Craftbierbrauer gründen GmbH

Von Kerstin Fritzsche
Weil der Marktanteil von Craftbier immer noch ziemlich winzig ist, haben sich sieben Craftbierbrauer zusammengetan und eine GmbH gegründet, um sich besser vermarkten zu können. Archivfoto: Daniel Bockwoldt/dpa Foto: red

Am Freitag wurde im "Liebesbier" in Bayreuth die oberfränkische Kandidatin zur Bayerischen Bierkönigin vorgestellt. So viel zur Tradition. Ungefähr zwei Stunden vorher geschah etwas, was eher mit der Bierkultur der Moderne zu tun hat: Maisel & Friends schlossen sich mit anderen Craftbierbrauern zu einer GmbH zusammen, die für eine neue Bierkultur stehen soll. Und um mehr Marktmacht zu gewinnen.

 
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Passend zum großen Jubiläum "500 Jahre Reinheitsgebot" wollen junge Brauer eine neue Bierkultur. "Zusammen mit unseren Freunden Brlo, Crew Republic, And Union, Stiegl und Jeroen Bosch sind wir Teil der #NeueBierkultur und verdammt stolz darauf!" war auf der Facebook-Seite von Maisel & Friends am Freitag gegen 12 Uhr zu lesen. Ungefähr zeitgleich posteten die anderen Brauer und Beteiligten ähnliche Statements.

Was hat es damit auf sich? "Neue Bierkultur" besteht aus befreundeten Brauern und möchte, "dass Gäste der Gastronomie eine echte Auswahl haben. Und dass der Handel sein Sortiment an der Probierfreudigkeit der Kunden ausrichten kann. Die Neue Bierkultur hat sich gefunden, um gemeinsam den deutschen Markt für Craft Beer weiterzuentwickeln. Er wird aufgrund von Geschmack, Vielfalt und Qualität der Biere wachsen. Die Liebe und Leidenschaft der Brauer zu ihren Produkten sind die Basis dafür. Wir sind davon überzeugt, dass auch andere Mitstreiter von unserem Engagement profitieren werden."

Bessere Vermarktung der eigenen Biere

Es solle um charaktervolle, unterschiedliche Biere gehen, "die sich am guten Geschmack ausrichten. Beim Brauen geht es uns mehr um Vielfalt und Kreativität, als um Standard und Effizienz", heißt es weiter auf der Website.

Auf gut Deutsch: Die sechs neuen Kreativbrauereien haben sich zusammengeschlossen, um ihre zusammen 60 Biere besser vermarkten zu können. Denn Craftbier hat trotz seiner wachsenden Beliebtheit noch immer einen sehr geringen Marktanteil. Sitz der neuen GmbH, die mit Dirk Schönzart auch einen Geschäftsführer hat, ist Frankfurt, in guter Gesellschaft mitten in der jungen Hipster- und Künstler-Szene schräg gegenüber vom Künstlerhaus Mousonturm und einigen Theatern. Marketing und Promotion stammen von einer Hamburger Agentur.

Es geht den Brauern dabei nicht nur um Verkauf und Absatz, sondern auch um Mitarbeiter-Schulungen und Rat und Tat zu den Themen Food Pairing und wie man am besten Verkostungen gestaltet. Also um das ganze Marktsegment, das irgendwie mit Genuss zu tun hat. Frankfurt ist in dieser Hinsicht ein guter Ort, nicht nur, weil es ungefähr die Mitte Deutschlands ist, sondern weil dort neben Berlin, München und Hamburg die Craftbier-Szene am stärksten boomt. Und unabhängig vom Standort ist die Vision von Maisel & Friends ja seit Anfang an: "2025 ist Craftbier eine feste Größe der deutschen und internationalen Bierlandschaft. Es zählen Geschmack, Vielfalt, Braukunst und Leidenschaft.“

Veröffentlichungen rein übers Internet, vor allem Facebook

Interessant an der neuen Bier- und Freundschaftskultur unter Brauern ist auch, dass Statements, Entwicklungen und Neugründungen vor allem übers Internet mitgeteilt werden, und hier ist speziell Facebook das Medium der Brauer. So war es auch zuerst auf Facebook, als Jeff Maisel vor ziemlich genau drei Monaten seinen Standpunkt zum Reinheitsgebot mitteilte und die Gründung einer Arbeitsgruppe unter Brauern für eine Erweiterung hin zu einem Natürlichkeitsgebot ankündigte.

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