Dabei stand eigentlich ein anderer Sänger an diesem Abend viel mehr im Zentrum des Interesses: Andreas Schager, der im nächsten Jahr als Parsifal zu hören sein wird, der sich nun als Erik aber keineswegs schonte und spielend souverän zeigte, welche Farbe - und welche Wucht - in seiner Stimme steckt.
Verschlagen, aber schöne Stimme
Das übrige Ensemble steht dem in nichts nach: Peter Rose als verschlagener, stimmschön auftretender Daland, Benjamin Bruns als hervorragender Steuermann, Nadine Weißmann als kurzfristig eingesprungene Mary, die selbst als Einspringerin in kleiner Rolle vorführt, dass es gar nicht so viel stimmliche Gewalt braucht, um sich in Bayreuth das Orchester untertan zu machen.
Die Senta ist Ricarda Merbeth, bei ihr nun lagen die Erwartungen durchaus hoch, denn schon in den Vorjahren brachte sie diese Partie nicht nur spielerisch, sondern mit schlankem, warmen und hundertprozentig sicher geführten Sopran auch spielend sängerisch zum Leuchten.
Die Rückkehr des Holländers
Und die Musiker des Festspielorchesters stellten erneut unter Beweis, dass sie als Ensemble in der Lage sind, dem Willen des Dirigenten vorbehaltlos zu folgen. Axel Kober setzt am Pult den Gegenpart zum feinen, nüchternen „Parsifal“ und dem schnellen, wendigen, vielfarbigen „Ring“ - sein „Holländer“ setzt nicht auf Tempo, sondern auf Gewicht, auf die volle Spurbreite der Musik, allerdings selten mit so viel innerer Spannung wie diesmal. Ein gutes, gar nicht so überflüssiges Gegengewicht zu den Witzchen, die Jan Philipp Gloger auf der Bühne dem ungesunden Glück zwischen Senta und dem Holländer entgegenstellt.
Nächstes Jahr wird der „Holländer“ nicht auf dem Spielplan stehen, 2018 kehrt die Produktion noch einmal zurück. Auch für dieses Jahr scheinen, obwohl offiziell ausverkauft, den vielen freien Plätzen nach durchaus noch Chancen auf Karten zu bestehen.
Vielleicht liegt es ja daran, dass der "Holländer" diesmal als einzige Produktion ganz und gar ohne nach außen getragene Aufgeregtheiten ablief: Manchmal stimmt eben alles, oder zumindest vieles. Manchmal auch dort, wo am wenigsten damit zu rechnen gewesen war.