Blaicher Anwohner protestieren

Von Stefan Linß
 Foto: red

Die Unterpurbach im Kulmbacher Stadtteil Blaich hat im Laufe der Jahre ihr Gesicht ziemlich verändert. Einst stand dort die Fleisch- und Wurstkonservenfabrik Sauermann. Sie wurde 1976 geschlossen, genau 111 Jahre nach der Gründung. Als die alten Backsteingemäuer abgerissen waren, entstanden nach und nach neue Wohnhäuser. Jetzt hat sich ein weiterer Investor die recht attraktive Lage am Fuße des Klinikumsberges für ein mögliches Bauprojekt ausgesucht. Einige Anwohner scheinen damit aber überhaupt nicht einverstanden zu sein und lehnen alle weiteren Veränderungen ab.

 
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An mehreren Stellen liegen aktuell Listen aus. Die Initiatoren werben um Unterstützung und bitten darum, mit der Unterschrift die Ablehnung zu bekunden. Auf dem beiliegenden Infoblatt heißt es, dass sich die Betroffenen "gegen das geplante Bauvorhaben am ehemaligen Sauermannsgelände wehren wollen".

Die anonymen Verfasser des Schreibens sind "Die Anwohner von Unterpurbach". Sie informieren darüber, dass fünf bis sieben Häuser in Terrassenbauweise errichtet werden sollen, jeweils bis zu fünf Geschosse hoch. Insgesamt 50 Wohneinheiten könnten entstehen.

Viele Auswirkungen

Die Anwohner argumentieren, das Projekt habe unter anderem folgende Auswirkungen: Der Hang müsse abgetragen werden, unzählige hochgewachsene Bäume müssten weichen, der Lebensraum vieler Tiere werde zerstört und die Parksituation in der Unterpurbach verschärfe sich. Darüber hinaus komme es zu einer Lärmbelästigung, zu einer Wertminderung der bestehenden Häuser und zu wahrscheinlichen Problemen bei Regenfällen, wenn der Untergrund versiegelt wird.

Um das beschriebene Szenario abzuwehren und den Hang zu erhalten, sei es den Verfassern nach eigenem Bekunden ein großes Anliegen, viele Unterschriften gegen den Bau zu sammeln.

Nachbarn haben ein weiteres anonymes Schreiben in ihrem Briefkasten gefunden, das zum Protest aufruft. Darin heißt es, den Hang abzutragen sei "ein absoluter Wahnsinn". Die Lebensqualität der Anwohner würde dadurch gemindert. Außerdem werde die Verkehrsbelastung extrem zunehmen.

Zuletzt still geworden

Der Stadtrat hat sich erst vor Kurzem mit der Bauvoranfrage des Investors befasst. Das Thema ist nicht neu und stand bereits vor Jahren auf der Agenda. Nach wie vor liegt ein rechtsgültiger Bebauungsplan für das ehemalige Sauermannanwesen in der Unterpurbach vor. Er ist 1995 vom Kulmbacher Stadtrat beschlossen worden und 1996 in Kraft getreten.

Um das Baugebiet ist es zuletzt still geworden. Der Investor, der sich aktuell dafür interessiert, liegt mit seinem Vorhaben offensichtlich innerhalb des 1995 aufgestellten Planes. Wann das Projekt umgesetzt werden soll, ist nicht bekannt.

Ganz einfach würde ein Neubau wohl nicht werden. Einerseits ist der Hang relativ steil. Anderseits befinden sich dort mehrere Keller und Schächte, die einst von der Firma Sauermann genutzt worden sind. Sie müssten vermutlich erst verfüllt werden.

Ziemlich schwierig ist die Erschließung auch ein paar Hundert Meter weiter westlich in der Matthäus-Schneider-Straße oberhalb der Blaicher Auferstehungskirche. Dort hat sich die Aufregung wieder weitgehend gelegt. Die Pläne für ein kleines Neubaugebiet mit acht Einfamilienhäusern hatten bei den Anwohnern in der Matthäus-Schneider-Straße und der Hagleite Unmut ausgelöst. Auch dort gab es Unterschriftenlisten und Proteste.

Wohnbedarf wird wohl weiter steigen

Hauptstreitpunkt war die Anbindung. In Verlängerung zur Matthäus-Schneider-Straße besteht zwischen den bebauten Grundstücken bislang nur ein schmaler Schotterpfad. Die Nachbarn haben sich gegen einen Ausbau ausgesprochen. Mittlerweile liegt das Projekt offenbar auf Eis. "Die gestellte Voranfrage wird aktuell nicht weiter verfolgt", bestätigt Tobias Günther von der Stadt Kulmbach und sagt: "Grundsätzlich sind diese Grundstücke natürlich in der augenblicklichen Entwicklungssituation unserer Stadt schon geeignet, um einen krankenhausnahen Bedarf zu befriedigen."

Der Bedarf wird in der ganzen Stadt höchstwahrscheinlich noch weiter steigen. Mit dem neuen Uni-Campus ist neuer Wohnraum nötig, sagen die Projektverantwortlichen. Der könnte sich auch gleich nebenan in bestehenden Gebäuden auftun, beispielsweise im Kindergarten Auferstehungskirche.

Die Kirche hat das leerstehende Gebäude mittlerweile an einen Investor verkauft. Die Kindergartenkinder sind längst in ihr neues Haus in der Blaicher Straße umgezogen. Für die Zukunft des alten Kindergartens laufen die Planungen. Ob die Idee umgesetzt wird, dort eine Tagespflege für Senioren einzurichten, ist ungewiss. Nach der Renovierung des Kindergartens könnten aber 20 Wohnungen entstehen. Doch wo die nötigen Parkplätze samt Zufahrt entstehen sollen - darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

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