EHC-Versammlung: Streitpunkt ist das Geld

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Gibt es nächste Saison – die sportliche Qualifikation vorausgesetzt – noch Zweitliga-Eishockey in Bayreuth? Bei der Mitgliederversammlung am Dienstag wird eine Entscheidung über die Zukunft der Tigers erwartet. Fotos: Peter Kolb Foto: red

Zweieinhalb Monate nach der letzten außerordentlichen Mitgliederversammlung folgt beim EHC Bayreuth schon die nächste. Erneut geht es um eine wichtige Entscheidung: Der DEL2-Standort Bayreuth soll durch die Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine GmbH gesichert werden. Die Standpunkte des Vereins und des designierten GmbH-Geschäftsführer-Duos gehen aber noch auseinander.

 
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Der Anfang Dezember neu gewählte EHC-Vorsitzende Don Langlois und das GmbH-Geschäftsführer-Duo Margrit und Matthias Wendel äußerten sich vor der Versammlung am Dienstag (18.30 Uhr, Herzogkeller) zu den wichtigsten Fragen.

Ist die GmbH-Gründung für den Fortbestand des Zweitliga-Eishockeys in Bayreuth essenziell?

„Ich kann nicht sagen, ob der Verein alleine den Etat erneut aufbringen könnte“, sagt Langlois. „Nach acht Wochen im Amt kann das kein Mensch. Vor allem nicht, wenn es viele Baustellen im Verein gibt.“ Da die Zeit dränge, müsste der Verein möglichst schnell alle Sponsoren an einen Tisch holen und klären, ob ein 1,5-Millionen-Euro-Etat erneut aufzubringen wäre. Sauer stößt Langlois auf, dass die in den Startlöchern stehende GmbH dem Verein aufgedrückt wird: „Wir waren quasi Außenstehende und wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Das lief nicht korrekt.“ Der Verein habe keine Zeit gehabt, eine eigene GmbH vorzubereiten.

Für Matthias Wendel besteht kein Zweifel: „Finanziell ist die DEL2 nur mit einer GmbH stemmbar. Die laufende Saison war ein einmaliges Abenteuer. Der Verein würde in seiner jetzigen Situation definitiv keine Zweitliga-Lizenz bekommen.“ Diese gebe es nur unter der Maßgabe GmbH-Gründung mit Zuführung von Kapital und ohne Verschuldung. Wenn es beim Verein Liquiditätsprobleme gebe, habe er kaum eine Chance, zügig Einnahmen zu generieren. Dann drohe die Insolvenz. Der GmbH stehen bei finanziellen Schwierigkeiten mehre Lösungswege zur Verfügung. Das Stammkapital ist zum Beispiel ein finanzieller Puffer.

Wie ist die Kooperation zwischen Verein und GmbH geregelt?

Der Profi- und der Nachwuchsbereich werden durch einen, zunächst fünf Jahre gültigen Kooperationsvertrag getrennt. Die GmbH sichert sich in dieser Übereinkunft unter anderem die Nutzung des Logos, die Übernahme der Ordner oder auch die Nutzung der VIP-Lounge an Spieltagen. Auch die Eiszeiten – sie sollen so bleiben, wie in der laufenden Saison – sind darin geregelt. Die Medienabteilung und das Zeitnehmerteam arbeiten weiter für den Verein, werden an Spieltagen aber von der GmbH gegen Bezahlung „angemietet“. Auch an Werbeeinnahmen der GmbH wird der Verein beteiligt. „Der Verein kann insgesamt, inklusive der Leistungen durch den Kooperationsvertrag, bis zu 150.000 Euro pro Saison generieren“, sagt Margrit Wendel. „Bislang flossen etwa 100.000 Euro aus dem Spielbetrieb der ersten Mannschaft in den Nachwuchs.“ In der Etatplanung für die laufende Saison, die noch von den Vorgängern Langlois’ erstellt wurde, sind die Kosten des Nachwuchsbereichs (ohne Verwaltungskosten, die künftig die GmbH übernehmen soll) auf etwa 110.000 Euro beziffert.

Sind diese 150.000 Euro für den Nachwuchsbereich ausreichend?

