Autos und Patienten werden breiter
Gegen ein Parkdeck spreche auch der Wunsch der Patienten und Besucher nach einem ebenerdigen Zugang. „Wir starten hier immerhin mit Adipositas-Chirurgie“, sagt Haun. Adipositas ist der medizinische Begriff für Fettleibigkeit. Weil außerdem auch die Fahrzeuge der Besucher immer breiter würden, sollen die bestehenden Parkplätze um jeweils 20 Zentimeter verbreitert und dadurch um 60 Plätze reduziert werden. Insgesamt entstünden also nur 195 Stellplätze mehr, während noch vor wenigen Wochen von 375 weiteren Plätzen die Rede war. Die Klinikleitung spricht davon, die Pläne deswegen stark reduziert zu haben, damit sich im Stadtrat überhaupt eine Mehrheit dafür finde. Immerhin dauere die Diskussion jetzt schon über ein Jahr.
Ein letzter Grund für einen Parkplatzbau auf der anderen Straßenseite: Während über den bestehenden Parkplatz ein Parkdeck gebaut werde, müssten die Besucher anderswo parken. Werde dafür eine Fläche aufgeschottert und später wieder zurückgebaut, verursache das mit rund 450 000 Euro zusätzliche Kosten, auf denen das Klinikum sitzen bleibe.
Das mit dem Bau eines vier Meter hohen Parkdecks die Genehmigung des Hubschrauberlandeplatzes in Gefahr sei, wie von Stadtbaureferentin Urte Kelm im Bauausschuss der Stadt behauptet, verneint der Technische Direktor allerdings. Erst ab einem weiteren Geschoss müsste mit dem Luftamt Nordbayern gesprochen werden. Auch dass ein Parkplatz auf der anderen Straßenseite ein großer Eingriff in die Natur sei, sieht die Klinikführung nicht. Seit etwa drei Jahrzehnten sei die Fläche in Plänen zur Bebauung vorgesehen. „Wir könnten dort auch eine Klinik bauen“, sagt der Technische Direktor. Stattdessen sei die Fläche an einen Bauern verpachtet der dort Mais anbaue und über den möglichen Nitrateintrag in das Grundwasser rege sich niemand auf. Auch von Flächenfraß könne keine Rede sein, weil das Regenwasser auf dem geplanten Parkplatz über eine Drainage versickern könne. Bei einem Parkdeck sei das nicht der Fall.
Um zu belegen, dass neue Parkplätze dringend nötig sind, hat das Klinikum Zahlen ermittelt. Weil sich an der Stellfläche seit Bau des Klinikums kaum etwas geändert habe, in dieser Zeit aber die Anzahl der Betten von 550 auf 700 gestiegen sei, sagt der Geschäftsführer. Und weil sich die Beschwerden mehrten. Mitarbeiter klagten über zerbeulte Autos und Patienten bewerteten die Klinik aufgrund der Parksituation zunehmend schlechter. „Wir machen 200 Millionen Euro Umsatz pro Jahr“, sagt Haun und fragt: „Wenn das nur um zehn Prozent einbricht, wie sollen wir das verkraften?“
Ab 9 Uhr dürfte eigentlich niemand mehr kommen
Untersuchungen im März dieses Jahres hätten ergeben, dass die Parkplätze an mehr als fünf Stunden pro Werktag um mehr als 100 Autos überbelegt seien. In Spitzenzeiten habe man auf den 754 Parkplätzen 879 Fahrzeuge gezählt. Und das schon um 9 Uhr morgens. „Da dürfte also kein einziger Patient oder Besucher mehr kommen“, sagt Haun. „Der Rest parkt daher die ganze Region zu.“ 70 Prozent der Mitarbeiter kämen schließlich mit dem Auto, das Klinikum liege nunmal auf einem Berg und künftig erwarte man 400 Medizinstudenten zusätzlich.
Von Berufspendlern, das habe eine Fahrgastzählung an der Bushaltestelle ergeben, werde der Platz aber nicht zugeparkt. Ein Park&Ride-Platz, wie er am Klinikum schon gefordert wurde, mache daher keinen Sinn. Das Klinikum, sagt Haun, sei einfach nur gewachsen.