzelt prostet sie zu: "Auf elf friedliche und heitere Volksfesttage. Ozapft is." Das Bayreuther Volksfest ist das größte in Oberfranken. Und für Schausteller-Vorsitzende Gudrun Sommerer "das schönste sowieso".

 
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Eine gute Stunde zuvor: Es ist ein prächtiges Bild, das sich auf dem Marktplatz bietet. Exakt 1813 Menschen haben sich zu einem Festzug zum Volksfestauftakt formiert. Sie repräsentieren 39 Vereine aus der Stadt und dem Umland. Warum sie dabei sind? Nicht nur weil es für jeden eine Maß Freibier und ein Essen gibt. Nicht nur weil sie die Kulisse der Volksfesteröffnung sind, weil sie das 2000-Mann-Festzelt am ersten Abend füllen. "Es ist uns eine Ehre der Einladung der Stadt zu folgen", sagt Peter König, Leiter des Städtischen Blasorchesters.

Der Festwirt sagt: "Ihr Bayreuther könnt Euch sehen lassen"

Die Bläser marschieren ganz vorne. Gleich hinter dem vierspännigen Festwagen an der Spitze des Zuges. Hengst Fritz ist der temperamentvollste der vier belgischen Kaltblüter, die die Kaltblutfreunde Veldensteiner Forst nach Bayreuth gebracht und prächtig geschmückt haben. Fritz scharrt mit den Hufen, Kutscher Günther Lehnes ist die Ruhe selbst. So viele Leute, so laute Musik? "Das macht den Pferden nichts." Ein traditioneller Bierwagen, zünftige Musik, viele Leute in schicken Dirndln und fescher Tracht. Festwirt und Ur-Bayer Jochen Mörz nicht anerkennend. "Mit so einem Festzug könnt ihr Bayreuther Euch sehen lassen."

"Die Leute sollen sagen: Wir haben Volksfest"

Los geht's - vom Marktplatz zum Volksfestplatz. Walter Nadler ist dabei, der ehemalige CSU-Stadtrat und Landtagsabgeordnete hatte zwar nicht die Idee. Die stammt von den Schaustellern. Aber er hat sie durchgesetzt. Hat durchgesetzt, dass die Stadt für den Fetszug Geld ausgibt. Vor sieben Jahren gab es den ersten. Nur ein paar Meter waren das damals und mit einer "vernachlässigbaren Zahl an Teilnehmern." Heute sind es mehr als 1800. "Genau das wollten wir", sagt Nadler. "Die Leute sollen sagen: Wir haben Volksfest."

Identifikation schaffen also, das funktioniert. Am Marktplatz stehen die Bayreuther Spalier. Die, die mitmarschieren, sehen Bekannte und Freunde am Straßenrand. Stadtrat Franz-Peter Wild schert immer mal wieder aus. Handdruck hier, Küsschen dort. Und viele lächelnde Gesichter. Mittendrin läuft Marcus Kattner mit. Er sieht nicht so aus, als wäre Blasmusik sein Thema. Acht Piercings hat er im Gesicht, das Haar in bester Punk-Manier frisiert. "Das ist der erste Festumzug in meinem Leben", sagt er. "Macht aber nichts. Ist echt lustig."

Der Service flutscht, das Bier läuft

Ruckzuck sind die ersten am Volksfestplatz. Die ersten, das sind die Schausteller, die Stadträte und die Ehrengäste. Sie stellen sich am Eingang des Festzeltes auf, beklatschen jede Gruppe, begrüßen so jeden Teilnehmer des Festzuges. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe strahlt. Sie trägt ein langes Dirndl, dezentes braun und weiße Bluse. Als die letzten der 1813 das Festzelt betreten, sind die ersten schon satt. 60 Servicekräfte hat Festwirt Mörz im Einsatz. Es flutscht.

Und es läuft. "Sehr süffig und nicht so bitter", sagt Wolfgang Sigel vom 1. Athletik-Club Bayreuth, er setzt gerade seine Biermarke für die Teilnahme am Fetszug um. Süffig und rund schmeckt das Festbier, das die Aktienbrauerei eingebraut hat. 13 Prozent Stammwürze, sechs Prozent Alkohol - das gibt es für 8,20 Euro die Maß. Sigl sagt: "Schmeckt gut. Da kann man auch zwei oder drei trinken." Und einer, der das beruflich macht, stimmt zu. "Das ist zwar kein Weißbier", grinst Jeff Maisel, Chef der Brauerei Maisel. "Ist aber trotzdem lecker."

Das größe Volkfest Oberfrankens - "und das schönste sowieso"

Als das erste Fass angestochen ist, steht Gudrun Sommerer auf der Bühne des Festzeltes. Es ist ihr Heimspiel. Und das nutzt die Vorsitzende der Bayreuther Schausteller. 250.000 Besucher erwarten die Organisatoren in den nächsten elf Tagen auf dem Volksfest. "Das schafft kein anderes Event in Bayreuth in so kurzer Zeit." Das Bayreuther Volksfest ist das größte in Oberfranken. "Das schönste sowieso", sagt Sommerer. "Und das war schon mal ein Auftakt nach Maß."

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