Slogan der Gegner: "Ganz Hamburg hasst die Polizei."
Die Polizei antwortet mit dem Einsatz von Wasserwerfern, Schlagstöcken und Pfefferspray. Immer wieder knallt es an einer anderen Ecke, die Lage ist unübersichtlich. "Ganz Hamburg hasst die Polizei", so schallt es immer wieder durch die Straßen. Die Randale geht weit über das hinaus, was die von den jährlichen 1.-Mai-Demos krawallerprobte Hamburger Polizei gewohnt ist.
"Wir sind entsetzt über die offensichtliche Gewaltbereitschaft", twittert die Polizei. Auch ihr Sprecher Timo Zill bekommt das zu spüren. Als er unweit des Aufmarschs ein Interview gibt, wird er beworfen und kann sich nur in einen nahe stehenden Rettungswagen flüchten, der ebenfalls angegriffen wird.
"Mir tun die armen Polizisten leid."
Im Stadtteil Eimsbüttel zerstören Chaoten in mindestens zehn Geschäften Schaufenster oder Türen. "Die randalieren nur, um alles kaputtzumachen", sagt die Filialleiterin einer Modeboutique, die in der Nacht mehr als vier Stunden auf einen Glaser warten muss. Denn der ist gerade bei Jamie Watson von einer gegenüberliegenden Boutique. Und die sagt das, was wohl viele nach dieser Nacht denken: "Ich bin wütend, enttäuscht und habe absolut kein Verständnis. Das hat doch keinen Sinn."
"Total bekloppt", bilanziert Stephan aus Hamburg. Er kommt nachts gerade von der Arbeit, schiebt sein Fahrrad an der Flora vorbei. "Mir tun einfach die armen Polizisten leid. Sie können am wenigsten für alles." Die Veranstalter der Demo schieben der Polizei den Schwarzen Peter zu: "Durch gezielte Angriffe provozierten die Polizeikräfte Gegenwehr und nutzten diese Lage, um eine Situation zu schaffen, in der nichts anderes übrig blieb, als die Versammlung aufzulösen", schreiben sie in der Nacht in einer Mitteilung.
Eskalaltion, und der eigentliche Gipfel hat noch gar nicht begonnen
"Heute hat die Polizei alle behandelt als wären sie gewaltbereit", sagt Johannes Findeisen empört. Er ist 37 und hat nach eigener Aussage schon mehr als 20 Demonstrationen in Hamburg erlebt. Er findet gut, dass sich so viele an den Protesten beteiligt haben. Trotz der Eskalation sieht er die Höllen-Demo am Fischmarkt als Erfolg der G20-Gegner. Die Polizei habe zwar "ihre Prügeltour" gestartet. Aber sie seien dann doch losgekommen: "Wir haben heute gegen die Polizei das erste Mal gewonnen am Fischmarkt."
Die Bilanz der Gipfel-Vornacht ist traurig: Am frühen Morgen zählt die Polizei mindestens 76 Verletzte allein in ihren Reihen. Zahlen über verletzte Demonstranten gibt es zunächst nicht. Ein Sprecher der Hamburger Feuerwehr bilanziert gegen 1.30 Uhr: "Es hätte schlimmer kommen können." Doch die Fronten zwischen den Gipfelgegnern und der Polizei sind nun extrem verhärtet. Tausende gewaltbereite Autonome sind in der Stadt. Und der eigentliche Gipfel beginnt erst noch. dpa