Bilanzsumme legt zu, Gewinn geht zurück VR-Bank mit solider Bilanz Richtung Fusion

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Die beiden Vorstände Markus Schappert (links) und Jürgen Dünkel sehen die VR-Bank Bayreuth bei den Verhandlungen mit der VR-Bank Hof in einer Position der Stärke. Foto: red Foto: red

Die VR-Bank Bayreuth geht mit einer ordentlichen Bilanz für 2015 in ihre Kooperationsgespräche mit der VR-Bank Hof, die in einer Fusion der beiden Häuser münden soll. Zuwächse gab es bei Bilanzsumme, Einlagen, ausgereichten Krediten und Mitgliederzahl. Allerdings ging der Gewinn um gut zehn Prozent auf 2,6 Millionen Euro zurück.

 
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"Wir sind mit dieser soliden Bilanz angesichts des schwierigen Marktumfelds zufrieden", sagten die Vorstände Jürgen Dünkel und Markus Schappert bei der Bilanzvorlage. Beide wiesen auf die anhaltend niedrigen Zinsen sowie den ständig steigenden Kosten- und Regulierungsdruck sowie den anhaltend intensiven Wettbewerb in der regionalen Bankenlandschaft vor allem im Kreditgeschäft hin. Dennoch habe die VR-Bank im Kundenkreditgeschäft eine deutliche Steigerung um 4,9 Prozent auf jetzt 576 Millionen Euro an ausgereichten Darlehen erreicht - in etwa je zur Hälfte an gewerbliche und an private Kunden. Die Einlagen stiegen um 5,3 Prozent auf 772 Millionen Euro. Die Bilanzsumme legte um 4,9 Prozent auf jetzt 945 Millionen Euro zu. Nimmt man die an Verbundpartner vermittelten Gelder und Verträge hinzu, kommt die VR-Bank Bayreuth auf ein betreutes Kundenvolumen von fast zwei Milliarden Euro.

Kunden tilgen alte Kredite

Alles erzählen diese Zahlen jedoch nicht. Das anhaltend niedrige Zinsniveau hat nämlich deutliche Auswirkungen. Eine davon: Weil es für Einlagen kaum noch etwas gibt, nutzen viele Kunden ihre Liquidität, um Kredite ganz oder teilweise vorzeitig zu tilgen. Diese älteren Kredite sind aber oft noch etwas höher verzinst, die Zinsspanne und damit der Verdienst der Bank deshalb noch etwas höher als bei neu ausgereichten Darlehen. Unter anderem dadurch erklärt sich der bilanzielle Gewinnrückgang trotz des aktiven Kostenmanagements. So werde jede durch natürliche Fluktuation frei werdende Stelle daraufhin abgeklopft, ob sie neu besetzt werden muss, sagte Dünkel. Ende 2015 waren 202 Mitarbeiter bei der VR-Bank beschäftigt, zwei weniger als ein Jahr zuvor.

Grundsätzlich positiv ist der Liquiditätsüberschuss der VR-Bank aus Einlagen und Kreditausreichungen von rund 196 Millionen Euro. "Damit sind wir weitgehend vom Kapitalmarkt unabhängig", sagte Dünkel. Das Problem: Soll das Geld angelegt werden - relativ kurzfristig und möglichst sicher - gibt es auch für die Bank kaum etwas dafür. Und wird es bei der EZB geparkt, kostet das mittlerweile sogar etwas - den Negativzins.

Ein Mitarbeiter nur für Pflichtmeldungen

Auf die Zentralbanker mit ihrem Chef Mario Draghi sind Dünkel und Schappert sowieso nicht gut zu sprechen. Weil er mit seiner Niedrigzinspolitik zwar sein Ziel, die niedrige Inflation zu bekämpfen, nicht erreiche - denn die sei vor allem dem niedrigen Ölpreis geschuldet. Dafür gefährde er das Geschäftsmodell vor allem kleinerer, regional tätiger Banken. Hinzu kämen die immer schärferen Regulierungsvorschriften, bei denen die VR-Bank Bayreuth etwa mit einer Deutschen Bank über einen Kamm geschoren werde. Mittlerweile sei ein Mitarbeiter komplett dafür abgestellt, um alle Pflichtmeldungen an die Regulierungsbehörden abzugeben - allein im Dezember seien das 1480 DIN-A4-Seiten gewesen.

Um den künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein, sei aus Sicht der VR-Bank Bayreuth jetzt der richtige Zeitpunkt, eine Bündelung der Kräfte in der Region anzugehen. Deshalb der Kooperationsvertrag mit der VR-Bank Hof mit dem Ziel einer Fusion. "Wir wollen das aus einer Position der Stärke angehen", sagte Schappert. Nicht umsonst habe man beim letzten internen Ranking des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) die Bestnote A++ bekommen. Nicht zuletzt, weil die Eigenkapitalbasis mit rund 80 Millionen Euro solide sei.

Angebot an andere Genossenschaftsbanken

Die Tür für andere umliegende genossenschaftliche Institute sei übrigens offen, sich dem anzuschließen. "Wir sind da ständig im Gespräch. Mal mehr, mal weniger intensiv", sagte Dünkel. Es müssten aber auch immer zwei zusammengehen wollen - das sei bei Hof und Bayreuth der Fall, und bei anderen eben nicht.

Jetzt gehe es erst einmal darum, zusammen mit den Kollegen in Hof eine Strategie zu entwickeln. Bis Mitte des Jahres müsse ein grobes Gerippe stehen, das dann auch den Mitarbeitern und der Vertreterversammlung vorgestellt werde. "Wenn beide Seiten dann gemeinsam weitergehen wollen, geht's ins Detail und damit endgültig in Richtung Fusion", sagte Dünkel. Mitte 2017 könne es dann zu den entscheidenden Abstimmungen in beiden Vertreterversammlungen kommen.

Filialen auf dem Prüfstand

Bis es soweit ist, sei die VR-Bank Bayreuth gut aufgestellt, so Schappert. 2016 werde erneut ein herausforderndes Jahr. Der Kosten- und Regulierungsdruck werde nicht nachlassen, im Gegenteil. "Mit einer Explosion der Erträge ist nicht zu rechnen", sagte Schappert. Deshalb stehe 2016 auch das Filialnetz wieder einmal auf dem Prüfstand, nachdem die Zahl der Standorte 2015 konstant bei 24 geblieben sei. Die Kollegen in Hof sind da übrigens schon einen Schritt weiter: Sie kündigten gerade erst an, fünf ihrer 25 Filialen schließen zu wollen.

Hauptgrund für solche Maßnahmen ist für Schappert und Dünkel das geänderte Kundenverhalten. Jedes zweite Konto bei der VR-Bank werde heute schon online geführt - Tendenz stark steigend. Die Herausforderung sei, trotzdem in der Fläche präsent zu sein und die gewohnte Beratung zu gewährleisten.

Um die rasante Online-Entwicklung zu verdeutlichen, warfen die Banker eine hoch interessante Präsentation auf die Leinwand. Dort waren die Aktivitäten bei allen VR-Banken in Deutschland zu beobachten, und zwar in Echtzeit. In 15 Minuten gab es 25.000 Aufrufe des Online-Bankings, aber nur 180 Ein- und Auszahlungen am Schalter.

INFO: 140.000 Euro hat die VR-Bank Bayreuth im vergangenen Jahr für soziale, kulturelle und sportliche Zwecke gespendet.

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