Ralf K. sagt in V-Mann-Prozess unter strengen Sicherheitsvorkehrungen aus – Verteidigung: Das war Falschaussage Ex-Rocker-Boss belastet Mario F.

Von Manfred Scherer
 Foto: red

Er war „Bandido“-Präsident, dann lief er zu deren Todfeinden, den „Hell-Angels“, über. Er war Personenschützer beim Papstbesuch in Freiburg, aktuell ist er Kronzeuge der Regensburger Kripo. Ralf K. (48) hat in Würzburg versucht, Ex-V-Mann Mario F. als drogensüchtigen Kriminellen darzustellen. Mit einer Falschaussage, ist dessen Verteidiger Alexander Schmidtgall überzeugt.

 
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Ralf K. sagte unter strengen Sicherheitsmaßnahmen aus. K. befindet sich im Zeugenschutz. In Regensburg hat er gegen frühere „Bandido“-Kumpane ausgesagt. Die 5. Strafkammer sperrte die Öffentlichkeit aus dem Prozess aus, Pressevertreter durften bleiben, mussten versichern, keine Beschreibungen über K.’s Aussehen zu verbreiten. Diese Information dürfte unbedenklich sein: Der ehemalige „Bandido“-Präsident kam durch einen Nebeneingang und trug unter seiner Kleidung gut sichtbar eine schusssichere Weste.

Die Legende: Vertrauen und Informationen gewinnen

Der Angeklagte, Ex-V-Mann Mario F. (48), versucht wie berichtet seit langem zu beweisen, dass er im Sommer 2013 von der 8. Strafkammer des Landgerichts Würzburg zu unrecht zu einer mehr als siebenjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Das Landeskriminalamt habe ihn bei den „Bandidos“ in Regensburg eingeschleust. Seine Legende: Als Drogendealer Vertrauen und somit Informationen über die kriminelle Rockerstruktur gewinnen. Seine Rechtfertigung: Das LKA habe über seine Straftaten Bescheid gewusst, ihn sogar beauftragt. Wegen der Rechtsstaatswidrigkeit wäre so etwas ein Verfahrenshindernis. Die Behauptungen des Ex-V-Manns haben die V-Mann-Affäre im Landeskriminalamt ausgelöst – gegen sechs Beamte wird wegen Strafvereitelung im Amt und wegen anderer Delikte ermittelt.

Mitwissenschaft des LKA ist längst nicht bewiesen

Dass Mario F. nun deshalb in dem neu aufgerollten Prozess um einen Schmuggel von zehn Gramm Crystal vom 23. November 2011 über die Grenze bei Waldsassen bessere Karten hätte, kann man nicht ohne weiteres behaupten: Vor der 8. Strafkammer wäre zu belegen, dass Mario F. die zehn Gramm tatsächlich im Auftrag oder zumindest mit Wissen des LKA einführte. Wie berichtet, widersprechen zwei Grenzfahnder der Mitwisser-Behauptung: In einer auffällig gleichlautenden und erst vier Jahre später erstmals geäußerten Zeugenaussage wollen beide gehört haben, wie der V-Mann vor sich hin gemurmelt habe: „Ich hätte das dem Norbert – (gemeint ist der mittlerweile beschuldigte damalige V-Mann-Führer von Mario F. ) – sagen müssen.“

Zu kriminell, um verdächtig zu sein?

Und nun die belastende Aussage von Ex-“Bandido“-Boss Ralf K. Für ihn sollten die zehn Gramm gewesen sein. 300 Euro soll K. über seine Ehefrau – sie ist ebenfalls im Zeugenschutz – an Mario F. ausgezahlt haben. Der sollte Crystal besorgen, um damit bei einem für den 24. November 2011 geplanten Übertrittstreffen zu den „Hells Angels“ Partystimmung zu erzeugen.

Wird ein observiertes Treffen der Knackpunkt?

Ralf K. bestritt die Bezahlung des Ex-V-Manns und auch, dass ein Übertrittstreffen stattgefunden habe. Im Gegenteil: Er bezeichnete den Ex-V-Mann als die „kriminellste“Figur, die zu seiner Präsidenten-Zeit bei den „Bandidos“ in Regensburg unterwegs gewesen sei: „Es war nicht vorstellbar, dass ein so Krimineller für die Polizei arbeitet.“

Die Ehefrau des Rockers zieht sich aufs Aussageverweigerungsrecht zurück

Was Ralf K. möglicherweise nicht wusste: Das von ihm bestrittene „Übertrittstreffen“ zu den „Hells Angels“ am 24. November könnte nach den mittlerweile zumindest zum Teil freigegebenen V-Mann-Akten stattgefunden haben: Demnach observierte das LKA am 24. November das Treffen. Den Bericht darüber, so hat es die Verteidigung beantragt, soll die Würzburger Strafkammer als Beweis anfordern. Falls Ralf K. darüber eine Falschaussage nachgewiesen werden kann, könnte er Ärger im Zeugenschutz bekommen – bei der Gewährung von Zeugenschutz muss jemand nämlich reinen Tisch machen. Vorsichtiger war da seine Ehefrau. Die 39-Jährige zog sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht zurück, um sich nicht selbst zu belasten.

Der Prozess geht 2. Februar weiter – dann soll Mario F.’s ehemaliger V-Mann-Führer als Zeuge aussagen. Auch er hätte ein Aussageverweigerungsrecht.

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