Vor der Wohnungstür steht ein Schuhkarton von Louis Vuitton. Im Gang hängen Dolce&Gabbana-Tüten hinter Glas. Schauspielerin Karolina Lodyga – bekannt aus der Telenovela „Anna und die Liebe“ – hat bis vor zwei Jahren in Berlin gewohnt, direkt am Ku’damm. Jetzt wohnt sie in Pegnitz.

Frau Lodyga, von Berlin nach Pegnitz – ein großer Schritt, oder?

Karolina Lodyga: Zugegeben: Anfangs war das nicht einfach. Bummeln kann man in Pegnitz höchstens im Drogeriemarkt Müller. Und schick was trinken gehen? Schwierig. Als ich hier das erste Mal eine Weißweinschorle bestellt habe und ein riesiges Glas bekam, das ich kaum anheben konnte, dachte ich schon: Wo bin ich hier nur gelandet?

Schock überwunden?

Lodyga: Definitiv. Ich bin hier sehr herzlich aufgenommen worden. Inzwischen lachen meine Freunde über mich, weil ich anfange zu fränkeln. Die Großstadt hat mich müde gemacht. Hier habe ich Ruhe, den Wald, dessen Geruch mich an meine Kindheit in Polen erinnert, und, ganz entscheidend, meinen Verlobten und seine Familie.

Die Schauspielerin serviert Streuselkuchen mit Äpfeln aus dem Garten. Den Kuchen hat die Oma ihres Verlobten gebacken. Die wohnt im Erdgeschoss, die Eltern wohnen in der mittleren Etage, Lodyga und ihr Verlobter im Dachgeschoss. Die Küche ist mit reichlich Landhaus-Deko geschmückt, sie liebt das. Auch für Weihnachten hatte sie kräftig dekoriert, erzählt sie. Doch dann kam ein Fernsehteam vom Bayerischen Rundfunk zum Interview, und alles musste wieder weg. Denn der Beitrag soll erst 2016 laufen.

Eine Rolle im Franken-„Tatort“ also. Der Umzug nach Pegnitz scheint Ihrer Karriere nicht geschadet zu haben?

Lodyga: Es ist nicht mein erster „Tatort“...

... aber der erste, in dem Sie nicht nach ein paar Minuten tot sind. In „Kaltblütig“ (Odenthal/Kopper) sterben Sie bei einem Autounfall, in „Borowski und die Frau am Fenster“ werden Sie tot aus einer Sickergrube gefischt.

Lodyga: Das ist wahr. Ich wollte nicht wieder die Leiche spielen. Der Dreh in der Sickergrube war wirklich hart. 1 Uhr nachts, ein Grad. Sie haben mir Dreck ins Gesicht geschüttet. Trotzdem darfst du nicht zucken, als Leiche, man darf deinen Atem nicht sehen.“

Im Franken-„Tatort“ spielen Sie eine alleinerziehende Mutter, die als Putzkraft im anatomischen Institut der Universität Würzburg arbeitet. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?

Lodyga: Als Studentin habe ich auch Putzjobs gemacht, und zu Hause bin ich meine eigene Putzfrau. Da konnte ich mich gut einfühlen. Und das Mädchen, mit dem ich gedreht habe, war bezaubernd. Nur die Rollenverteilung zwischen uns hat es zuweilen komisch gemacht: Das Drehbuch sieht vor, dass sie sich mehr um mich kümmert als ich mich um sie. Sie weckt ihre Mutter morgens, backt Kuchen, räumt die Wohnung auf...

Das dürfen Sie verraten?

Lodyga: „Schon. Mehr aber auch nicht.“

Wie war es, in Ihrer neuen Heimat zu drehen?

Lodyga: Ich habe am Set noch nie so großes Interesse von außen erlebt, wie bei den Aufnahmen für den Franken-„Tatort“. Ob in Nürnberg oder auf dem Land: Egal wo wir gedreht haben, ständig kamen Menschen her, haben Fragen gestellt. Die Franken freuen sich offenbar sehr, jetzt ein eigenes Ermittlerteam zu haben.

Und wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den fränkischen Ermittlern erlebt?

Lodyga: Die Schauspieler sind allesamt der Oberhammer, professionell, aber nicht hochnäsig. Vor allem mit Dagmar Manzel habe ich mich angenehm unterhalten. Sie ist keine, die sagt: „Das junge Ding, das keiner kennt, interessiert mich nicht.“

Das Gespräch führte Marie-Christine Fischer.

 

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