Genauso wie die Delfter Kacheln, "die geben wir aber nicht her", sagt Flaker. "Die brauchen wir noch. Aber da hat es einen Interessenten gegeben, der gedacht hat, die fräsen wir für ihn raus und verkaufen sie dann. Die sollen aber erhalten werden." Die Kacheln sind in der Bar im oberen Foyer der Stadthalle und in der Bar des Balkonsaals eingebaut. "Genauso wie die Lampen der Bar bleiben die drin", sagt Flaker. Damit gehören sie zu den wenigen Dingen, die am Samstag ab 11 Uhr nicht im Flohmarkt im Foyer verkauft werden. "Zwischen 50 Cent und fünf Euro kosten da die Sachen", sagt Röhler. Oder eben unter den Hammer von Auktionator Hans-Rudolf Dollhäupl kommen, der ab 12 Uhr das Große Haus mit seiner Auktion fest im Griff haben wird.
Hunderte Gegenstände haben ein Preisschildchen
Röhler, Kempgens und ihre Mitarbeiter haben sich durch Hunderte Gegenstände gearbeitet in dieser Woche. Haben technisches Inventar ausgepreist, haben Aufkleber mit Startpreisen ab einem Euro auf viele Dinge geklebt, die erst so richtig reizvoll werden, wenn die eigentliche Sinnlosigkeit des Stücks für das eigene Zuhause deutlich wird. Gabriele Röhler hat ihren Spaß - und würde ganz offensichtlich viel gern selber ersteigern. "Also mein absoluter Favorit ist ja die Supernova", sagt sie. Auf der Bühne steht die blaue Kugel auf einem Tisch, neben unzähligen Bühnenstrahlern. "Vor ungefähr acht Jahren hatte die ihren letzten Einsatz", sagt Stefan Flaker nach einigem Überlegen. Dem Wunsch, die Funktionsfähigkeit der blauen Kugel mit den vielen Löchern jetzt und sofort überprüfen zu wollen, kommt Flaker gerne nach. Licht aus, Kugel an. Es zischt ein bisschen. "Die muss erst hochfahren", sagt er. Dann dreht sie sich, wirft kleine Lichtpunkte überall in den Raum. "Aber das ist noch nicht alles", sagt Flaker und grinst im Dunkel der Bühne: "Die kann auch anders rum."
Der Klatsch-o-mat
Gar nicht weit von Röhlers Favoritenkugel entfernt steht: "Ja, genau! Mensch, wir haben ja auch noch den Klatsch-o-mat!" Flaker lässt sich nicht lange bitten, schmeißt den Lichtkasten an, klatscht wie eine spanische Flamenco-Tänzerin - und lässt das Lichtteil bunte Effekte zaubern. 30 Euro Startpreis wäre der Klatsch-o-mat sicher allemal wert. Wer mal so richtig Strom verbrauchen und dem ganzen LED-Wahnsinn die Zunge rausstrecken will, der kann sich 250-Watt-Birnen in Schachteln sichern, die allein schon Raritäten sind. Oder kann sich gleich ein originalverpacktes 3000-Watt-Monster anlachen.
Wer es gern besonders hell mag, bekommt besondere Leuchtmittel aus der Stadthalle. Foto: Ronald Wittek
Damit man sich als Orchester selbstständig machen kann
Kempgens klopft auf zwei übereinander gestapelte Blechkisten, die auf einem Bühnenwagen stehen: "Kann man auch kaufen. 100 Euro Startpreis. Aber: Samt Wagen. Bamberger Symphoniker steht auf den beiden Kisten drauf. Drin sind ganz viele Notenständer. Damit kann man sich auf jeden Fall als Orchester selbstständig machen."
Drei Kisten und darin viele, viele ramponierte Notenständer. Foto: Ronald Wittek
Wer eine tragkräftige Deckenkonstruktion und die Raumhöhe einer mittleren Kathedrale hat, dürfte seine Freude an zwei Discokugeln haben, die ungefähr 1,50 Meter Durchmesser haben. "Gibt auch noch eine kleinere. Ach, wir haben wirklich so gut wie alles", sagt Röhler. "Zwei Klaviere zum Beispiel, die eigentlich nur gestimmt werden müssen. Stehtische mit Marmorplatte. Und die vielen schönen Anschlagtafeln mit den Steckbuchstaben. Ministeck für Erwachsene." "äst" steht auf einer drauf, das "G" und das "e" haben scheinbar schon Feierabend gemacht.
Die Gebote für die beiden Klaviere müssen bei 500 Euro beginnen - pro Klavier, versteht sich. Foto: Ronald Wittek
Abe Lincoln kommt sicher nicht zur Versteigerung. Die Buchstaben sind im Preis für die Steckschilder inklusive. Foto: Ronald Wittek
Bestuhlung gibt es auch noch - und einen vielleicht fliegenden Teppich
Natürlich ist auch von der Bestuhlung noch einiges übrig. Wider Erwarten. Denn einige Vereine und Theatergruppen haben sich hier schon vorab bedienen dürfen. "Roter Samt, Kleines Haus. Grüner Samt, Großes Haus", sagen Kempgens und Röhler im Chor.
Die Stühle aus dem Großen Haus mit der - naja - nicht mehr so arg zeitgemäßen Bespannung gibt's im Paket.
"Schaufensterpuppen dürfen natürlich in keinem Haushalt fehlen", empfiehlt sich Röhler selbst als Co-Auktionatorin. "Oder dieser fünf mal fünf Meter große Perserteppich. Handgeknüpft, keine Kinderarbeit. Wenn man die richtige Formel spricht, fliegt der wahrscheinlich auch."
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