Fun-Run: Trainingsauftakt bei Eiseskälte

Von Thorsten Gütling

Das Thermometer zeigt zum Sonnenuntergang schon minus sechs Grad. Der Stadt steht die kälteste Nacht des Winters bevor. Zeit, die Laufschuhe zu schnüren. Für fünf Teilnehmer, die der "Nordbayerische Kurier" zusammen mit dem Gesundheitscenter Niklas für den Fun-Run fit machen will, ist es die erste sportliche Betätigung seit Jahren. Und dann bei diesem Wetter.

 
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Martin Petzendorfer ist Triathlet und Lauftrainer. In zehn Wochen, verspricht er, macht er jeden fit für den in diesem Jahr erstmals ausgetragenen Fünf-Kilometer-Lauf am 6. Mai. Vorausgesetzt, die Teilnehmer sind gesund und halten sich an die von ihm vorgegeben Trainingspläne. Die sehen vor allem eines vor: Zwei- bis dreimal in der Woche müssen die Laufschuhe geschnürt werden, und dann heißt es: Raus in die Kälte.

30 Minuten am Stück sollen sich die Teilnehmer bewegen, egal wie schnell. Gehpausen sind erlaubt. „Bleibt in eurer Komfortzone und ihr werdet euch steigern“, sagt Petzendorfer und verspricht: „Ihr werdet euch in zehn Wochen nicht mehr wieder erkennen.“ Der Lauftrainer spricht von einem Gewinn für die Gesundheit, einem neuen Körpergefühl, mehr Selbstbewusstsein und schönen Beinen, die man durch das Laufen bekomme. Bei den fünf Teilnehmern des Kurier-Projekts stößt das auf offene Ohren.

 

Unter 35 Bewerbern wurden sie ausgewählt: Christiane Wölfel, Maria Hennig, Petra Ganzleben, Julia Meyer und Detlef Herath. Ihre Gründe sich bewerben konnten unterschiedlicher kaum sein.

Die zweifache Mutter Christiane Wölfel ist 45 Jahre alt und in Vollzeit berufstätig. Ein paar Kilogramm Übergewicht haben sich angesammelt und Wölfel findet, es sei an der Zeit, endlich mal wieder an sich selbst zu denken.

Maria Hennig (36) stammt gebürtig aus Sibirien und wohnt erst seit zwei Jahren in Bayreuth. Zur Stadt und ihren Bürgern habe sie noch keinen rechten Zugang gefunden, das will sie durch das Laufen und die Teilnahme am Fun-Run ändern.

Petra Ganzleben ist 52 Jahre alt und kennt das größte Lauf-Event der Region bisher nur aus einer anderen Perspektive. Als ehrenamtliche Rettungssanitäterin hat sie schon etliche Läufer versorgt, nur sich selbst immer wieder vernachlässigt. Selbst als Läufer an den Start zu gehen bezeichnet sie als ein unerreichbares Ziel und will es dennoch probieren.

Julia Meyer (32) verbringt bis zu 60 Stunden jede Woche im Büro und raucht eigenen Angaben zufolge eine Schachtel Zigaretten täglich. Mit dem Rauchen soll jetzt Schluss sein, und für das Laufen benötige sie jemanden, der ihr in den Hintern trete.

Und Detlef Herath (57) feiert nach einem Hinterwand-Herzinfarkt und zwei schweren Operationen (die letzte erst im Januar dieses Jahres) künftig zwei Geburtstage im Jahr und will keine Herausforderung im Leben mehr auslassen.

Trotz unterschiedlichster Beweggründe haben sie eines gemeinsam: Sie sind absolute Laufanfänger und kämen ohne Trainer wohl nicht in die Gänge.

Nach 3,33 Kilometern ist das erste Training geschafft

Exakt 3,33 Kilometer lang ist die erste Trainingseinheit. Gelaufen wird gemächlich. Der erste Lauf dient Trainer Petzendorfer als Grundlage für die Trainingspläne, die die Teilnehmer nächste Woche erhalten. Am Ende der ersten Einheit fühlt sich die Luft gar nicht mehr so eisig an. Und die Teilnehmer sind sich einig, dass sie ohne Trainer bei diesen Temperaturen entweder gar nicht erst los gelaufen wären oder zu schnell begonnen hätten. Der Kurier wird die fünf Teilnehmer in den nächsten zehn Wochen bei der Vorbereitung auf den Fun-Run begleiten.

 

Martin Petzendorfers erste Tipps für Anfänger:

1. Bei jedem Lauf sollte die zweite Hälfte schneller absolviert werden als die erste – und nicht umgekehrt. Von Sprints am Ende ist abzusehen.

2. Laufklamotten vom Discounter sind für Einsteiger völlig in Ordnung. Das wichtigste sind gute Schuhe. Um die zu finden bedarf es einer Laufanalyse. Den ersten Schuh sollte man unbedingt im Laden kaufen, wo man ihn notfalls auch umtauschen kann.

3. Ausreichend Flüssigkeit und Schlaf sind wichtiger für den Trainingserfolg als die Ernährung. „Achtet darauf, dass ihr zwei Liter pro Tag trinkt“, sagt Petzendorfer.

4. Viele ziehen sich eher zu warm an. Wer leicht friert, wenn er losläuft, ist genau richtig eingepackt. Lange Hosen sind bis etwa sechs Grad empfehlenswert, andernfalls werden die Kniegelenke zu kalt.

5. Wer sich bei eisigen Temperaturen draußen bewegt, der sollte, statt auf Nasenatmung, eher darauf achten, dass er sich nur moderat anstrengt. Von Tüchern vor dem Gesicht ist abzuraten, weil sie durch das Atmen feucht werden.

6. Der Fuß funktioniert wie eine Feder und sollte auch als solche verwendet werden. Das heißt: Auf dem Vorderfuß aufsetzen, abrollen und wieder über den Vorderfuß vom Boden abdrücken. Wer mit dem gesamten Fuß aufsetzt, lässt die Energie am Boden verpuffen.

7. Laufen sollte man bei jedem Wetter, außer bei Glatteis.

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