Wie steht's um E-Mobilität in Bayreuth?

Von Norbert Heimbeck
Die Stromtankstelle am Bayreuther Rathausparkplatz: Seit Monaten defekt, soll sie nun bis Jahresende durch ein modernes Gerät ersetzt werden. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es ist ein Ärgernis: Die Stromtankstelle am Rathausparkplatz ist seit Monaten defekt. Auch sonst müssen Fahrer von E-Autos Lademöglichkeiten in Bayreuth mit der Lupe suchen. Das soll sich schon bald ändern: Sowohl der Bayernwerk-Konzern als auch die Stadtwerke Bayreuth wollen neue, moderne Ladesäulen errichten.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Marian Maier aus Mistelbach ist erbost. In einer E-Mail an den Betreiber der Ladesäule am Rathaus schreibt er: „Bisher ist es mir bei gefühlten 20 Versuchen kein einziges Mal gelungen, an dieser Ladesäule aufgrund von technischen Störungen der Säule mein Fahrzeug zu laden. Ich habe andere Elektrofahrzeugbesitzer kennen gelernt, denen es genauso erging.“ Der Bayernwerk-Konzern hat sich inzwischen schriftlich bei Maier entschuldigt. Pressesprecher Maximilian Zängl sagt: „Das ist eine Ladesäule der ersten Generation, die ist schon mehrere Jahre alt und hat noch Kinderkrankheiten. Aber wir haben vor einigen Tagen von der Stadt die Genehmigung zum Austausch beziehungsweise zur Errichtung einer neuen Ladesäule erhalten.“

Austausch noch in diesem Jahr

Warum das die Stadt überhaupt genehmigen muss? Wenn ein privates Unternehmen auf städtischem Grund kostenpflichtige Leistungen anbietet, braucht’s eine Erlaubnis der Verwaltung. Die ist jetzt erteilt, noch in diesem Jahr soll der Austausch erfolgen. Und eine weitere gute Nachricht hat Zängl: Künftig brauchen Nutzer für diese Stromtankstelle keine spezielle Ladekarte mehr, sondern können per Smartphone oder Kreditkarte bezahlen. Insgesamt will die Bayernwerk AG an ihren Standorten im Freistaat 30 öffentlich zugängliche Ladesäulen aufstellen und dort 30 Elektrofahrzeuge anbieten, damit Kommunen und private Interessenten sie ausprobieren können: „Man muss das selbst erfahren, um die Begeisterung für E-Fahrzeuge beurteilen zu können,“ sagt Zängl. Eine gut ausgebaute Infrastruktur sei der Schlüssel zur Entwicklung der Elektromobilität.

Auch Stadtwerke wollen bauen

Ähnlich argumentiert auch Stadtwerke-Chef Jürgen Bayer: „Noch in diesem Jahr wollen wir eine E-Tankstelle auf dem Campus der Universität errichten. Im Jahr 2017 geben wir insgesamt 50.000 Euro aus, um fünf Ladesäulen in Bayreuth aufzustellen.“ Gesucht werden dabei Standorte, an die die Kunden „gerne hinfahren, denn wir haben aus der Vergangenheit gelernt.“ Oft waren die bisher installierten E-Tankstellen für Stromkunden nicht zugänglich, weil Autos mit Verbrennungsmotoren davor geparkt waren. Oder weil die Ladesäulen defekt waren. Nun soll es eine Lösung geben, dass die Stellplätze für E-Autos frei bleiben.

Die Stadtwerke beobachten derzeit die Entwicklung ganz genau. Bayer: „Der Innovationszyklus in der Branche ist hoch. In fünf Jahren werden wir ganz anders dastehen als heute.“ Man müsse auch darauf achten, dass viele Ladevorgänge zuhause oder am Arbeitsplatz erfolgten. Dafür müssten passende Produkte angeboten werden. Insgesamt sieht er das Thema Elektromobilität „bei uns als Energieversorger gut aufgehoben.“ Ob es tatsächlich Aufgabe der Kommune sei, entsprechende Konzepte anzubieten, „weiß ich nicht.“

Koordinator im Rathaus

Im Bayreuther Rathaus hat man zu dieser Frage inzwischen eine Antwort: Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe hat den städtischen Strukturbeauftragten Günter Finzel beauftragt, den Bereich Elektromobilität „übergreifend zu koordinieren“, teilt Pressesprecher Joachim Oppold mit. Finzel wird sich mit seiner neuen Aufgabe demnächst im Stadtrat vorstellen.

Bayreuther CSU ist ungeduldig

Die CSU-Fraktion im Stadtrat fordert schon seit langem, die Verwaltung möge ein Konzept zur Förderung der Elektromobilität erstellen. Im August 2015 stellte Stadtrat Helmut Parzen eine entsprechende Anfrage an die Verwaltung. Im Januar folgte ein offizieller Antrag der Fraktion. Im August 2016 eröffnete Parzen seine eigene E-Tankstelle an seinem Betrieb in der Königsallee, weil ihm das Vorgehen der Verwaltung zu langsam ist. Tatsächlich sind derzeit rund 40 E-Autos in der Stadt zugelassen. „Wir müssen auch größere Regionen im Blick haben und an Fahrer denken, die von außerhalb nach Bayreuth kommen,“ sagt Stadtwerke-Chef Bayer. Wenn jetzt die Förderung der E-Mobile durch die Bundesregierung gut laufe, müsse er seine Aussage von der Bürgerversammlung 2014 - „Wenn Sie Einsamkeit suchen, besuchen Sie doch mal eine unserer Stromtankstellen.“ - hoffentlich nie mehr wiederholen.

Freies Parken für E-Autos

Im Dezember 2015 hat der Bayreuther Stadtrat beschlossen, dass Besitzer von Elektroautos auf städtischen Parkflächen kostenlos parken dürfen. Allerdings müssen sie sich dafür im Verkehrsamt eine Sondergenehmigung holen. Die muss zusammen mit einer Parkscheibe gut sichtbar im Fahrzeug platzeirt werden. Pressesprecher Joachim Oppold sagt: „Die Verwaltung wird dem Verkehrsausschuss in seiner nächsten Sitzung Ende November empfehlen, diese Regelung zu verlängern.“

Mehr zum Thema:

Elektroautos: Exoten in der Region (mit Karte der Ladestationen)

Das Elektromobilitätskonzept im Landkreis Bayreuth

Strom tanken beim Metzger

Elektroauto rechnet sich

Bilder