200 rote Rosen, eine Kunstaktion und viele Reden, in denen das Wort Solidarität betont wurde, kennzeichneten Demo und Kundgebung am 1. Mai. Bayreuth Rund 100 Demonstrierende setzten sich am Vormittag vom Parkplatz Mainüberdachung in Bewegung.

Zuvor musste allerdings Grundsätzliches geklärt werden. Nein, Tiere durften nicht mitgeführt werden. Daran erinnerte Frank Bodenschatz vom DGB Oberfranken bevor sich die Teilnehmer auf dem Parkplatz aufstellten. Ein niedliches Steckenpferd, das ein junges Mädchen mitführte war von diesem Verbot zum Glück nicht betroffen. So zog man guter Dinge los, zunächst in die Bahnhofstraße, wo man in die Carl-Schüller-Straße einbog, um über die Casselmannstraße zum Neptunbrunnen in der Fußgängerzone zu gehen. Von Zeit zu Zeit erschall der berühmte Ruf „Hoch die Internationale Solidarität“.

Anna Tanzer von Verdi skandierte: „Leute, lasst das Glotzen sein, reiht euch in die Demo ein.“ Das Problem war nur, dass am Vormittag des 1. Mai, dem Tag der Arbeit, in Bayreuth garnicht so viele Leute geglotzt haben. Vereinzelte Anwohner winkten freundlich aus ihren Fenstern herab, ein Spätaufsteher zeigte sich Feinripp-Unterhemd und eine Dame in der Friedrich-Puchta-Straße blickte etwas irritiert aus ihrem Gemüsegärtchen auf den lautstark vorbeiziehenden Demonstrationszug. Vermutlich war sie gerade beim Schneiden des Schnittlauchs für die Feiertagssuppe, als die Truppe mit dem Transparent „Ungebrochen solidarisch“ an ihrem Grund und Boden vorüberzog.

Alles verlief wie am Schnürchen, die Polizei begleitete die Demonstranten und so gelangte der Zug planmäßig zum Neptunbrunnen. Nicht zu leugnen ist allerdings, dass in puncto Erzeugen von Aufmerksamkeit noch recht viel Luft nach oben blieb.

Am Ort der Kundgebung angekommen überbrachte Zweiter Bürgermeister Andreas Zippel die freundlichen Grüße von Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Kreisrat Manfred Neumeister ließ von Landrat Florian Wiedemann grüßen.

Hauptredner der Kundgebung war Michael Grundl von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Grundl kritisierte sehr deutlich den CSU-Ministerpräsidenten Markus Söder, der maßgeblich schuld daran sei, dass der ökologische Umbau in Bayern total verschlafen worden ist. Immer wieder wies er darauf hin, wie ungerecht Geld und Ressourcen unter den Menschen verteilt sind und fragte: Wie kriegen wir diesen Planeten wieder auf Kurs? Wie kriegen wir die ungerechte Verteilung wieder auf Kurs?

Jedenfalls nicht mit dem neoliberalen Turbokapitalismus, der in der Welt die Vorherrschaft übernommen habe, wie Grundl ausführte. Seine Mahnung: „Wir müssen alle gemeinsam überlegen, wie wir es hinbekommen, dass dieser Planet auch morgen von für unsere Kinder lebenswert ist.“ Seine Botschaft: Tut was ihr könnt, um denen zu helfen, die in Not sind. Grundls Schlusswort: „Bleibt solidarisch! Glück auf!“

Neben den ernsten Worten sorgten die Bayreuther Jusos auch für heitere Gesichter, indem sie unter den Anwesenden rote Rosen verteilten. Kinder und Erwachsene konnten bei einer Kunstaktion an einem Klimabaum die Abbilder ihrer Hände anbringen. Und als die Zeiger Uhr in Richtung zwölf gingen, wurde die Schlange am knallroten Bratwursthäuschen immer länger.