Christiane Wölfel sieht im Klinikum viel Leid und läuft den Bildern davon Fun Run: Zum ersten Mal in teuren Schuhen

Von Thorsten Gütling
"Ich bin eher der Naturmensch", sagt Christiane Wölfel und kann noch nicht glauben, dass sie sich zum Start in ein bewegteres Leben Schuhe für 160 Euro geleistet hat. Foto: Thorsten Gütling Foto: red

Mahnende Beispiele gibt es für Christiane Wölfel viele. Täglich bekommt die Leiterin der Station für Gefäßchirurgie am Klinikum die Folgen von Diabetes, Übergewicht und Bewegungsmangel zu Gesicht. Zeit also, selbst wieder den Hintern hoch zu kriegen, aller Zeitnot zum Trotz.

 
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Krankenschwester zu werden, sei immer ihr Traum gewesen, sagt Wölfel. Als sie mit 16 Jahren die Schule beendet hatte, sei das aber noch nicht möglich gewesen. Also erlernte Wölfel erst einmal den Beruf der Bürokauffrau und sattelte später um. Sie konnte quasi nicht anders. „Ich habe einfach eine soziale Ader“, sagt Wölfel.

In der Notaufnahme blieb sie dann 16 Jahre lang „hängen“. Kein leichter Job. Wölfel sagt, sie habe auf der Arbeit Kinder sterben sehen. Die Kunst sei es, das Erlebte nicht mit nach Hause zu nehmen. Dabei helfen sollte der Sport. Wölfel besuchte Yoga- und Zumba-Kurse und ging reiten. Mit Schichtdienst und zwei Kindern, wurde aus dem zunächst regelmäßigen Sportprogramm mit der Zeit ein immer unregelmäßigeres. Als dann noch der Familienhund starb, sei der letzte Grund, vor die Tür zu gehen, weggefallen.

Der bremsende Schichtdienst ist jetzt weg

Mittlerweile hat es die 45-Jährige zur Stationsleitung gebracht. Die Schichtdienste gehören der Vergangenheit an und die Kinder kommen eine Zeit lang ohne die Mutter aus. Zeit also, sich wieder auf sich selbst zu besinnen. Bei einer Kur habe sie im vergangenen Jahr das Training an Ergometer und Crosstrainer kennen gelernt und eine Teilnahme am Fun Run, sagt Wölfel, sei schließlich schon immer ihr Traum gewesen.

Also bewarb sie sich und wurde Mitglied des Kurier-Leser-Teams für den fünf Kilometer langen AOK-Fitnesslauf. Als darüber erstmals in der Zeitung zu lesen war, hätten Menschen entlang ihrer Laufstrecke applaudiert. „Seitdem sagen die Leute, ich strahle so eine positive Energie aus“, sagt Wölfel. Beim Laufen fühle sie sich so glücklich, dass sie grinsend zu Hause ankomme.

"Mittlerweile sehe ich das locker"

Freilich, auch Wölfels Tag hat nur 24 Stunden. Irgendetwas muss warten, wenn Wölfel läuft. Was dann zu kurz komme, könne sie aber gar nicht sagen. Den Sport in den Alltag zu integrieren sei eine Frage der Organisation. Hin und wieder bleibe eben der Haushalt einen Tag liegen. „Mittlerweile sehe ich das locker“, sagt Wölfel, weiß aber auch: „Ohne Rückhalt in der Familie ginge das trotzdem nicht.“

Um am Ball zu bleiben benötige sie jetzt nur noch eine Sammlung vieler abwechslungsreicher Laufstrecken, hin und wieder Anschluss an eine Gruppe, Vogelgezwitscher und ihre neuen Laufschuhe. Die sind, wie es ihr Bewegungsanalytiker Holger Thauwald empfohlen hat, mit einer Stütze versehen, die ein Einknicken des Sprunggelenks verhindern soll. Die Schuhe haben 160 Euro gekostet und Wölfel kann es noch gar nicht recht glauben, dass sie sie wirklich gekauft hat. „Das sind die teuersten Schuhe meines Lebens“, sagt Wölfel. „Ich bin eigentlich eher so der Naturmensch.“

Info: Jede Woche stellen wir einen Läufer vor, der sich im Rahmen des Kurier-Leser-Teams auf den von der AOK gesponserten 5-Kilometer-Lauf beim Maisel’s Fun Run vorbereitet. Alle Porträts und Trainingsberichte sowie viele weitere Tipps rund um das Thema Laufen finden Sie im Internet unter www.kurier-läuft.de.

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