Tauziehen um Siemens-Kurheim

Von Ulrike Sommerer

Die Türen zerstört, Fensterscheiben eingeworfen, Heizkörper aus der Wand gerissen: Es ist ein Bild des Schreckens, das das ehemalige Siemenskurheim in Bad Berneck bietet. Und ungefährlich ist es dort auch nicht. Es gibt nicht nur Splitter, sondern auch offene Aufzugschächte. Was einst ein Prestigeobjekt der Stadt war, soll endlich verschwinden. Und kurze Zeit sah es aus, als könnte alles gut werden.

 
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Ein Investor hatte sich für das Gebäude interessiert, es war die Rede davon, dass aus dem einstigen Erholungsheim für Siemensmitarbeiter ein Demenzzentrum werden sollte. Grundstückseigentümer ist eine insolvente Investment Gesellschaft, die in Luxemburg sitzt. Für die Investmentgesellschaft tritt Antonius Frischmann in Bad Berneck auf. Er hat viele Ideen, was man mit dem Siemenskurheim anstellen könnte. Doch noch hat er die Stadträte nicht überzeugt. In einer nichtöffentlichen Sitzung hatten sie das Thema auf der Tagesordnung. Auf eine Kurier-Anfrage reagierte Frischmann nicht. Als Geschäftsführer von Immobilienfirmen trat er in der Vergangenheit mit negativen Schlagzeilen in Erscheinung.

Der schnelle und der langsame Untergang

Das Siemenskurheim war einst eins der Bad Bernecker Aushängeschilder. Hier erholten sich Siemens-Mitarbeiter, das Haus war immer voll belegt, bescherte der Stadt Bad Berneck hohe Übernachtungszahlen und den Geschäftsinhabern in der Stadt auch gute Einnahmen. Schließlich kauft, wer hier seine Zeit verbringt, auch ein. Beim Bäcker, im Café, im Souvenir-Laden. Siemens sanierte das Haus. Kurz darauf wurde es abgestoßen - wie auch ein weiteres Kurheim des Unternehmens im Bayerischen Wald, in Habischried. Während sich dort Hotelbetreiber fanden, die das Objekt weiter führten, geschah in Bad Berneck nichts mehr. Inzwischen ist auch das Haus in Habischried geschlossen, bereits zwei Betreibergesellschaften hatten dort Insolvenz angemeldet, heißt es aus dem dortigen Rathaus. Dabei würde die Gemeinde alles tun, um Hotelbetreibern den Weg zu ebnen. Jetzt soll die Stadt Bad Berneck auch etwas tun.

Die Stadt braucht das Geld

Natürlich, sagt Geschäftsleiter Christian Hohlweg, sei die Stadt daran interessiert, dass mit dem Objekt etwas passiert. Bestenfalls, dass sich eine neue Nutzung ergebe. Aber auch ein Abriss wäre denkbar. Klar ist: So wie es ist, kann es nicht bleiben. Aber klar ist auch: Auf die Schnelle eine Entscheidung zu treffen, ohne vorher die rechtlichen Folgen geklärt zu haben, will man auch nicht. Die Krux ist nämlich, dass die Stadt vom Grundstückseigentümer noch richtig viel Geld bekommt. Etwa 100.000 Euro Steuerschulden wären noch zu bezahlen, Hohlweg spricht von einem „nicht unerheblichen Betrag“. Eine Verbindlichkeit, die ein Käufer übernehmen würde. Und der sagt, die Stadt solle auf diesen Betrag verzichten.

Jetzt hat Bad Berneck als Konsolidierungskommune nun einmal kein Geld, braucht also jeden Euro. Doch auch wenn sie welches hätte, ist eine Kommune gehalten, jede nur mögliche Einnahme für den städtischen Haushalt zu bekommen. Es ginge also gar nicht, dass die Stadt auf dieses Geld grundsätzlich verzichtet.

Kein Konzept mit Hand und Fuß

Findet sich niemand, der das Grundstück übernimmt, wird es irgendwann wohl zwangsversteigert werden. Auch dann könnte die Stadt Bad Berneck auf den Schulden sitzen bleiben, zumal sie nicht der einzige Gläubiger sei. Doch trotz dieses Bewusstseins will man sich nicht auf lose Absichtserklärungen eines Investors einlassen. „Da muss schon Vertrauen da sein, wir müssen das ja dann auch mittragen“, sagt Hohlweg. Ein ernsthaftes Konzept, das mitgetragen werden kann, sollte dann auch mit Finanzierungszusagen von Banken untermauert sein. Die fehlen bislang.

Eine andere Idee, was mit dem Siemenskurheim passieren könnte, hat auch das Team, das sich derzeit mit der Entwicklung der Stadt beschäftigt (ISEK). Deren Idee ist, das Gebäude abzureißen und den Friedhof an diese Stelle zu verlagern. Sabine Gollner vom ISEK-Team spricht noch von einem "Hirngespinst", viele Untersuchungen und Gespräche stünden noch an. Doch die Idee, sagt Gollner, habe Charme, weil das Grundstück einfach "wunderschön gelegen" sei. Das Siemenskurheim liegt gerade noch im Sanierungsgebiet der Stadt.

Dass die Stadt selbst als Käufer des Siemenskurheims und des dazugehörigen Grunds auftreten könnte, auch das sei denkbar, wurde bislang aber noch nicht diskutiert.

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