Mäc Härder im Interview

Von Susanne Will
Der Kabarettist Mäc Härder mit Kuh und Frankenflagge. Foto: Härder Foto: red

Seit fast 30 Jahren bestreitet Mäc Härder seinen Lebensunterhalt als Kabarettist. Themen wie Sterben und Altern klammert er weder auf der Bühne noch privat aus. So unterhält er Pflegende in Hospizen – und hofft im Alter, dass ihm jemand sagt, dass er nicht mehr witzig ist, „und auch, dass ich das dann glaube“. Am Freitag, 10. Februar, ist er um 20 Uhr mit seinem neuen Programm „Viva La Heimat“ im Becher-Saal in Bayreuth zu Gast. Einlass ist ab 18.30 Uhr.

 
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Herr Härder, mögen Sie eigentlich Journalisten?

Mäc Härder: Warum fragen Sie das?

Weil Sie sich gerade für die Kollegen vom Obermaintagblatt mit einem unterhaltsamen Video einsetzen.

Härder: Ach so, natürlich. Die Lichtenfelser Journalisten kämpfen als wackere Gallier für einen Haustarif, nachdem die Redaktion von 56 auf 23 Kollegen geschrumpft ist. Das ist keine gute Entwicklung, denn hier geht es um Pressefreiheit. Ich meine, in jedem Landkreis sollten zwei Lokalzeitungen erscheinen.

Auch wenn Sie Gefahr laufen, dass Sie zwei schlechte Kritiken bekommen?

Härder: Oder zwei Gute! 1988 habe ich in Ulm gespielt, da gab es gleich drei Kritiken am nächsten Tag. Zwei gute und eine schlechte. Ich habe Sorge um unsere Meinungsfreiheit, wenn immer mehr Redaktionen eingedampft werden. Pressefreiheit war für mich früher immer eine Selbstverständlichkeit – jetzt sehe ich, dass es eine Errungenschaft ist, die – weil sie eine junge ist – auch sehr brüchig sein kann.

Ihr Job steht nicht auf der Kippe: Kabarettisten gab und gibt es immer schon.

Härder: Das stimmt – und jeder von uns darf ein unterschiedliches Publikum bedienen. Das ist schön an Deutschland. Ich habe mal einen englischen Freund gefragt, ob es denn eine Kleinkunstszene in England gibt. Er schüttelte den Kopf: Dort würden Zoten rund um Sex im Fokus stehen von Künstlern, die es ins Fernsehen schaffen wollen. Wir dagegen haben dadaistisches Kabarett, politisches, dazu kommen die Artisten – das ist wunderbar.

Und Sie haben eine neue Art definiert: Sie machen Kabarett für Hospizangestellte. Wie ist es dazu gekommen?

Härder: Das war vor einigen Jahren. Ich war auf einem evangelischen Altenkongress in Berlin und bekam dort die Anfrage, ob ich auf einer Hospiztagung auftreten könne. Und ich habe ewig überlegt: Geht das? Kann ich das? Bis ich mich auf meinen Leitspruch besonnen habe: Probier es aus – scheitern ist nicht schlimm. Und tatsächlich, es hat funktioniert.

Wie?

Härder: Zum einen spiele ich nicht vor Todkranken, sondern vor dem Pflegepersonal. Und wenn ich mit drei Bällen jongliere – jeweils einen für Ärzte, für Pfleger und für die Ehrenamtlichen – und die Ehrenamtlichen durch den rosaroten Ball dargestellt werden, weil die alles durch die rosarote Brille sehen, dann können die Leute lachen. Die freuen sich königlich.

Bleiben wir beim Alter. Schon an die Rente gedacht?

Härder: Dauernd! Im Ernst, natürlich frage ich mich, was wird, wenn mich die Leute mal nicht mehr sehen wollen. Aber ich halte es mit Dieter Hildebrand. Der hat mal gesagt: Ich kann nicht aufhören, sonst muss ich einen Therapeuten beauftragen. Und ich verlasse mich darauf, dass mir die Leute, denen ich vertraue, sagen, wenn ich nicht mehr witzig bin. Am meisten vertraue ich da auf meine Frau Annette, als Kabarettistin als Annette von Bamberg bekannt.

Und sie kann noch lachen?

Härder: Definitiv!

Und viele andere auch. Auf was können sich die Bayreuther freuen?

Härder: Auf mein Heimatprogramm auf fränkisch. Da geht es um Perlen der fränkischen Sprache.

Ein Beispiel?

Härder: Gern! Es heißt ja immer, das höchste Lob des Frankens sei „bassd scho“. Ich habe noch was Treffenderes gefunden: „Du bist auf dem Bild so gut getroffen, ich hab dich fast nicht erkannt.“ Und das meinen wir in Franken als Lob. Irre!

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