Domingo, Netrebko und andere Überaschungen

Von Michael Weiser und Florian Zinnecker
Placido Domingo. Foto: Carlos Pacheco/NOTIMEX/dpa Foto: red

Überraschung auf dem Grünen Hügel: Der ehemalige Startenor Plácido Domingo (76) kehrt im nächsten Jahr auf den Grünen Hügel zurück. Nicht als Sänger, sondern als Dirigent der „Ring“-Oper „Die Walküre“, die 2018 mit drei Vorstellungen erneut auf dem Spielplan steht. Weitere Überraschung bei Festspiel-Pressekonferenz: Statt Anna Netrebko singt Anja Harteros 2018 Elsa.

 
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Die Neuigkeiten gab Festspielleiterin Katharina Wagner am Montag auf der Pressekonferenz zur Festspieleröffnung bekannt. Der „Ring“ in der Inszenierung von Frank Castorf ist dieses Jahr letztmals komplett bei den Festspielen zu sehen, die Musikalische Leitung liegt bei Marek Janowski.

Erstmals eine einzelne Ring-Oper im Festspielhaus

Es handle sich bei der Wiederaufnahme mit Domingo um ein „Überbleibsel“ im Zusammenhang mit den vor einigen Jahren abgeschafften Gewerkschaftsvorstellungen, sagte Katharina Wagner. Nach Kurier-Informationen datiert das Engagement Domingos noch in die Zeit der Co-Intendanz ihrer Schwester Eva Wagner-Pasquier.

Es ist das erste Mal, dass auf dem Spielplan der Bayreuther Festspiele eine einzelne „Ring“-Oper steht.

Anja Harteros statt Anna Netrebko

Bei den Bayreuther Festspielen war Domingo in den 90er-Jahren als Parsifal sowie in „Die Walküre“ als Siegmund zu hören. Zu seinen Stationen als Dirigent zählen die Metropolitan Opera New York, das Opernhaus Covent Garden sowie die Staatsoper Unter den Linden und die Wiener Staatsoper.

Domingos Engagement ist nicht die einzige Personalie, die bei der Pressekonferenz verkündet wurde. Anders als gut informierte Kreise in den Vorjahren zu berichten wussten, wird die Starsopranistin Anna Netrebko im kommenden Jahr nicht als Elsa in der Neuinszenierung des „Lohengrin“ auf dem Grünen Hügel zu hören sein. Als Elsa ist nun Netrebkos Kollegin Anja Harteros engagiert, die in Fachkreisen als Top-Besetzung gilt.

Künftig Uraufführung im Opernhaus

Netrebko hatte die Partie im vergangenen Jahr an der Dresdner Semperoper unter dem Dirigat Christian Thielemanns gesungen und im Anschluss in einem Interview selbst erklärt, die Partie nicht mehr singen zu wollen – vor allem wegen Problemen mit der deutschen Sprache. Thielemann wird auch den Bayreuther „Lohengrin“ dirigieren; in der Titelrolle ist Roberto Alagna zu hören.

Künftig wollen die Bayreuther Festspiele auch abseits der Festspielbühne aktiv werden und ihr Programm erweitern. Die in diesem Jahr erstmals stattfindende Vortrags- und Konzertreihe „Diskurs Bayreuth“ soll in den nächsten Jahren erneut stattfinden, nach Möglichkeit in erweiterter Form: Neben Konzerten und Vorträgen soll ab 2018 jährlich während der Festspielzeit eine zeitgenössische Oper im dann wiedereröffneten Markgräflichen Opernhaus uraufgeführt werden. Dabei soll es sich um Auftragswerke handeln, aber auch um Wiederaufnahmen schon bestehender Werke, sagte die Kuratorin der Reihe, Marie Luise Maintz. Zum Ende der jetzt beginnenden Festspielzeit werde man erste Namen nennen können.

Meistersinger à la Kosky

Auf der Pressekonferenz war auch der Regisseur der diesjährigen Neuproduktion der „Meistersinger von Nürnberg“ Barrie Kosky anwesend. Er nannte seine Auseinandersetzung mit der Oper, die er seiner eigenen Aussage nach eigentlich niemals hatte inszenieren wollen, „ein Abenteuer und eine große Freude“. „Es werden Meistersinger à la Kosky – wenn Sie ein Hakenkreuz erwarten, werden Sie keines bekommen“, sagte der australische Regisseur, „wir werden in eine andere Richtung gehen.“

Das Libretto der Oper halte er für hochproblematisch, in Teilen auch die Musik: „Es ist nicht alles genial, was Wagner geschrieben hat“, sagte er, und fügte scherzhaft hinzu: „Das Stück dürfte durchaus ein bisschen kürzer sein.“

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