Im Schloss Emtmannsberg könnte eine Maschine die Bürger mit regionalen Produkten versorgen Ein Automat soll den Dorfladen ersetzen

Von Udo Fürst
Im renovierten Emtmannsberger Schloss soll ein Automat die Bevölkerung mit Produkten des täglichen Bedarfs versorgen. Foto: Archiv/Otto Pilz Foto: red

Wie kann man einem kleinen Dorf wieder Leben einhauchen? Diese Frage stellen sich seit Jahren viele Kommunalpolitiker landauf, landab. Die Emtmannsberger Gemeinderäte mit Bürgermeister Thomas Kreil an der Spitze bilden hier keine Ausnahme. So sind sie vor drei Jahren auf die Idee gekommen, das marode Schloss zu kaufen, es zu renovieren und dort neben einem Gemeinschaftsraum eine Gaststätte und einen Dorfladen unterzubringen.

 
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Mittlerweile ist der Umbau längst im Gange, Ende nächsten Jahres soll das vier Millionen-Euro-Projekt abgeschlossen sein. Aus dem geplanten Dorfladen, wie man sich einen solchen gemeinhin vorstellt, wird es wohl nichts: Statt einer Verkaufstheke, Brötchenkörben und einer Verkäuferin aus Fleisch und Blut werden die Bürger mit einem Automaten Vorlieb nehmen müssen.

Ob Dosen mit Rehbraten und Chili con Carne, Äpfel und Gemüse oder Kondome und Zahnpasta – moderne Verkaufsautomaten haben heute die Produktauswahl eines Dorfladens. „Für einen richtigen Laden ist der vorgesehen Raum im Schloss mit 40 Quadratmetern einfach zu klein“, sagt Thomas Kreil und bringt auch die wirtschaftliche Komponente ins Spiel: „Außerdem müsstest du jemanden finden, der sich den ganzen Tag reinstellt.“ In der Gemeinderatssitzung am Donnerstag informierte Gerhard Herrmannsdörfer das Gremium über eine solche Möglichkeit, für die man als Pilotprojekt eventuell sogar höhere Zuschüsse bekommen könnte.

Der Zweite Bürgermeister verteilte Infos über zwei Beispiele aus Sindringen (Baden Württemberg) und Bernheck bei Plech, wo Privatleute mit solchen Automaten sehr gute Erfahrungen gemacht hätten. Das einzige, was die Maschine nicht ersetzen kann, ist der Dorftratsch. „Aber das will auch heute niemand mehr“, berichtete Bürgermeister Kreil über Untersuchungen, nach denen die Leute heute nicht mehr den gemütlichen Plausch im Laden bevorzugten, sondern ihren Einkauf lieber anonym erledigten. Kreil: „Verkaufsautomaten sind die Zukunft.“

In Emtmannsberg gebe es seit 20 Jahren kein Wirtshaus und gar seit 30 Jahren kein Lebensmittelgeschäft mehr, sagt Thomas Kreil. Ein Automat mit Dingen des täglichen Bedarfs könne zwar keinen Laden ersetzen, sei aber immerhin eine – finanzierbare – Alternative. Bestückt werden könne er vor allem auch mit regionalen Produkten wie Obst, Gemüse, Backwaren, Fleisch oder Wurst. Genau das will der Gemeinderat nun erkunden, will sich mit Vereinen unterhalten, die Bürger befragen und mit ins Boot holen, ehe man Nägel mit Köpfen mache. Dazu sollen beispielsweise Jugendgruppen und der Seniorenstammtisch befragt werden.

Herrmannsdörfer könnte sich einen ehrenamtlichen Helferkreis vorstellen, der zu besonderen Anlässen frische Backwaren verkaufen, einen Wochenmarkt veranstalten oder zu bestimmten Zeiten ein kleines Café betreiben könnte. Er schlug auch vor, sich den Verkaufsautomaten in Bernheck anzuschauen. Auf seinen Vorschlag hin wird sich jetzt eine kleine Arbeitsgruppe mit dem Thema näher befassen. Neben dem Stellvertretenden Bürgermeister werden Gerald Schreiner, Norbert Jäger und Rainer Zimmermann dem Gremium angehören.