F-16-Absturz: Was seither passiert ist

Von Sarah Bernhard und Fritz Fürk
Wo vor einem Jahr noch Trümmerteile zwischen kerosingetränkten Bäumen lagen, ist heute eine Wiese. Wenn die Messstation abgebaut ist, wird auch sie verschwinden. Dann werden wieder Bäume gepflanzt. Fotos: Morgenstern/Kindsvater Foto: red

Kaum eine Wolke ist an diesem 11. August 2015 am Himmel zu sehen, als gegen 9.30 Uhr ein amerikanischer Kampfjet in einen Wald bei Engelmannsreuth stürzt und Bruchpilot Ryan an einem Fallschirm zu Boden segelt. Ein Jahr später wollte der Kurier wissen, was aus ihm geworden ist.

 
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Ein Jahr nach dem Absturz eines F-16-Kampfjets im Kitschenrain wollte der Kurier wissen: Was wurde eigentlich aus…

… der Absturzstelle?

Die liegt im Moment noch brach, sagt der stellvertretende Pegnitzer Forstbetriebsleiter Eduard Meyerhuber. Nachdem die Amerikaner das Gelände freigegeben hatten, waren mehrere Meter Erdreich abgebaggert worden. Im Spätherbst wird das Bayreuther Ingenieurbüro Piewak und Partner noch ein letztes Mal untersuchen, ob gefährliche Stoffe ins Grundwasser gelangt sind. Eine Untersuchung im März hat bereits ergeben: keine Gefahr mehr. Wenn die Messungen vorbei sind und der Waldweg rückgebaut ist, wird die gesamte Fläche wieder aufgeforstet. „Eiche ginge ganz gut, aber Buche wäre auch möglich“, sagt Meyerhuber. „Auf jeden Fall Laubholz.“

… dem Piloten?

Bruchpilot Ryan, der sich mit dem Fallschirm aus seinem abstürzenden Flugzeug rettete, mit diesem im einem Baum landete und noch von dort aus bei der Integrierten Leitstelle anrief, ist immer noch auf dem Luftwaffenstützpunkt in Spangdahlem stationiert. Er fliegt mittlerweile wieder.

… dem Wrack?

Auch das Wrack befindet sich noch in Spangdahlem. Warum der Flieger abgestürzt ist, wird immer noch untersucht.

… den Ersthelfern?

Wenn Jörg Teufel an den Absturz zurückdenkt, befällt den Vorsitzenden der Engelmannsreuther Feuerwehr noch immer eine „gewisse Unsicherheit“. Denn „das mit der Kommunikation hat halt überhaupt nicht geklappt“. Zunächst hatten die Amerikaner beispielsweise behauptet, die Hydrazin-Tanks seien unbeschädigt, später stelle sich heraus, dass bis zu 13 Liter des hochgiftigen Raketentreibstoffs ausgetreten waren. Teufel war einer der ersten an der Absturzstelle. Ohne Schutzanzug. Die Blutproben hätten aber nichts ergeben. Nicht bei ihm und auch nicht bei den anderen Helfern am Einsatzort, sagt Kreisbrandrat Hermann Schreck: „Uns ist nicht bekannt, dass es Probleme gab.“

… dem Versprechen der Amerikaner, künftig alles anders zu machen?

Die Garnison Bavaria hat bereits kurz nach dem Absturz reagiert: Seitdem laufen Gespräche über eine gemeinsame Übung mit deutschen Rettungskräften im kommenden Jahr, an der auch die Wehren des Landkreises Bayreuth teilnehmen sollen. „Außerdem haben Helfer aus Bayreuth und Pegnitz den Stützpunkt besucht“, sagt Sprecher Franz Zeilmann.

Auch die US-Luftwaffe hat Besserung versprochen: Sie hat einen zentralen Ansprechpartner für solche Unfälle benannt, nämlich das Büro der Beraterin des Befehlshabers der US-Luftstreitkräfte in Europa. Nur: Außer der Bayerischen Staatskanzlei weiß das niemand. Zumindest nicht in der Region. „Ich habe nur davon gehört, dass es ihn geben soll“, sagt etwa Kreisbrandrat Schreck. Und auch Claudia Prößl vom Landratsamt Neustadt/Waldnaab sagt: „Weder uns noch der ILS Nordoberpfalz noch Kreisbrandrat Richard Meier wurde dieser Ansprechpartner bisher mitgeteilt.“ Das sei aber nicht das Problem der Streitkräfte, heißt es von der dortigen Pressestelle. Das müssten die deutschen Behörden unter sich ausmachen.

… den Entschädigungszahlungen?

Otto Albersdorfer hatte Pech: Ihm gehört die Wiese, auf der die US-Armee nach dem Absturz ihr Lager aufschlug. Ein Teil der Wiese wurde geschottert, damit die Fahrzeuge nicht versinken, er selbst musste den Schotter später entfernen. Entschädigt wurde Albersdörfer von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) dafür mit 240 Euro. Damit liegt der Landwirt am unteren Ende der Skala: Die bisher ausgezahlten Beträge liegen laut Thorsten Grützner von der Bima zwischen 100 und 20 000 Euro.

Albersdorfer ist einer von fünf Privatpersonen, die bei der Bima einen Entschädigungsantrag gestellt haben. Dazu kommen drei Anträge von Behörden, etwa dem Landkreis Neustadt/Waldnaab. Ihm wurden die rund 800.000 Euro, die bisher für Bodenaustausch, Untersuchungen und die Gutachten des Ingenieurbüros anfielen, komplett ersetzt.

Des Weiteren gingen bei der Bima 28 Anträge zur Erstattung von Feuerwehreinsatz- und sonstigen Rettungskosten sowie 42 vorsorglich gestellte Anträge wegen möglicher Gesundheitsschäden ein, ein Antrag wurde zurückgenommen.

Fast alle nicht-vorsorglichen Entschädigungsverfahren sind mittlerweile abgeschlossen, die Bima hat insgesamt 950.000 Euro ausbezahlt. Laut dem Nato-Truppenstatut muss die USA bei alleiniger Verantwortlichkeit 75 Prozent dieser Kosten übernehmen. Das geht aber nur turnusmäßig. Beim letzten Turnus waren 16 Verfahren mit einer Schadenssumme von insgesamt 670.000 Euro abgeschlossen, sagt Grützner. „Die USA haben davon bislang rund 560.000 Euro erstattet.“

… dem F-16-Bier?

„Es läuft ziemlich gut“, sagt Johannes Püttner. Der Schlammersdorfer Wirt hatte Ende vergangenen Jahres einen Namen für sein helles Bockbier gesucht. Über 70 Vorschläge gingen ein, gewonnen hat schließlich: „F-16 – Absturz garantiert“. Völlig ohne Bezug zum Flieger, wie Püttner damals betonte. Die Dame, die den Namen erfunden hat, habe sich mittlerweile gemeldet und den versprochenen Kasten Bier bekommen. „Sie war überrascht, dass Bockbier so gut schmecken kann.“

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