Waischenfelder Bürgermeister bietet Studenten Brauereigelände an Bayreuth: Ingenieursbräu macht Furore

Von Norbert Heimbeck
Doktorand Alexander Raup hatte die Idee zum „Bayreuther Ingenieursbräu“. Nun hat Waischenfelds Bürgermeister Pirkelmann den Studenten angeboten, die ehemalige Brauerei Polster in Nankendorf zu übernehmen. Foto: Heimbeck Foto: red

Sind sieben Fässchen Bier das Fundament einer großen Idee? Die Tatsache, dass Bayreuther Ingenieurstudenten eine kleine Brauerei auf dem Campus errichtet und bereits sieben Sorten Bier produziert haben, schlägt Wellen bis ins Bierparadies Fränkische Schweiz.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Professorin Ruth Freitag war für einen Moment sprachlos, Uni-Kanzler reagierte mit einem „cool!“. Waischenfelds Bürgermeister Edmund Pirkelmann hatte nach Lektüre des Kurierberichts „Bayreuther Ingenieurstudenten brauen Bier“ dem Lehrstuhl für Bioprozesstechnik angeboten, die seit Jahren brach liegende Brauerei Polster zu reaktivieren. Mitten im Bierparadies Fränkische Schweiz.

Pirkelmann: „Polster war in den Siebziger Jahren eine der renommiertesten Brauereien in der „Fränkischen“. Das Gelände in Nankendorf verfällt, seit Werner Polster weggezogen ist und mit einem anderen Betrieb Pleite gemacht hat. Waischenfeld hat großes Interesse daran, diesen Schandfleck in Nankendorf einer neuen Nutzung zuzuführen.“ Der Bürgermeister sagt, für eine Sanierung des Brauereigeländes könnten Mittel aus der Städtebauförderung eingesetzt werden. Seine Anfrage an den Lehrstuhl sei als Angebot zu verstehen: „Wenn jemand was für eine Existenzgründung sucht.“

Die kleinen gastronomischen Betriebe in der Fränkischen Schweiz leben laut Pirkelmann alle gut: „Ein neuer Brauer würde hier garantiert ein Geschäft machen. Der Tourismus bei uns wird auch von der Entwicklung in Obernsees beflügelt werden. Unsere Gäste finden die Biervielfalt toll, das Essen ist gut und günstig und die Landschaft wunderschön.“ Die Stadt wolle keineswegs in die Privatwirtschaft einsteigen, aber „wir finden bestimmt eine Lösung, wenn ein Existenzgründer zu uns kommen will.“ Die Verbindung zwischen Waischenfeld und Bayreuth sei eng, eine wissenschaftliche Beziehung gebe es durch den Fraunhofer-Forschungscampus.

An der Universität hat Pirkelmanns Angebot Überraschung und Begeisterung ausgelöst. Lehrstuhlinhaberin Ruth Freitag erfuhr auf einer Dienstreise in der Schweiz von der Geschichte. Sie spricht von einer „sympathischen Idee. Aber natürlich bilden wir keine Brauer aus, sondern Ingenieure.“ Sie könnte sich vorstellen, dass die Gründungsberater der Universität auch für solche Fälle zur Verfügung stehen: „Ich halte die Idee nicht für völlig abwegig. Wir haben an der Universität immer Leute, die nach dem Studium hierbleiben wollen. Ich werde aber meinen Professorenjob sicher nicht aufgeben und eine Brauerei eröffnen.“ Sie sehe auch die Zusammenarbeit mit einem lokalen Braumeister als Option.

Kanzler Markus Zanner bezeichnete die Idee kurz und erfreut als „cool“. Bereits bei der Präsentation der sieben Biere, die die Studenten im Rahmen eines Praxisseminars hergestellt haben, war die Idee aufgekommen, den „Ingenieursbräu“ im Souvenirladen der Universität anzubieten. Zanner: „Dazu müssen wir erst die lebensmittelrechtlichen Vorschriften klären.“

Info: Die Studenten hatten mechanische und biologisch-chemische Prozesse erforscht und dazu eine Versuchsbrauerei eingerichtet. Das Bier des „Ingenieursbräu“ trägt klangvolle Namen wie Gurgelrutscher und Durstlöscher.

Bilder