Statt Fränkisch wurde im Film Oberbayerisch geredet - ZDF: "bewusste Entscheidung" Aufregung um den Dialekt im ZDF-Dreiteiler "Tannbach"

Von Kerstin Fritzsche und Carolin Grotjahn
Szene aus "Tannbach": Anna (Henriette Confurius) und Friedrich (Jonas Nay, l.) mit Georg von Striesow (Heiner Lauterbach, r.). Foto: ZDF/Dusan Martincek, Lukás Zentel Foto: red

Das soll Fränkisch sein? Was reden die denn da? Das fragten sich viele Zuschauer des ZDF-Dreiteilers "Tannbach" diese Woche und zeigten sich im Internet verärgert über die Entscheidung des Senders, bei der Geschichte in Mödlareuth ein eher allgemein verständliches Oberbayerisch eingesetzt zu haben. Auf dem Mainzer Lerchenberg beim ZDF sieht man die Sache nicht so eng, die Zuschauer aus dem Kurier-Verbreitungsgebiet sind gespalten.

 
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Die Wahl des oberbayerischen Dialekts im ZDF-Dreiteiler "Tannbach" über das Nachkriegsschicksal des fränkischen Dorfs Mödlareuth wurde von vielen Zuschauern im Internet auf sozialen Netzwerken kritisiert. "Der bayerische Dialekt in "Tannbach" zeugt von völliger Ignoranz. In dieser Gegend sprechen die Menschen Fränkisch und das klingt ganz anders", twitterte ein Zuschauer. "Man wähnt sich wirklich im falschen Film, wenn plötzlich in Mödlareuth der „Seppldialekt“ aus dem TV-Gerät erklingt", schrieb Joachim Kalb aus Weidenberg in einem Leserbrief.

Den Dreiteiler, der zur besten Sendezeit Sonntag,Montag und Mittwoch ausgestrahlt worden war, wertet das ZDF als großen Erfolg. Nach Angaben des Senders sahen den Auftakt 6,35 Millionen Menschen, am Montag waren es 6,55 Millionen Zuschauer und am Mittwoch 6,59 Millionen. Die Marktanteile steigerten sich von 17,1 auf 19,4 und schließlich auf 20,6 Prozent. Die Dokumentation zum Thema, die das ZDF direkt im Anschluss an den ersten Teil sendete, habe über 6 Millionen Zuschauer erreicht.

Wir fragten in Bayreuth, ob die hiesigen TV-Zuschauer die Sache mit dem falschen Dialekt gestört hat. „Mich hat der oberbayerische Dialekt sehr aufgeregt – ich habe nur darauf gewartet, dass die Russen vor der oberbayerischen Großmäuligkeit wieder hinter den Ural fliehen. Den Film sprachlich in eine andere Ecke zu verlegen hat nichts mehr mit künstlerischer Umsetzung zu tun, sondern ist einfach nur Verzerrung“, echauffiert sich Karlheinz Völkel (62), Rentner aus Thurnau. Ulrike Kirstein (74) aus Bayreuth, ebenfalls Rentnerin, sagt: „Ich war überrascht, als ich den oberbayerischen Dialekt gehört habe. Er hat mich ziemlich geärgert, weil ich dachte, dass sich der Film auf Mödlareuth bezieht, und da redet man anders.“

ZDF: "An der thüringischen Grenze gab es vor 70 Jahren durchaus noch andere Dialektfärbungen als heute"

Zur Kritik an der sprachlichen Umsetzung des Dreiteilers antwortete die Presse-Abteilung des ZDF auf Kurier-Anfrage: "Bei der Entwicklung des Stoffes wurde das Thema Dialekt selbstverständlich thematisiert. Auch wurde recherchiert, dass an der thüringischen Grenze vor 70 Jahren durchaus noch andere Dialektfärbungen gegeben waren als heute. Nachdem es nicht möglich war, eine ausreichende Anzahl und vor allem die richtigen Schauspieler zu finden, die des fränkischen Dialekts mächtig sind, haben sich Produktion und Redaktion darauf geeinigt, einen ländlich-süddeutschen Dialekt einzusetzen. Einen solchen, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen, sprechen zahlreiche Schauspieler."

"Tannbach" komplett auf Hochdeutsch spielen zu lassen, war für den Sender aber auch keine Alternative. "Auf eine ländliche Dialektfarbe zu verzichten, wäre falsch gewesen", heißt es weiter in der Stellungnahme. Auch ist er einem breiten Publikum vertraut und annähernd verständlich. Ganz auf eine ländliche Dialektfarbe zu verzichten, wäre falsch gewesen. Im Übrigen steht „Tannbach“ nicht nur für Mödlareuth, sondern für zahlreiche Grenzdörfer von Süd- bis Norddeutschland.

Fans der Kurier-Facebook-Seite reagieren ganz unterschiedlich. Für Silke Frohnert steht der Dialekt nicht im Vordergrund. "Ich fand den Dreiteiler mega-spannend, fesselnd und gelungen. Gucken muss ich ihn eh, weil ich ganz nah dran dort geboren bin. Wer will dann nicht wissen, was da die Menschen durchmachen mussten?" schreibt sie. "Für uns Oberfranken/Sachsen/Thüringer wärs natürlich viel authentischer gewesen, den hiesigen Dialekt zu wählen, Oberbayerisch passte gar nicht. Die Handlung selbst war gut, bei den Darstellern hätte es auch den einen oder anderen besser Passenden gegeben", meint Thomas Feiler.

"Die Schauspieler wurden so nicht genötigt, sich lächerlich zu machen"

"Und ich hab schon gedacht, dass nur mich das gestört hat - jetzt bin ich ja beruhigt", schreibt hingegen Michael Schneider. Aber auch er fand "alles in allem ein wirklich sehenswerter Dreiteiler!" Stefan Weigel stört die Sache mit dem Dialekt hingegen schon: "Mit originalem Dialekt wäre es halt authentisch... so ist es nur irgendein Film." Das könne aber auch nach hinten losgehen, mahnt Facebook-User Robert Bernt: "Fränkisch lässt sich nun mal nicht imitieren - das ist mit Oberbayrisch eben einfacher. Sehen wir's positiv, dass die Macher die Schauspieler nicht genötigt haben, sich entsprechend lächerlich zu machen."

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