Kontrollierter Unfall am Rügersberg

Von Moritz Kircher

Ein alter Peugeot rast den Rügersberg bei Weidenberg hinab und gerät ins Schlingern. Die Bremsen haben versagt. Kurz vor Mengersreuth verliert der Fahrer die Kontrolle. Der Wagen kippt krachend auf die Seite. Der Fahrer bleibt unverletzt, das Auto ist demoliert. Rettungskräfte sind bereits vor Ort. Aber sie schauen nur zu. Denn hinter dem Lenkrad sitzt ein Stuntman. Am Donnerstag wurde eine Szene für den Film „Tannbach 2“ am Ortsrand von Weidenberg gedreht.

 
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Das Filmteam hat sich auf einem Hof in Rügersberg niedergelassen. Die Straßen sind weiträumig abgesperrt, damit niemand die Dreharbeiten stört. Im Dreiteiler „Tannbach“ geht es um ein fiktives Dorf an der bayerisch-thüringischen Grenze zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Tannbach wird nach dem Zweiten Weltkrieg durch die deutsche Teilung auseinander gerissen.

Zwei Versionen vom gleichen Auto für die Filmszene

Der Mann, der dafür zuständig ist, dass der Unfall im Film planmäßig über die Bühne geht, ist Christoph Knobloch. Mehr als einhundert Autos hat er schon geschrottet – besser gesagt, beim geplanten Crash begleitet. Knobloch ist nicht der Stuntman, der das Auto steuert. Er ist Stuntkoordinator bei der Firma Production Concept aus Hürth bei Köln. Der Unfall mit dem Peugeot-Oldtimer ist für ihn kein großes Ding. Seine Firma arbeitet oft für „Alarm für Cobra 11“ – eine RTL-Actionserie, bei der reihenweise Autos bei spektakulären Stunts zerlegt werden.

Der Peugeot, der diesmal an der Reihe ist, steht in doppelter Ausführung am Drehort. Die erste Version des Autos ist zu sehen, wenn der Fahrer hinter dem Lenkrad die Kontrolle verliert. Die zweite Version ist das eigentliche Unfallauto. Und das hat nur äußerlich noch etwas mit einem Peugeot 404 zu tun. Denn Innenraum hat Production Concept umgebaut. „Es muss sicher sein für alle Beteiligten“, sagt Knobloch. „Vor allem für den Fahrer.“

Oldtimer für den Stunt komplett umgebaut

Ins Auto wurde ein Überrollkäfig rein geschweißt. In der Filmszene soll der Wagen auf die Seite kippen. Der Käfig schützt den Fahrer davor, dass er im Wagen eingeklemmt wird. Und während in der Filmszene wahrscheinlich ein Mann mit Jacke und Mütze in einem ganz normalen Wagen zu sehen sein wird, sitzt der Stuntman beim eigentlichen Unfall sicher angeschnallt in einem Spezialsitz, der für Autorennen zugelassen ist. Mehr als ein Lenkrad, die Pedale, der Sitz, ein Gurt und der Überrollbügel befindet sich nicht mehr im Innenraum des Wagens.

Deshalb hält sich das Mitleid für den Oldtimer, der bald Schrott sein wird, bei Christoph Knobloch auch in Grenzen. „Schön ist der ja nicht mehr“, sagt er und lacht. Beim Stunt versucht er, alles so gut wie möglich zu kontrollieren. Deshalb bringt der Fahrer das Auto auch nicht durch sein Schlingern zum kippen. Der Unfall wird an einer vorher festgelegten Stelle durch eine Hydraulik ausgelöst, die die Stuntprofis aus Hürth unter den Wagen gebaut haben.

Gegen 16.30 Uhr kracht es planmäßig

Gegen 16.30 Uhr am Donnerstag kracht es dann planmäßig auf der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Rügersberg und Mengersreuth. Das Auto bleibt demoliert auf der Seite liegen. Die Weidenberger Feuerwehr und Rettungskräfte vom BRK Bad Berneck schauen interessiert zu, während der Stuntman unverletzt aus dem Peugeot klettert.

Weidenberg als Filmkulisse

Weidenberg war bereits mehrfach Filmkulisse, unter anderem im September 2014 für einen Kinofilm über den Hitler-Attentäter Georg Elser.

 

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