Schon in der laufenden Saison werden die Kosten nach Informationen Langlois’ für den Nachwuchsbereich bei 130.000 Euro liegen. „Und wir müssen ja nicht nur die Kosten von heute, sondern auch die von morgen im Blick haben“, sagt der EHC-Vorsitzende. „Die Qualität der Nachwuchsarbeit soll nicht nur bleiben, sondern auch verbessert werden. Das ist nicht zuletzt auch eine Forderung der DEL2.“ Seine Idealvorstellung ist: Der Verein bekommt einen festen Prozentsatz vom GmbH-Etat zugesichert. Doch das sei nicht umsetzbar. Da künftig der Nachwuchstrainer statt bisher acht nun zwölf Monate beschäftigt werden soll, seien 150.000 Euro schon „sehr knapp bemessen“. 30.000 Euro mehr würde sich Langlois schon wünschen. Vor allem da die 150.000 Euro kein Festbetrag sind, sondern erst generiert werden müssen. Das bereitet den Vereinsverantwortlichen Kopfzerbrechen.

Wird ein gemeinsamer Kooperationsvertrag von GmbH und Verein vorgelegt?

Das Grundgerüst des Vertrages stammt von der GmbH, der Verein hat einige Änderungen eingebracht. Jedoch verliefen die Verhandlungen aus Sicht des Vereins schwierig. Langlois sagt: „Eine Kooperation ist, wenn man miteinander redet und miteinander Ziele vereinbart. Die Kommunikation hat aber nur über Mittelsmänner stattgefunden.“ Die Chance, selbst einen Kooperationsvertrag vorzulegen, habe der Verein nicht gehabt. Langlois überlässt es den Vereinsmitgliedern, ob der Vertrag akzeptiert wird: „Jedes Mitglied soll den Vertrag genau durchlesen und seine eigene Entscheidung treffen.“ Die Wendels sehen in der erarbeiteten Kooperationsvereinbarung eine „faire Lösung“ für beide Seiten.

Zuletzt haben Grabenkämpfe im Verein immer wieder zu Problemen geführt. Werden diese durch die GmbH-Gründung behoben?

„Allein schon die Tatsache, wie der Kooperationsvertrag ausgehandelt wird, zeigt, dass die Parteien aufeinander zugehen“, sagt Matthias Wendel. „Unter die Vergangenheit soll ein Schlussstrich gezogen werden.“ Künftig werden Verein und GmbH unterschiedliche Aufgaben haben, und Berührungspunkte seien durch den Kooperationsvertrag klar geregelt, so dass Emotionen keine Rolle mehr spielen. Alle vier Wochen soll es bei einem Treffen einen Austausch zwischen Verein und GmbH geben.

Aus Sicht Langlois’ haben die Grabenkämpfe nichts mit vertraglichen Vereinbarungen zu tun: „Ruhe kehrt erst ein, wenn man gegenseitig Respekt aufbringt. Das gibt es beim EHC aktuell nicht.“ Jeder im Verein und der GmbH müsse verstehen, dass es nicht um sein eigenes Wohl, sondern das des EHC Bayreuth gehe.

Wie hoch ist die Einlage der geplanten GmbH?

Aktuell haben nach Informationen des Ehepaars Wendel 17 Gesellschafter ihre feste Zusage gegeben, die jeweils 10.000 Euro einbringen. Weitere mögliche Gesellschafter haben ihr Interesse angemeldet. Einige der Gesellschafter sind bereits Unterstützer des EHC, es sei aber sicher gestellt, dass bisherige Sponsorenleistungen vom künftigen Engagement in der GmbH unabhängig sind.

Die Wendels selbst bringen zusätzlich maximal 120.000 Euro ein. Allerdings werden es anfänglich nur 50.000 Euro sein. Der Grund: Der Verein konnte Ende Januar seine fälligen Zahlungen nicht fristgerecht leisten und hat deshalb die Patronatserklärung eingefordert, die Matthias Wendel während seiner Amtszeit als Vorsitzender gegeben hatte, um die DEL2-Lizenz ohne Auflagen zu erhalten. Ein Darlehen von 70.000 Euro wanderte vom Konto der Wendels auf das des EHC. Sobald der Verein die Summe zurückgezahlt hat, wird das Geld Stück für Stück in die GmbH fließen. „Die Tilgung des Darlehens muss nicht auf einmal erfolgen“, sagt Margrit Wendel. „Wenn das innerhalb der nächsten fünf Jahre passiert, ist das okay.“

Welche Führungsstruktur wird die GmbH haben?

