Wolsch-Vertrag beim EHC bleibt bestehen

Von
Falsche Wellenlänge: Die Kommunikation zwischen Sebastian Wolsch (rechts) und EHC-Trainer Sergej Waßmiller ist gestört. Deswegen ist der Anspruch des Verteidigers auf Teilnahme am Training nicht unproblematisch. Foto: Peter Kolb Foto: red

Erst suspendiert, dann der Wechsel zum EV Weiden, aber dennoch Angestellter des EHC Bayreuth: Sebastian Wolsch hat beim Zweitliga-Anwärter einen gültigen Zweijahres-Vertrag, der nach aktuellem Stand nicht aufgelöst wird. Deshalb tritt der Verteidiger am 15. August seinen Dienst bei den Tigers an – eine Personalie mit viel Konfliktpotenzial.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

„Ich weiß, dass das eine richtig harte Zeit für mich wird“, sagt Wolsch. „Aber Vertrag ist Vertrag. Ich sehe nicht ein, warum ich auf vertraglich zugesichertes Geld verzichten sollte. Deshalb werde ich zum EHC zurückkehren.“ Wie festgefahren die Situation zwischen den beiden Parteien ist, verdeutlicht die Aussage von Tigers-Vorsitzenden Matthias Wendel: „Wenn er einen neuen Arbeitgeber hat, lösen wir das Vertragsverhältnis gerne auf – aber ohne zusätzliche Zahlung. Warum sollen wir noch etwas für ein neues Arbeitsverhältnis drauflegen?“

Zur Vorgeschichte: Wolsch überwarf sich im Dezember mit EHC-Trainer Sergej Waßmiller. Der Verein teilte damals mit, dass er auf die Dienste des Verteidigers in der ersten Mannschaft verzichtet. Wolsch erklärte sich mit einer Abfindung für die Restsaison 2015/16 einverstanden und wechselte zum EV Weiden. Der bis Ende der Spielzeit 2017/18 gültige Vertrag wurde unterbrochen, jedoch nicht aufgelöst.

Spieler kann keine Angebote annehmen

Vor kurzem nahmen die Oberpfälzer Abstand von einer Weiterverpflichtung Wolschs, da sie wegen der unsicheren Vertragssituation beim EHC nicht zeitnah mit ihm planen können. „Das gleiche Problem habe ich auch bei zwei anderen Vereinen“, sagt der 32-Jährige. „Ihre Angebote kann ich nicht annehmen.“ Mehrfach hatte er sich nach eigener Aussage um eine Auflösung des Vertrages mit dem EHC bemüht. Er habe eine Abfindungszahlung in Höhe von 20 000 Euro vorgeschlagen, diese Summe später nochmals halbiert. Am Freitagnachmittag lief die Frist für dieses Angebot aus. „Dieser Betrag ist nur ein Bruchteil dessen, was anfallen würde, wenn ich den Vertrag erfülle“, sagt Wolsch. Wendel bestätigte die Summe nicht, bezeichnete die Forderung des Defensivspielers allerdings als „sehr stattlich“.

Verein fordert Mitarbeit im Nachwuchsbereich

„Wir sind nicht in Zugzwang“, sagt der Vorsitzende. „Zu den bisherigen Forderungen werden wir das Ganze nicht beenden, da gehen wir lieber einen anderen Weg. Gerade im Nachwuchsbereich tut uns jeder Trainer gut, dann wird Wolsch diesen Bereich ab 15. August eben als Trainer oder Koordinator verstärken.“ Wolsch gibt einen Einblick in seinen Vertrag: Dieser beinhaltet das Engagement im Jugendbereich, allerdings nur als Trainer. Eine Beschränkung seiner Arbeitsleistung auf diesen Bereich ist nicht möglich. Der Verteidiger hat einen Profivertrag, der das Recht zumindest auf die Trainingsteilnahme beinhaltet. Zudem werden ihm eine Wohnung und die Zahlung von Prämien zugesichert. Geschätzt beläuft sich der Zweijahresvertrag des 32-Jährigen wohl auf ein Bruttovolumen von 70 000 bis 100 000 Euro. Kein Problem für Wendel: „Die Personalie Wolsch ist im Budget einkalkuliert.“

Und die anderen, fast unvermeidbaren Konflikte? Schon als Trainingsteilnehmer würde Wolsch Unruhe in das DEL2-Team bringen, zu viel Porzellan wurde vor und durch seine Suspendierung zerbrochen. Bleibt Waßmiller Cheftrainer, gäbe es zwischen ihm und Jugendtrainer Wolsch kaum Absprachen. Zudem wäre das Gehaltsgefüge im Nachwuchsbereich gesprengt. Andere Nachwuchstrainer verdienen nur einen Bruchteil des Wolsch-Gehalts. „Das sind alles Spekulationen“, sagt Wendel. „Vor Anfang August wissen wir nicht, wie sich die Zusammenarbeit mit Wolsch gestaltet. Bis dahin kann noch viel passieren.“

Auch für Wolsch bringt die Rückkehr zum EHC Schwierigkeiten. Sie ist eventuell gleichbedeutend mit dem Karriereende: Wenn der Vertrag abläuft, ist Wolsch 34 – und hat vermutlich seit zwei Jahren kein Pflichtspiel absolviert. „Ich gehe davon aus, dass ich permanent auf der Tribüne hocke“, sagt Wolsch. „Aber ich werde dem Verein für jegliche vertraglich verankerte Beschäftigung zur Verfügung stehen und werde mich hier voll einbringen.“

Enttäuschung bei Wolsch

Sebastian Wolsch äußerte auch seine Enttäuschung über den Umgang des EHC Bayreuth mit seiner Person. Seine Suspendierung, die ohne vorherige Abmahnung ausgesprochen worden sei, ist ihm immer noch ein Rätsel. Eine Begründung für den Rauswurf habe er nie bekommen. Anschließend habe sich Matthias Wendel nicht an Absprachen gehalten: „Über den Wechsel nach Weiden und meine Zukunft wurde Stillschweigen vereinbart, dann sagt der Vorsitzende beim Fangespräch im Januar öffentlich, dass ich nicht mehr beim EHC spielen werde, solange er etwas zu sagen hat“, erklärt Wolsch.

Eine Nachfrage, ob er nun weiter angestellt sei, habe Wendel unbeantwortet gelassen. Unter anderem mit der Begründung, dass aktuell keine Personalentscheidungen gefällt werden. Allerdings sei es in diesem Zeitraum zu Vertragsverlängerungen mit Spielern gekommen. Auch ein Arbeitsgerichtstermin, der die Frage klären sollte, sei von Anfang Mai auf Juni verschoben worden. „Das waren für mich sehr große Nackenschläge“, sagt Wolsch. „Aber ich bin ja nicht der Einzige, mit dem so unprofessionell umgegangenen wird. Es ist erschreckend, dass manche Vorgänge im Verein nicht hinterfragt werden.“ Matthias Wendel äußerte sich mit dem Hinweis auf das „laufende Verfahren“ nicht zu diesen Vorwürfen.

Mehr zum Thema:

Wolsch fliegt aus dem Kader

Wolsch wechselt nach Weiden

Autor

Bilder