Hollfeld: Rente nach 29 Jahren im Vorstand

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Der Schreibtisch wird noch aufgeräumt, dann geht Hans Hofmann nach 29 Jahren als Vorstand der Raiffeisenbank Hollfeld-Waischenfeld-Aufseß in Ruhestand. Foto: Andreas Harbach Foto: red

29 Jahre war Hans Hofmann Vorstand bei der Raiffeisenbank Hollfeld-Waischenfeld-Aufseß, jetzt geht er in Ruhestand, genauer in Altersteilzeit und wird am Mittwoch feierlich verabschiedet. „Das wird schon eine Umstellung“, sagt der 60-Jährige, denn: „Raiffeisen ist mein Leben.“

 
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Natürlich kann man sich immer anders entscheiden, aber in der Rückschau wird ein Werdegang wie der von Hans Hofmann gerne vorgezeichnet genannt. Denn sein Großvater war schon Bankvorstand und sein Vater auch. Wobei das damals, vor Jahrzehnten, andere Zeiten waren und Bankvorstand nicht das richtige Wort ist. „Raiffeisenrechner hieß das damals“, sagt Hofmann und erzählt von der Bank im Wohnzimmer der Familie im kleinen Bieberbach bei Egloffstein und dass der Vater am Sonntag quasi vom Sofa aus die Nachbarn aus dem Dorf mit Bankdienstleistungen versorgte.

1972 in die Lehre

„Ich bin damit aufgewachsen“, sagt Hofmann. Da sei es irgendwie logisch gewesen, dass er 1972 nach der Schule eine Lehre als Bankkaufmann absolvierte, bei der damaligen Raiffeisenbank Gräfenberg. Bodenständig und heimatverbunden sei er, wohnt zum Beispiel heute noch in Bieberbach. Trotzdem wechselte Hofmann 1979 zu einer Tochter der Deutschen Bank. Und kehrte schon gut zwei Jahre später zurück, weil das Kreditwesengesetz geändert und das Vieraugen-Prinzip im Vorstand eingeführt wurde – und so leiteten fortan zwei Hofmanns die kleine Raiffeisenbank in Bieberbach. Nach vier Jahren Wechsel als Vorstand nach Pottenstein. Und schließlich 1989 in gleicher Funktion zur Raiffeisenbank Waischenfeld-Plankenfels, die zwei Jahre später mit Hollfeld fusionierte.

„Wir sind hier eine Familienbank"

Ein Wechsel zu einer deutlich größeren Bank sei für ihn nie in Frage gekommen, sagt Hofmann: „Wir sind hier eine Familienbank. Da kennt man auch als Vorstand noch viele seiner Kunden und die Mitarbeiter erst recht. Großbanken haben doch völlig andere Strukturen – nichts für mich.“

Stapelweise Buchungsbelege

Auseinandersetzen musste er sich damit aber trotzdem, denn die Zeiten haben sich geändert. „Früher hatten wir einen Konkurrenten – die Sparkassenfiliale auf der anderen Straßenseite. Heute, in Zeiten des Internets, konkurrieren wir mit Finanzdienstleistern nahezu weltweit.“ Die Zeiten, als ständig stapelweise Buchungsbelege per Hand abzuarbeiten waren oder als im Vorstand lange darüber diskutiert wurde, ob der erste PC für damals 20 000 D-Mark oder ein nicht minder teurer Kontoauszugsdrucker angeschafft werden soll, sind lange vorbei.

Immer weniger Banken

Heute gehe es darum, das Boot angesichts von Kostendruck und Regulierungsvorschriften auf Kurs zu halten. „Wir hatten mal 13 Zweigstellen, heute sind es noch drei“, nennt Hofmann ein Beispiel für den Wandel. Oder die Zahl der VR-Banken in Bayern: 1972, als er seine Ausbildung begann, waren es noch 1577, vergangenes Jahr geb es noch 244. „Dass es uns heute noch gibt, macht mich stolz und zufrieden. Wir können in den 29 Jahren, die ich an Bord bin, nicht alles falsch gemacht haben“, sagt Hofmann.

Wie ein altes Ehepaar

Dass er jetzt aufhört, hat auch damit zu tun, dass sein Vorstandskollege Peter Lang gerade zehn Tage jünger ist als er selber: „Dass wir mit Erreichen der Altersgrenze gemeinsam aufhören, wäre schlecht für die Bank. Deshalb haben wir uns frühzeitig darauf geeinigt, dass ich die Altersteilzeit nutze und Peter Lang noch ein paar Jahre weitermacht.“ 19 Jahre haben die beiden im Vorstand zusammengearbeitet. „Wir sind fast wie ein altes Ehepaar“, sagt Hofmann. Aber eines, bei dem es kaum einmal kracht. Auch Lang spricht von einer guten und partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Man habe oft offen diskutiert, aber immer eine Lösung im Sinne der Bank gefunden, und: „Nach außen haben wir immer mit einer Stimme gesprochen. Wir konnten uns aufeinander verlassen und draußen konnte man sich auf unser Wort verlassen.“ Dass das mit Hofmanns Nachfolger Heiko Dippold genauso laufen wird, darin sind sich die beiden alten Hasen einig.

Der Mont Ventoux lockt

Dass er sich und sein Leben neu strukturieren muss, sieht Hofmann durchaus als Herausforderung. Aber da sind ja die zehn Hektar Land, die er von den Eltern geerbt hat und die gepflegt werden wollen. Und sein Hobby Rennradfahren nach dem Motto „Je steiler desto besser“. Für Touren in der Fränkischen Schweiz, aber auch ein zweites Bezwingen des legendären Mont Ventoux in der Provence wird nun mehr Zeit sein. Und natürlich auch für seine Frau, die aus dem Elsass stammt und die er in den 70ern quasi entführt hat. Die Geschichte dahinter: „Mein Großvater und mein Vater haben beide im Krieg dort gekämpft. Als wir später mit der Familie noch mal dorthin gefahren sind, habe ich in unserer Unterkunft die Wirtstochter kennen und später auch lieben gelernt“, erzählt Hofmann schmunzelnd. Ein ausgesprochen friedlicher Beutezug sozusagen.

Apropos: Einer der zwei erwachsenen Söhne von Hofmann ist mittlerweile bei der Raiffeisenbank Emtmannsberg aktiv, der kleinsten Bank im Landkreis. Man könnte es vorgezeichnet nennen.

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