Die Wendels werden Hauptgesellschafter, aber nicht Mehrheitseigner. Ganz festlegen will sich das Ehepaar noch nicht, aber „es spricht viel dafür, dass wir die Geschäftsführung zu zweit machen“. Soll heißen: Margrit und Matthias Wendel übernehmen den Posten in Personalunion. Zudem soll ein dreiköpfiger Beirat installiert werden. Matthias Wendel will dort die Interessen der Gesellschafter Margrit und Matthias Wendel als Hauptanteilseigner vertreten, ein weiterer, gewählter Beirat die der restlichen Gesellschafter. Zudem soll ein unabhängiger Beirat diesem Gremium angehören. „Der Beirat wird viele Entscheidungen treffen, denn operativ ist es nicht möglich, regelmäßig alle Gesellschafter an einen Tisch zu bekommen“, sagen die Wendels.

Mit welchem Etat plant die GmbH für die kommende DEL2-Saison?

„Der Etat wird sich in der gleichen Höhe wie in der laufenden Saison bewegen“, sagt Matthias Wendel. „Plus zehn Prozent bei den Spielergehältern.“ Er beziffert die Summe auf etwa 1,75 Millionen Euro, wovon 750.000 Euro von Sponsoren kommen und der Restbetrag hauptsächlich aus Zuschauereinnahmen generiert werden soll.

Wie läuft die Mitgliederversammlung ab?

Die Mitglieder müssen über die Auslagerung des DEL2-Teams sowie den Kooperationsvertrag entscheiden. Es wird nur ein Vertrag zur Wahl gestellt, der von den Mitgliedern vorab online eingesehen werden kann. Mitglieder, die den Link zum Vertrag noch nicht bekommen haben, sollen sich per Mail (info@ehc-bayreuth.de) beim Verein melden. Stimmen die Mitglieder beiden Punkten zu, wird die GmbH zeitnah gegründet, um schnellstmöglich handlungsfähig zu sein. Ab 1. Mai würde die Spielbetriebs-GmbH dann die Profiabteilung des EHC übernehmen.

Die auf der Tagesordnung der Versammlung stehenden Punkte „Bericht der Rechnungsprüfer“ und „Entlastung des Vorstandes“ werden wohl entfallen. „Wir haben gedacht, diese Punkte sind auf der Tagesordnung Pflicht“, sagt Langlois. „Das ist aber nicht so, deswegen können diese auch auf der regulären Mitgliederversammlung im Mai behandelt werden.“

Zudem will der Vorstand auf der Versammlung über die aktuelle Situation informieren. Wie steht der Verein finanziell da?

Im Januar habe es Probleme mit dem Cash-Flow gegeben, bestätigt Langlois. Deswegen sei die Patronatserklärung eingefordert worden. Gleichzeitig versichert er, dass es im Februar keine finanziellen Schwierigkeiten geben wird, da offene Zahlungen mittlerweile eingegangen sind. Die eingetretene Schieflage will der EHC-Vorsitzende nicht auf seine Kappe nehmen: „Wir mussten uns durch zig Sponsorenverträge kämpfen und haben festgesellt, dass es Posten gab, die schon seit langem offen sind. Also noch aus einer Zeit stammen, die weit vor unserem Amtsbeginn liegt. Die Kommunikations- und Zahlungsmoral einiger auswärtiger Sponsoren lässt leider zu wünschen übrig. Auch für die Abfindung für den Ex-Spieler Sebastian Wolsch gab es keine Rücklagen.“

Langlois’ Vorgänger ist Matthias Wendel. Dieser bestätigt, dass noch Rechnungen in Höhe von etwa 100.000 Euro offen waren. Die 15.000 Euro für Wolsch hätten über den kalkulierten Gewinn generiert werden sollen. „Wie man auf den Gewinn kommen soll, ist mir ein Rätsel“, sagt Langlois. „Und wir sollen nun daran schuld sein, dass es im Januar zu Problemen kam? Das ist schon heftig, wenn man dafür nach acht Wochen Amtszeit Vorwürfe bekommt.“ So wie es aktuell beim EHC laufe, stelle er sich schon manchmal die Frage, ob er unter diesen Bedingungen weiter Vorsitzender sein will.

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