Bei den Gewerkschaften allerdings hält man die große Flexibilität für trügerisch, wenn zugleich die Zielvorgaben die Beschäftigten unter permanenten Druck setzen. Den Führungskräften komme dabei eine hohe Verantwortung zu - der sie allerdings längst nicht immer gerecht würden, sagt Hilde Wagner, Ressortleiterin Tarifpolitik beim IG-Metall-Vorstand. «Allzu oft sind sie mehr an der Einhaltung ehrgeiziger Projektziele und Kostenvorgaben interessiert als an der Gesundheit ihrer Mitarbeiter», so die Gewerkschafterin. Die Beschäftigten stünden unter dem Druck ständiger Bewährung, ohne dass sie einen Einfluss auf die Rahmenbedingungen der Arbeit wie etwa personelle Kapazitäten hätten. «Mehr Druck durch mehr Freiheit» beschreibe diese paradoxe Situation am treffendsten, meint Wagner. Entscheidend sei, dass Arbeitszeiten erfasst und dokumentiert würden. «Und zwar unabhängig davon, wo sie stattfinden.»
Aufhalten lassen wird sich der Trend zu flexiblen Arbeitsmodellen, Projektarbeit und mehr selbstständigem Arbeiten derweil nicht, glaubt Werner Eichhorst vom Institut zur Zukunft der Arbeit. Mit betrieblichen Vereinbarungen könne es aber gelingen, die Interessen der Unternehmen und Beschäftigten auszutarieren, sagt der Experte. «Die Freiheit darf nicht nur in eine Erhöhung der Arbeitsintensität münden. Denn wenn man nur die Anforderungen erhöht, kann das auch zu gesundheitlichen Problemen bei den Beschäftigten führen.»
dpa