Zum Busunglück von Münchberg
Beide Fahrzeuge befanden sich bereits seit längerem auf der rechten der drei Fahrspuren. Der Fahrer des Lastwagens reduzierte seine Geschwindigkeit schrittweise von um die 80 km/h auf 28 km/h. Die Analyse der Diagrammscheibe erbrachte, dass es sich um einen normalen Bremsvorgang gehandelt hat. Daraufhin fuhr der Bus von hinten in Folge einer Unaufmerksamkeit des Fahrers mit einer Anstoßgeschwindigkeit von etwa 60 bis 70 km/h auf den Anhänger auf, wobei der Fahrer noch versuchte, nach rechts Richtung Standstreifen auszuweichen und wohl im letzten Moment noch abbremste. Was die Ursache für diese Unaufmerksamkeit war, lässt sich nicht mehr aufklären.
Die Fahrzeuge kollidierten dadurch mit einer geringen Überdeckung von nur rund 60 cm. Diese relativ geringe Anstoßfläche führte dazu, dass der eigentliche Frontabschluss des Busses im Bereich des Fahrersitzes etwa 1,50 bis 2,00 Meter nach hinten verschoben wurde. In diesem Bereich sind die Drucklufttanks, die Batterie samt Elektrik und der Zusatztank verbaut. Dies löste einerseits elektrische Kurzschlüsse und die Bildung extrem heißer Lichtbögen im Bereich der Elektrik aus.
Zusatztank zerplatzt
Andererseits kam es zu einer Aufstauchung des Zusatztanks, welche diesen zum Zerplatzen brachte. Der herausspritzende und zerstäubte Kraftstoff entzündete sich unmittelbar beim Austreten durch die Lichtbogenbildungen, noch angefacht durch die entweichende Druckluft. Zudem war der Bus wegen der massiven Kollision im vorderen linken Bereich aufgerissen, wodurch sich Rauch und Feuer im Innenraum des Busses schlagartig ausbreiten konnten. Dadurch kam es in kürzester Zeit zum Vollbrand des Busses.
Während der 55-jährige Busfahrer auf dem Fahrersitz mit schweren Verletzungen eingeklemmt war, gelang es dem 43-jährigen Beifahrer zunächst die vordere Türe aufzudrücken. Im Zusammenwirken mit weiteren Fahrgästen konnte auch die hintere Türe geöffnet und nach dem Aufprall dort liegende Hindernisse im Abgangsbereich beseitigt werden. Ein Verlassen des Busses über die vordere Türe war nur schwer möglich, weil der Mittelgang im vorderen Bereich wegen der Deformierungen blockiert war. Weitere Insassen retteten sich über eingeschlagene Seitenscheiben mit einem Sprung nach draußen.
Die aus dem Bus entkommenen 30 Insassen waren zum Teil schwer verletzt. Für 17 Insassen und den Fahrer kam allerdings jede Hilfe zu spät. Die Männer und Frauen im Alter von 55 bis 81 Jahren dürften bereits nach kurzer Zeit auf Grund der starken Rauchentwicklung das Bewusstsein verloren haben. Nach der Bergung der sterblichen Überreste erfolgten im Institut für Rechtsmedizin in Erlangen die Obduktion und Identifizierung.
Ermittlungsergebnisse und Gutachten übereinstimmend
Zwischenzeitlich wurden die wesentlichen Ermittlungen durchgeführt. Die allermeisten überlebenden Businsassen – soweit bereits vernehmungsfähig – sowie die unbeteiligten Zeugen wurden vernommen. Die beauftragten Sachverständigen haben eine kurzgutachterliche Stellungnahme abgegeben. Diese beruht auch auf der Begutachtung eines baugleichen Vergleichsbusses. Zudem wurden zu sämtlichen Beteiligten und den Fahrzeugen alle verfügbaren Informationen zusammengetragen und ausgewertet.
Die Ergebnisse lassen derzeit keine vernünftigen Zweifel am dargestellten Ablauf des schrecklichen Busunglücks zu.
Es stehen noch die abschließenden schriftlichen Gutachten der Sachverständigen aus. Aus momentaner Sicht ist nicht zu erwarten, dass sich noch wesentliche neue Erkenntnisse ergeben.
red